Josef H. Reichholf
Die »Christos« aus dem Auwald - LWF-aktuell 89
Es ist schon ein gespenstisch anmutendes Bild, wenn die gänzlich eingesponnenen Stämme der kahl gefressenen Traubenkirschen silbern im Sonnenlicht leuchten. Die Raupen der Traubenkirschen Gespinstmotte und anderer Gespinstmottenarten umhüllen (Hatte es ihnen der Verhüllungskünstler Christo abgeschaut?) in manchen Jahren Bäume und Sträucher mit einem dichtgewebten Schleier.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Raupen der Traubenkirschen-Gespinstmotte. Foto: J. Reichholf
Zu beobachten sind solch schaurig-schönen Bilder Ende Mai/Anfang Juni. In den letzten Jahren war dieses Naturschauspiel besonders häufig zu bestaunen und viele Bürger fragen nach dem Warum und den Folgen dieser auf viele Naturfreunde dramatisch wirkenden Erscheinungen.
Bei den Ende Mai/Anfang Juni mehr oder weniger kahl gefressenen und mit dem silbrig glänzenden Gespinst überzogenen Bäumen handelt es sich meist um die Traubenkirsche. Verursacher ist die Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymellus). Sie ist leicht zu finden, wenn zu Beginn des Hochsommers die Motten schlüpfen. Dann sitzen sie zu Hunderten oder Tausenden den noch immer silbrig eingesponnenen Stämmen.
Ihre Raupen kommen nur auf Traubenkirschen vor. Sie gehört also zu den wenigen streng monophagen Arten von Schmetterlingen. Das ist ein wichtiger Befund, wenn es um die Beurteilung der Auswirkungen von Massenvermehrungen und um eventuelle Gegenmaßnahmen geht. Keine andere Baumart wird befallen, selbst dann nicht, wenn das Gespinst darauf ausgedehnt worden sein sollte.
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