Mutter des Waldes
Die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) - Baum des Jahres 1990

Der Begriff für unsere Buchstaben leitet sich von Buchen-Holzstäben ab. Sie wurden zum Deuten der auf ihnen eingeritzten Runen vom Boden auf-"gelesen". Die althochdeutsche "buoh", eine Holzschreibtafel aus Buche, ist der Namensgeber für unsere Bücher.

Rotbuchen-Waldbild mit drei starken alten Bäumen im Vordergrund.Zoombild vorhanden

Alter Buchenbestand
(Foto: Leonhard Steinacker)

Ein über ganz Deutschland hinaus bekanntes Baumexemplar war die Bavaria-Buche. Sie stand nahe dem Ortsteil Pondorf der Gemeinde Altmannstein im oberbayerischen Landkreis Eichstätt im Naturpark Altmühltal. Ihr Alter wurde auf 500 bis 800 Jahre geschätzt, ihr Stammumfang betrug neun Meter, die Krone wies einen Durchmesser von über 30 Metern auf.

Durch Sturmschäden in den Jahren 1995, 2006 und 2013 brachen nach und nach alle Hauptäste der ehemals halbkugelförmigen Krone. Das Bruchholz verblieb als Totholzbiotop an Ort und Stelle.

Kurzporträt Rotbuche

Zum Porträt

Systematik:
Klasse:Rosopsida = Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
Unterklasse:Rosidae = Rosenähnliche
Ordnung:Fagales = Buchenartige
Familie:Fagaceae = Buchengewächse
Gattung:Fagus = Buchen
Art:Fagus sylvatica L. = Rotbuche
Gestalt

Bis 45m hoch, BHD bis 2m, im Freistand tiefe Beastung und weit ausladende Kronen

Triebe

Hellgrün und elastisch, nach dem Verholzen purpurbraun mit zahlreichen Lentizellen

Knospen

Zweizeilig angeordnet; schlank, zugespitzt, lang-spindelförmig; Blattknospen bis 3 cm lang und 4 mm dick, Blütenknospen etwas dickbauchiger; Schuppen schmal-lanzettlich, rotbraun bis hellbraun

Blätter

Zweizeilig und wechselständig; spitz-eiförmig mit welligem Rand, keilförmiger bis abgerundeter Grund, zur Spitze hin buchtig gezähnt; glänzend grün, auf der Unterseite heller; anfangs weichhaarig und bewimpert, im Alter fast kahl; Herbstfärbung bräunlich bis gelbrot

Rinde

Anfangs graubraun, glänzend und glatt, später grau bis weiß-grau; bis zu 15 mm stark; selten schwache Bildung einer Borke ("Steinbuche"); Astnarben aus Rund- und Winkelnarbe bilden sog. "Chinesenbärte"

Blüten

April bis Mai, mit dem Austreiben der ersten Blätter; einhäusig; unscheinbar und hellgrün; in den Blattachseln der Kurztriebe; wind- und insektenbestäubt

Früchte

Bucheckern oder Bucheln; 1-2cm lange und knapp 2cm dicke Nüsse; zu zweit in einem Fruchtstand; scharf dreikantig und glänzend braun; Tausendkorngewicht zwischen 190 und 220g; Verbreitung unter anderem durch Eichhörnchen und Mäuse

Bewurzelung

Herzwurzelsystem mit intensiver Durchwurzelung im Stammfußbereich; hoher Feinwurzelanteil

Höchstalter

Etwa 500 (900) Jahre

Verbreitung

Für optimales Wachstum benötigt die Buche mittel- bis tiefgründige, frische Braunerden mit mittler bis besserer Nährstoffversorgung bei einer Jahresmitteltemperatur von 7 bis 8°C und 600 bis 800mm Jahresniederschlag.
Sie wächst aber auf fast allen Bodentypen, von stark sauren, nährstoffarmen Böden bis zu Kalkstandorten, meidet jedoch Standorte in Überschwemmungsbereichen oder mit Staunässe.

Das Verbreitungsgebiet der Rotbuche erstreckt sich vom Atlantik im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten. Es reicht von Südengland und dem südlichen Skandinavien bis nach Sizilien. Die Klimahülle nach Kölling (siehe Abb.) zeigt ihre große ökologische und klimatische Anpassungsfähigkeit. Ohne den Einfluss des Menschen wäre der größte Teil Bayerns von Buchen- oder Buchen-Mischwäldern bedeckt.

