Erk Brudi, Andreas Detter, Frank Bischoff
Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie? - LWF-Wissen 48
Rosskastanien prägen seit Jahrhunderten die Biergärten im bayerischen Raum. Die Pflege dieser schattenspendenden Bäume beschränkt sich oft auf mehr oder weniger regelmäßige Rückschnitte oder Fällungen. Den wenigsten Biergartenbesitzern ist bekannt, dass massive Rückschnitte nicht nur unfachgemäß und baumschädigend sind, sondern auch eine monetäre Entwertung im doppelten Sinn darstellen.
Zum einen sind große Schnittwunden Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze, die ausgedehnte Fäulen verursachen und so einen erhöhten Kontrollaufwand im Sinne der Verkehrssicherungspflicht nach sich ziehen. Zum anderen entstehen im Randbereich großer Astungswunden zahlreiche neue Triebe, die regelmäßig nachgeschnitten werden müssen. Dadurch steigt der Pflegeaufwand. Die vor zehn Jahren entwickelte SIA-Methode (= Statisch Integrierte Abschätzung) kann die visuelle Baumkontrolle bei Rosskastanien ergänzen.
Rosskastanien verfügen über weiches Holz. Ihre Leitgefäße sind zerstreutporig bis halbringporig angeordnet (SCHWEINGRUBER 1990). Die äußeren zehn bis 20 Jahrringe des saftführenden Splintholzes sind von einem Netz lebender Parenchymzellen durchzogen. Diese reagieren bei Verletzung und Lufteinbruch in das Leitgefäßsystem mit einer Abfolge von biochemischen Prozessen (Thyllenbildung, Einlagerungen von Phenolen u.a.). Dies führt zur Bildung einer chemischen Schutzzone, die als Abschottung bezeichnet wird (SHIGO 1990).
Im Gegensatz zu Buchen und Platanen können Rosskastanien nur schwache Schutzzonen gegen Pathogene bilden (DUJESIEFKEN, LIESE 1998). Je grösser eine Wundoberfläche ist und je tiefer eine Wunde in den Holzkörper reicht, desto weniger lebende Zellen sind vorhanden und desto größer ist die Fäuleausdehnung.
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Autoren
- Erk Brudi
- Andreas Detter
- Frank Bischoff