Hubert Siegler
Süßkirschen im Obstbau - LWF-Wissen 65
Unter der landläufigen Bezeichnung Kirschen werden Früchte verschiedener Obstarten vereint, Vogel- oder Wildkirschen, Weichseln, auch Cornus mas, die Kornelkirsche. Zweifelsfrei ist die Süßkirsche die qualitativ beste. Kirschenköniginnen werben im Alten Land und in der Fränkischen Schweiz für diese edlen Früchte nicht nur aus Gründen des Marketings, sondern auch aus Tradition.
Sie unterstreichen die Einzigartigkeit der süßen Kirschen. Auch die Kirschenblüte stellt ein besonderes Ereignis dar; in den Kirschenanbauregionen werden zahlreiche Feste veranstaltet. Besondere Verehrung gilt den Blüten von Zierund Fruchtkirschen in Japan.
Die zur Familie der Rosengewächse gehörenden Arten Prunus avium und Prunus cerasus sind als Vorfahren der heutigen Kultursorten zu betrachten, die im Schwarzmeerraum/Kleinasien entstanden sind. Die Römer brachten sie nach Italien und schließlich auch nach Mitteleuropa. Trotz unterschiedlicher Chromosomensätze sind auch Bastarde zwischen diesen beiden Arten bekannt. Im Vergleich zu den „echten“ Sauerkirschen weisen diese Bastard-Kirschen mehr Süßkirschencharakter auf, stärkeren Wuchs, gerigere Verkahlung, Blüten und Früchte auch im mehrjährigen Holz, geringere Anfälligkeit gegen Monilia-Spitzendürre.
Während Sauerkirschen und Zwetschgen geringere Ansprüche an ihre Standorte stenllen, fordert die Süßkirsche beste Bedingungen. Sie gedeiht nicht auf kalten, verdichteten, (stau)nassen Böden, sondern nur auf tiefgründigen, gut wasserdurchlässigen, nicht zu kalkreichen Standorten in möglichst sommertrockenen Gebieten. Auf ungünstigen Standorten reagiert sie prompt und sensibel, u.a. mit Gummifluss, der die Leitungsbahnen im Holz verstopft, Triebe und sogar stärkere Äste können absterben. Bei tiefen Winterfrösten können Frostrisse Holzschäden verursachen. Je schwächer die Veredlungsunterlage, desto empfindlicher reagieren Kirschbäume auf negative Einflüsse.
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