Ralf Petercord
Waldschutz und Klimawandel - Wettlauf mit den Schädlingen? - LWF-Wissen 63
In der allgemeinen Diskussion über die Folgen des Klimawandels werden Insekten häufig als Gewinner angesehen. Diese Einschätzung ist zunächst einmal folgerichtig, da Insekten zu den wechselwarmen Tieren gehören und damit von einer Temperaturerhöhung infolge des Klimawandels profitieren können.
Zoombild vorhanden
Fichtengespinstblattwespen während des Schwärmfluges im Juni (Links: Weibchen; Rechts: Männchen). Foto: H. Lemme
Für den angewandten Waldschutz reicht diese Annahme zur Risikoabschätzung der zukünftigen Gefährdung einer Baumart durch Schadorganismen aber nicht aus. Es bedarf vielmehr einer differenzierten Analyse, welche Arten in welcher Weise vom Klimawandel profitieren.
Grundsätzlich können Insektenarten auf veränderte Umweltbedingungen in mehrfacher Hinsicht reagieren. Eine direkte Anpassung kann durch eine Veränderung der Vitalität, der Reproduktion oder des Verhaltens erfolgen. Physiologische Veränderungen der Wirtspflanze oder Veränderungen des Gegenspielerkomplexes als direkte Folge einer Umweltveränderung können sich indirekt auf die schädigenden Insektenarten auswirken. Neben diesen Anpassungsprozessen können mobile Arten auch auf eine Veränderung ihres Verbreitungsareals mit Ein- oder Auswanderung reagieren. Diese Migrationsprozesse sind dabei nicht auf invasive Arten beschränkt, sondern können auch bei einheimischen Arten auftreten. Aktuell wird beim Eichenprozessionsspinner eine entsprechende Entwicklung beobachtet.
Der Zusammenhang zwischen den bereits zu beobachtenden Klimaveränderungen und dem aktuell von Schadorganismen verursachten Schadholzanfall lässt sich nicht immer wissenschaftlich belegen, ebenso wie man auch nicht jedes Sturmereignis auf den Klimawandel zurückführen kann.
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