Sebastian Gößwein
Holz – schafft Werte und Arbeit – LWF aktuell 128
Im Holzbau ist noch viel Entwicklungspotenzial vorhanden
Holz ist ein wichtiger nachwachsender Rohstoff. Damit er der Gesellschaft einen Nutzen bringt, müssen ihn viele Menschen be- und verarbeiten. Somit hängen viele Arbeitsplätze von diesem Rohstoff ab. Häuser, Bretter, Papier und Möbel sind nur einige Produkte aus der großen Palette, die sich in den kommenden Jahren verändern und erweitern wird.
Holzhäuser: Die Nachfrage steigt
Abb. 1: Holz ist nach Ziegel der zweithäufigste Baustoff, der für die Erstellung von Wohngebäuden genutzt wird. (Grafik: LWF)
Das Bayerische Landesamt für Statistik veröffentlicht neben Baustoffen der Wohngebäude auch den Rauminhalt und die veranschlagten Kosten für Baukonstruktion und technische Anlagen. Seit 2002 ist das Bauen mit Holz pro Kubikmeter teurer als der Durchschnitt aller Bauten. Einzige Ausnahme war das Jahr 2006, in dem die Kosten gleich waren. Was kann daraus geschlossen werden? Schon Weimar & Jochem (2013) stellten fest, dass der Holzbau andere Wettbewerbsvorteile hat und nannten unter anderem ein gutes Image des Holzbaus. Wahrscheinlich hat für viele Bauherren die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert.
Landwirtschaftlicher Holzbau schwächelt
Abb. 2: Die Holzbauquote bei landwirtschaftlichen Gebäuden nahm von 44 % auf 35 % ab. (Grafik: LWF)
Zwar ist dieser Wert verglichen mit der Wohnbauquote immer noch hoch, dennoch macht die Entwicklung Sorgen, da sich gleichzeitig die Anzahl der insgesamt neugebauten, landwirtschaftlichen Gebäude seit 2010 nahezu halbiert hat und der Holzbau demnach überproportional zurückgegangen ist.
Bei den sonstigen Neubauten, das sind vor allem Gebäude für Gewerbe, hat der Holzbau 2019 einen Anteil von 17 %.
Potenzial für mehr Holzbau vorhanden
Holznutzung und Klimaschutz
Abb. 3: Der Holzhausbau ist ein stetig wachsender Bereich im Cluster Forst und Holz, hat aber noch Potenzial nach oben. (Foto: BACH Holzbau, Leidersbach)
Solange mehr Holz verbaut wird oder anders in Nutzung bleibt, als ins Altholz gegeben wird, erhöht sich der Holzproduktespeicher. Dazu ein Beispiel: Selbst bei einer sofortigen und dauerhaften Holzbauquote von 100 % bei neuen Wohngebäuden würde sich das Bild des gesamten Gebäudebestandes in Bayern nur sehr langsam ändern. Die Neubauten machen jährlich lediglich einen Anteil von rund 0,8 % des gesamten Bestandes an Wohngebäuden aus.
Rechnerisch wird der Gebäudebestand in etwa 125 Jahren ersetzt sein, sofern sich der Neubau nicht drastisch verändert. Ein Teil der abgerissenen Gebäude werden auch Holzgebäude sein. Dennoch bleibt festzuhalten: Es könnte noch einige Jahrzehnte mehr Holz in den Bausektor fließen, als durch den Gebäudeabriss dem Recycling zugeführt werden. Auf diese Weise kann der Holzproduktespeicher noch viele Jahre erweitert werden. Auch weltweit kann der Holzproduktespeicher in Zukunft stark ansteigen, wenn die Gebäude, die durch den Anstieg der Weltbevölkerung benötigt werden, in Holzbauweise ausgeführt werden (Churkina et al. 2020).
Zusätzlich kann in Zukunft auch viel Holz in die Sanierung bzw. die Aufstockung bestehender Gebäude fließen. Holz ist aufgrund seiner hohen Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht für die Aufstockung von Gebäuden prädestiniert und kann so gerade in städtischen Gebieten die Wohnraumnot lindern. Ein positiver Nebeneffekt ist: Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Holzbaus kann die Bauzeit reduziert werden, was unmittelbar mit kürzeren Verkehrsbehinderungen in der Stadt einhergeht. Auch dieses verbaute Holz würde in Zukunft den Holzproduktespeicher vermehren.