Für die Baumart Rotbuche tragen wir besondere – globale - Verantwortung, da mit ca. 25% des natürlichen Gesamtareals der Ökosystems und Naturerbes Buchenwald Deutschland eine führende Rolle in Europa einnimmt.

Waldbauliche Behandlung

Die Buche ist eine wichtige Baumart für alle Waldbesitzer. Vorteilhaft ist es allerdings, sie mit Mischbaumarten zu kombinieren. Dies ist v.a. dort bedeutsam, wo die Buche am Rande oder außerhalb ihres Optimums ist.
Wertvolles Buchenholz muss vor allem dick, aber auch gesund sein. Dementsprechend ist auch die waldbauliche Behandlung danach ausgerichtet. Sobald die jungen Buchen einen ausreichend langen astfreien Stamm entwickelt haben, wird einer bestimmten Anzahl von Buchen während einer sogenannten Lichtwuchsphase immer genügende Platz gegeben, damit sie große Kronen ausbilden können. Wenn ein Baum seinen Zieldurchmesser erreicht hat, wird er entnommen. Diese Zielstärkennutzung leitet dann allmählich in die langfristige Verjüngungsnutzung über, in der die Buchenbestände natürlich verjüngt werden.

Waldschutz

Die Buche ist eine vergleichsweise risikoarme Baumart. Buchen- und Buchenmischbestände bilden stabile Wälder und gewährleisten dem Waldbesitzer eine hohe Betriebs- und Planungssicherheit.
Junge Buchen sind vor allem gegenüber Spätfrösten empfindlich. Für Mäuse und Schalenwild sind die Samen – die Bucheckern – besondere Leckerbissen. Wildverbiss und Schälschäden treten ebenfalls an der Buche auf.

Die Rinde älterer Buchen reagiert bei plötzlicher Freistellung häufig mit Sonnenbrand. Die Buchen-Komplexkrankheit wird durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. An der Buche treten auch eine Reihe von Insekten wie der Buchenwickler, der Buchenspringrüssler, der Buchenprachtkäfer und der Kleine Buchenborkenkäfer auf.

Auch Pilze befallen das Buchenholz. Bedeutsam sind vor allem Weißfäuleerreger, wie zum Beispiel der Zunderschwamm oder der Brandkrustenpilz, die das Holz zersetzen.

Die Abteilung Waldschutz an der LWF

Holzverwendung

Buchenholz ist eines der am vielseitigsten verwendbaren einheimischen Nutzhölzer. Es zeichnet sich vor allem wegen seiner überdurchschnittlich hohen Festigkeitseigenschaften aus. Das fast weiße Holz ist sehr gleichmäßig aufgebaut. Charakteristisch sind zahlreiche breite Holzstrahlen. Ältere Buchen bilden unter bestimmten Umständen einen Farbkern, der als Rotkern bekannt und unter der Bezeichnung "Wildbuche" in den letzten Jahren im Möbelbau in Mode gekommen ist.
Im Freien ist unbehandeltes Holz wenig dauerhaft. Im Innenbereich wird es vor allem für Bodenbeläge oder im Treppenbau eingesetzt. Im Möbelbau ist die Buche als Massivholz oder Furnier vielseitig verwendbar. Durch Forschung und Entwicklung werden immer wieder neue Anwendungen entwickelt, so zum Beispiel der Brettschichtholzträger aus Buche. Nicht zuletzt ist getrocknetes Buchenholz ein ausgezeichnetes Brennholz.

Holzeigenschaften der Rotbuche Externer Link

Lebensraum Rotbuche

Typische Buchenwaldbewohner sind Frühblüher wie Buschwindröschen, Waldbingelkraut, Waldmeister und Zwiebelzahnwurz. Sie nutzen das Licht, das im unbelaubten Frühjahrswald bis auf den Waldboden fallen kann.
Ein Charaktervogel buchenreicher Wälder ist der Schwarzspecht. Er meißelt seine Brut- und Schlafhöhlen in starke Stämme. Hohltaube und Rauhfußkauz nutzen diese Baumhöhlen als "Nachmieter". Abgestorbenes Buchenholz ist für viele holzbewohnende Käferarten ein wichtiger Lebensraum.

Naturwaldreservate in Bayern

Weiterführende Informationen zur Rotbuche