Holger Hastreiter
Forstliche Beratung im Wandel - LWF-aktuell 108
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) führt jährlich im Privatwald eine Befragung zum Holzeinschlag durch. Neben den Standardfragen zum Holzeinschlag und -verkauf werden jedes Jahr zusätzliche Fragen zu aktuell interessanten forstlichen Themen gestellt. In den Jahren 2004, 2007 und 2014 drehten sich diese Fragen jeweils um die Beratung im Privatwald. Befragt wurden Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer mit einer Waldbesitzgröße von bis zu 200 Hektar.
Zoombild vorhanden
Abbildung 1: Mit der Forstreform 2005 sind einige Themen der Forstverwaltung an
die Selbsthilfeeinrichtungen der Waldbesitzer übergegangen. Foto: R. Götzfried
Seit 2004 sinkt die Zahl der landesweit freiwilligen Teilnehmer an der Befragung stetig. Waren es 2004 noch 1.089 Privatwaldbetriebe, so sank die Zahl 2007 auf 970 und 2014 gar auf 654.
2004 bezog sich die Frage nach den beratenden Institutionen auf die letzten fünf Jahre 2000 bis 2004. Man konnte zwischen »Förster« und/oder »forstlichem Zusammenschluss« (WBV oder FBG) wählen. 27% der Befragten gaben an, keine Beratung nachgefragt zu haben. 2007 bezog sich die Befragung dann nur noch auf das Befragungsjahr.
Zusätzlich zu den Beratern des Jahres 2004 konnte als beratende Institution noch die Rubrik »private Forstunternehmer« angekreuzt werden. Jedoch gaben diesmal nur 16% an, auf eine Beratung verzichtet zu haben. Im Jahr 2014 bezog sich die Befragung dann wieder auf die letzten fünf Jahre 2010 bis 2014 und zu den beratenden Institutionen zählten nun auch noch »Freunde« und »Andere«. Die Zahl derer, die eine Befragung nicht in Anspruch genommen haben stieg wieder auf 28%.
Beratung ja! Aber durch wen?
Insgesamt betrachtet ist die Beratungsquote um rund 10% über alle Größenklassen während der Jahre 2004 (2000) bis 2007 angestiegen. Besonders auffällig ist in 2004 die geringe Anzahl der Waldbesitzer, die ausschließlich die Beratung durch Forstbetriebsgemeinschaften bzw. Waldbesitzervereinigungen in Anspruch genommen haben.
Auch die Kombination staatlicher Revierleiter und forstlicher Zusammenschluss wurde – verglichen mit den Jahren danach – weniger häufig genannt. Der zuständige Förster war dagegen für über 40% der Waldbesitzer aller Betriebsgrößen die erste Adresse, wenn es um die Beratung zu ihrem Waldbesitz ging. Für das Jahr 2007 zeigt Abbildung 2, dass 70 bis 90% aller Waldbesitzer in den Besitzgrößen bis 200ha eine forstliche Beratung nachgefragt haben.
weiterlesen
Abbildung 2: Auswertung der beratenden Institutionen nach Größenklassen.
Etwa 30% gaben an, sich nur von ihrer FBG bzw. WBV beraten zu lassen. Ein etwas geringerer Prozentsatz vertraute ausschließlich auf den örtlich zuständigen staatlichen Förster als Berater. Ein nicht unerheblicher Teil der privaten Waldbesitzer nutzte sowohl die Beratung durch die FBG bzw. WBV, als auch die kostenlose Beratung durch die staatlichen Revierleiter. Private forstliche Dienstleister waren zwar in fast allen Besitzgrößen vertreten, spielten aber selbst in den größeren Betrieben ab 50ha nur eine untergeordnete Rolle.
2010 bis 2014 ergeben die Anteile der Waldbesitzer ohne Beratung in den Größenklassen wieder ein ähnliches Bild wie in den Jahren 2000 bis 2004. In der Größenklasse »bis unter einem Hektar« ist die Zahl der Teilnehmer ohne Beratung (63%) allerdings erstmals höher als die Zahl derer mit Beratung. Verglichen mit 2007 ist die Inanspruchnahme der Beratungsmöglichkeiten in allen sieben Größenklassen um etwa 10% gesunken. Die Prozentanteile bei der Beratung allein durch die FBG bzw. WBV sind in allen Größenklassen um bis zu 19% geringer.
Der staatliche Förster als ausschließliche Beratungsinstitution verzeichnete in vier Größenklassen einen höheren Anteil als 2007 und büßte nur in drei Größenklassen Prozentanteile um bis zu 12% ein. Die Kombination aus Förster und forstlichem Zusammenschluss wies in fünf Größenklassen einen leichten Rückgang um bis zu 7% auf, blieb aber im Wesentlichen auf ähnlichem Niveau wie 2007. Die zusätzlichen Auswahlmöglichkeiten, wie Beratung durch Unternehmer, durch Freunde oder durch sonstige Institutionen wurden eher selten angekreuzt. Auf Kombinationsauswertungen mit den häufiger genannten Institutionen wurde deshalb aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet.