Mehr Arbeitsplätze trotz schwieriger Lage
Abb. 4: Die Unternehmen des Holzbaus haben von 2007 bis 2019 die Anzahl ihrer Beschäftigten um 37 % erhöht. (Grafik: LWF)
Treibende Kraft dieser Entwicklung ist der Holzbau. Seit 2007 hat sich die Anzahl der Beschäftigten dort um 37 % – absolut um 10.100 Personen – erhöht. Trotz dieser im Ganzen guten Entwicklung bauen einige Branchen des Sektors Personal ab: Vor allem die Verlage und das Druckgewerbe haben seit 2007 mehr als 20 % ihrer Beschäftigten abgebaut. 2019 hatten 164.000 Personen im Cluster Forst und Holz eine sozialversicherungpflichtige Beschäftigung, mit den Betriebsinhabern zählt der Cluster rund 190.000 Erwerbstätige.
Das Handwerk hat hieran einen bedeutenden Anteil, der aber nur schwer eingeschätzt werden kann. Dieser wurde zuletzt in der Clusterstudie für das Jahr 2012 ausgewertet: Damals arbeiteten in Bayern rund 93.000 Menschen in Handwerksbetrieben, was 47 % der Gesamterwerbstätigen des Clusters Forst und Holz waren (Knauf et al. 2016).
Neue Produkte …
Abb. 5: In Bioraffinerien wird Holz durch neue Verfahren in seine Bestandteile zerlegt, um dann als Rohstoff in der chemischen Industrie Verwendung zu finden. Aus Monoetylenglykol können Polyesterfasern hergestellt werden. (Foto: PantherMedia, Tarzhanova)
Auf gesellschaftlicher Ebene soll eine im Kreislauf wirtschaftende Bioökonomie etabliert werden, indem biogene Rohstoffe und recycelte Abfälle zu den benötigten Produkten weiterverarbeitet werden. Der Cluster Forst und Holz kann da einiges dazu beitragen: Mit Brettsperrholz können beliebig große Projekte in Massivholzbauweise ausgeführt werden. Nebenbei kann verfärbtes Käferholz in den Mittelschichten verbaut werden. Buchenindustrieholz wird als Furnierschichtholz zu einem wertvollen Baustoff, mit dem Projekte realisiert werden können, die mit Nadelholz so nicht möglich gewesen wären.
Buchenholz soll in der neuen Bioraffiniere in Leuna zu Glykolen verarbeitet werden, die dann fossile Rohstoffe in der chemischen Industrie ersetzen. In Finnland steht bereits eine Bioraffinerie, in der Harz von Kiefern in Diesel umgewandelt wird – nicht in Biodiesel, sondern Diesel, der dem fossilen chemisch gleich ist und somit auch in Dieselmotoren ohne Umrüstungen zu 100 % verbrannt werden kann (Duetsch 2019).
Wer die Pressemitteilungen von Verbänden aus der Holzbe- und -verarbeitung über längere Zeit verfolgt, den könnte die ungewisse Sorge beschleichen, dass durch den Waldumbau hin zu mehr Laubholz der gesamte Cluster Forst und Holz in Gefahr gerät (z. B. AGR 2019a, 2019b, 2020; DeSH 2019). Vor den Veränderungen braucht sich aber niemand fürchten, denn Veränderungen sind der Motor, der unsere Wirtschaft am Laufen hält (frei nach Schumpeter 2018).
Auch in den vergangenen Jahrzehnten, in denen die Nadelholzverarbeitung den Ablauf im Cluster Forst und Holz bestimmt hat, war Wandel und Veränderung eine beständige Konstante. In den Sägewerken wurden zunächst Gattersägen vielfach durch neue Profilzerspaner ersetzt, um die Einschnittgeschwindigkeit zu erhöhen. Neuerdings entscheiden Computer oder gar Datenbanken über den optimalen Einschnitt (z. B. Ebner 2018; Nöstler 2020). In Zukunft kann Holz seine Verwendungsmöglichkeiten durch die Bioraffinerien auf nie geahnte Bereiche erweitern und wird so einen noch viel wichtigeren Platz in unserem Leben bekommen, als es heute schon hat.
Umsätze erreichen Rekord
Holz: wichtigster erneuerbarer Energieträger
Abb. 6: In Holzgebäuden wird der Kohlenstoff über Jahrzehnte bis Jahrhunderte gespeichert und somit CO2 der Atmosphäre entzogen. (Foto: PantherMedia, mtmmarek)
Größte Verbraucher von Holzenergie in Bayern sind die Privathaushalte. Im Winter 2018/19 verbrauchten sie rund 9,0 Mio. Festmeter Holz (Gößwein et al. 2020). Vor der Verabschiedung des Klimapaketes der Bundesregierung war die Anzahl der Holzheizungen in den Privathaushalten allerdings rückläufig. Mit dem Klimaschutzpaket wurde die Förderung für Holzheizungen auf bis zu 45 % der Kosten erhöht. Wie sich die Anzahl seit dem verändert, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen.
Bei Biomasseheiz(kraft)werken findet ein Zubau nur im Bereich von Nahwärmeprojekten im Leistungsbereich von 50 bis 300 kW statt. Einige hundert Anlagen wurden hier in Bayern zwischen 2016 und 2018 realisiert. Eine treibende Kraft hierfür scheint die Sensibilisierung der Bürger für die Klimaproblematik zu sein.
Rundholztransport mit ausreichender Kapazität, aber …
Die Branchen des Clusters
Abb. 7: Holz durchläuft während seiner Be- und Verarbeitung mehrere Branchen des Clusters Forst und Holz. (Grafik: LWF)
Gravierende Veränderungen in der Forstwirtschaft, seien sie durch Katastrophen oder durch staatliche Eingriffe bedingt, werden sich immer auch auf alle Branchen des Clusters Forst und Holz auswirken. Dies sollte stets bedacht werden.
red
Zusammenfassung
Im Cluster Forst und Holz werden neue Produkte und Techniken entwickelt, um sich an die Auswirkungen des Klimawandels und den Umbau unserer Wirtschaft in eine im Kreis laufenden Bioökonomie anzupassen. Dadurch wird nicht nur die Holznutzung erhalten, sondern es können auch ganz neue Absatzmärkte für Holz erschlossen werden.
Die Holzenergie liefert rund ein Drittel des von den erneuerbaren Energien abgedeckten Primärenergiebedarfs und ist damit in Bayern führend. Ein bemessener Ausbau findet noch in Nahwärmenetzen statt.
Der Rundholztransport ist für den Cluster Forst und Holz sehr wichtig, denn jeder Stamm muss einmal mit dem Rundholz-LKW bewegt werden. Aktuell gibt es in Bayern ausreichende Transportkapazitäten, die nur bei Kalamitäten an ihre Grenze kommen. In Zukunft ist ein Mangel an Fahrerinnen und Fahrern zu erwarten.
Die Holznutzung hilft beim Kampf gegen den Klimawandel, denn in genutzten Produkten wird Kohlenstoff weiter gespeichert. Außerdem werden andere Produkte wie Beton und Stahl ersetzt, die bei ihrer Herstellung deutlich mehr Energie wie Holz verbrauchen.
- AGR – Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V (2019a): Waldgipfel - Klimawandel und Rohstoffbedarf bei Aufforstung berücksichtigen. PM vom 27.09.2019
- Aufforstung berücksichtigen. PM vom 27.09.2019 AGR – Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V (2019b): Weihnachtsbäume werden knapp. PM vom 19.12.2019
- AGR – Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V (2020): Artenreiche, deutsche Wälder: Vogelbestände nehmen zu. PM vom 12.02.2020
- DeSH – Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands e.V. (2019): Klimaschutzpotenziale durch Wiederaufforstung in Verbindung mit Holznutzung ausschöpfen. PM vom 10.07.2019
- DESTATIS – Statistisches Bundesamt (2008): Klassifikation der Wirtschaftszweige Mit Erläuterungen 2008. Bestellnummer: 3100100089004 (Downloadversion)
- Duetsch, M. (2019): Vortrag anlässlich des Seminars »Holz – Quelle einer nachhaltigen Bioökonomie« am 11.07.2019 in Lohr a.M.
- Ebner, G. (2018): Next Generation-Sägewerk. Holzkurier 15
- EUWID (2020): Modvion erhält für BSP-Türme umfangreiche EU-Fördermittel. Euwid - Holz und Holzwerkstoffe, 27
- Gößwein, S.; Schusser, M.; Borchert, H. (2019): Marktstudie Rundholzlogistik Bayern 2017. Endbericht, 83 S.
- Gößwein, S.; Hiendlmeier, S.; Borchert, H. (2020): Energieholzmarkt Bayern 2018. Abschlussbericht, Freising. 138 S.
- Knauf, M.; Hunkemöller, R.; Friedrich, S.; Mai, W., Borchert, H.; Bauer, J. (2016): Clusterstudie Forst, Holz und Papier in Bayern 2015. Abschlussbericht. Langfassung. Juni 2016, Freising
- Nöstler, M (2020): Neues Großsägewerk gestartet. Holzkurier 16, vom 16.04.2020
- Schumpeter, J.A. (2018): Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. 9 durchgesehene Auflage, A. Franke Verlag Tübingen, (siehe dort Zweiter Teil, Siebentes Kapitel: Der Prozess der schöpferischen Zerstörung)
- Weimar H.; Jochem D. (Hrsg.) (2013): Holzverwendung im Bauwesen – Eine Marktstudie im Rahmen der »Charta für Holz«. Hamburg, Thünen Rep 9: 358 S.
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Weiterführende Informationen
Autor
- Sebastian Gößwein