Nach ihrer Zufriedenheit mit der angebotenen Beratung gefragt, zeigten sich 2007 82% der Waldbesitzer zufrieden, 13% waren nicht zufrieden. Im Vergleich dazu stieg die Beratungszufriedenheit der Befragungsteilnehmer 2014 auf 92% an und der Anteil der nicht zufriedenen Teilnehmer sank auf 5%. Als Gründe für die Unzufriedenheit wurde am häufigsten fehlende Intensität, gefolgt von zu wenig Kompetenz und Zeitmangel auf Seiten des Beratenden genannt.
Beratung, ja! – Aber zu welchen Themen?
2014 wurden die Teilnehmer ebenfalls gefragt, durch welche Institution sie sich zu welchem Thema beraten ließen. Die Antworten sind in Abbildung 3 dargestellt. Die staatlichen Revierleiter wurden demnach in allen Themenbereichen, außer dem Holzverkauf und dem Holzeinschlag, am häufigsten als Berater in Anspruch genommen.
Die forstlichen Zusammenschlüsse sind ebenfalls in allen Beratungsbereichen vertreten. Am häufigsten haben diese in ihren Kerngeschäften dem Holzverkauf und dem Holzeinschlag (z. B. zu Feinerschließung, Hiebsauszeichnung, Maschineneinsatz etc.) beraten.
Verteilt man die von den Befragten genannten Beratungsthemen nach der Häufigkeit ihrer Nennung auf die Besitzgrößenklassen der Betriebe, dann ergibt sich folgendes Bild (Abbildung 4): Über alle Größenklassen hinweg bilden die Themen Waldverjüngung und Waldpflege gemeinsam beinahe die Hälfte aller Nennungen.
Die Beratungsthemen Holzverkauf und Holzeinschlag wurden ebenfalls in allen Größenklassen mit einem Anteil von zusammengenommen bis zu 33% sehr häufig erwähnt. In der Größenklasse unter einem Hektar spielt der Holzverkauf bekanntlich keine größere Rolle. Dementsprechend wurde das Thema in dieser Größenklasse auch nicht angeführt.
Zusammenfassung
Als Folge der Forstreform 2005 ist die betriebswirtschaftliche Beratung als Aufgabe der staatlichen Förster weggefallen. Diese Tätigkeiten übernehmen jetzt die Selbsthilfeeinrichtungen der Waldbesitzer für ihre Mitglieder. Dadurch haben sich auch die Beratungsthemen bei den Revierleitern und den forstlichen Zusammenschlüssen in den Befragungsjahren 2004 und 2007 verschoben.
War vor der Reform der Förster noch Ansprechpartner für alle forstlichen Fragen, so lag und liegt dessen Beratungsschwerpunkt danach bei der gemeinwohlorientierten Beratung (z.B. zum klimabedingten Waldumbau). Folglich mussten sich die Waldbesitzer dann in betriebswirtschaftlichen Fragen vermehrt an die bestehenden Selbsthilfeeinrichtungen wenden.
Die Befragung 2014 ergab keine weitere Steigerung, sondern eher einen leichten zahlenmäßigen Rückgang in der Beratungshäufigkeit des befragten Kollektivs. Ursächlich dafür könnte einerseits die Verringerung der Gesamtteilnehmerzahl von 2004 bis 2014 um knapp 300 Waldbesitzer sein, andererseits ist es aber wahrscheinlich einfach normal, dass nicht jeder Waldbesitzer regelmäßig in so »kurzen« zeitlichen Abständen Rat zum Thema Wald sucht. Die Befragung zeigt aber auch, dass Forstverwaltung und forstliche Zusammenschlüsse nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern miteinander arbeiten und die Zuständigkeiten nach Aufgabenbereichen bei den Waldbesitzern bekannt sind.
Eine interessante Erkenntnis aus den Umfragen ist, dass seit fünfzehn Jahren ein kontinuierlich hoher Anteil der befragten Waldbesitzer, nämlich rund 70%, regelmäßig die Möglichkeiten der Beratung in Anspruch nimmt. Dabei stehen, wie die jüngste Befragung zeigt, erfreulicherweise vor allem die Themenbereiche Waldpflege und Waldverjüngung und damit die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldeigentums im Vordergrund und das unabhängig von der Betriebsgröße.
Beitrag zum Ausdrucken
Weiterführende Links
Autoren