Hans-Peter Dietrich, Lothar Zimmermann und Stephan Raspe
Wasserversorgung von Bayerns Wäldern bis Anfang August 2019
Derzeit sorgt eine wechselhafte Augustwitterung im steten Wechsel von Tiefs und kurzen Zwischenhochs für immer neue Niederschläge in Süddeutschland, während Norddeutschland noch unter der Fortdauer der Trockenheit leidet.
Aber wie heftig, und vor allem wo, wirkten sich die beiden ersten, heiß-trockenen Sommermonate Juni und Juli 2019 auf den Bodenwasserhaushalt der Wälder in Bayern aus? Und wie sah es im Vergleich zum letzten Jahr aus?
Mitte Mai 2019 hatten wir zuletzt zur Wiederbefüllung der Wasserspeicher in Waldböden nach dem Trockenjahr 2018 berichtet. Der Füllstand der Wasserspeicher in den Waldböden war zwar teilweise noch geringer als im langjährigen Mittel, aber insgesamt ausreichend bis gut. Wie hat sich nun der Bodenwasserhaushalt im weiteren Witterungsverlauf bis Anfang August entwickelt, wie trocken wurde es?
Wiederbefüllung der Wasserspeicher in Waldböden nach dem Trockenjahr 2018
Nachfolgende Befunde zum Wasserhaushalt an Waldstandorten stützen sich auf die Messergebnisse an Bayerischen Waldklimastationen. Verwendet werden jeweils für den Zeitraum Oktober 2018 bis Ende Juli 2019:
- Meteorologische Messdaten und Modellrechnungen an 18 Waldklimastationen;
- Messungen zur Bodenfeuchte an sechs Schwerpunkt-Waldklimastationen;
- Karten des relativen Niederschlags (zum Mittel 1961-90) sowie der klimatischen Wasserbilanz (Niederschlag minus potentielle Verdunstung) aus Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD).
Regenmenge in den Regionen Nordbayerns seit Ende der forstlichen Vegetationsperiode 2018 bis Anfang August noch immer unterdurchschnittlich
Im vergangenen Jahr, zum Ende der forstlichen Vegetationsperiode, war der Bodenwasservorrat in den Wäldern durch die lange anhaltende Trockenheit vielerorts erschöpft. Heuer ist die Situation vor allem in Bayern südlich der Donau und im Voralpenraum besser als letztes Jahr.
Für Nordbayern insgesamt zeigte sich heuer bis Anfang August jedoch erneut ein sehr ähnliches Bild wie im trockenen Jahr 2018. Bei maximal 20 bis 30% weniger Niederschlag, verglichen mit dem langjährigen Mittel des Klimazeitraums 1961 bis 1990, verlagert sich der niederschlagsärmere Bereich heuer weiter ins nördliche Unterfranken und nach Osten bis in die nördliche Oberpfalz.
Im westlichen Unterfranken ist das Niederschlagsdefizit in diesem Jahr mit 10 bis 19% nicht ganz so hoch ist wie im letzten Jahr (Abbildung 1).
Abbildung 1 - 2:
Relativer Niederschlags als Abweichung vom langjährigen Mittel 1961 – 90 von Oktober 2017 bis Juli 2018 (ganz links) sowie Oktober 2018 bis Juli 2019 (2. von links) [Daten DWD 2019].
Abbildung 3 - 5:
Klimatische Wasserbilanz (Niederschlag- potentielle Verdunstung) Zeitraum Oktober 2017-Juli 2018 (Mitte), Oktober 2018 bis Juli 2019 (2. von rechts) und langjähriges Mittel Oktober-Juli 1991-2017 (ganz rechts)
[nach Daten DWD 2019] mit Standorten der Waldklimastationen.
Wie bedeutsam ein Niederschlagsdefizit ist, hängt immer auch von den absoluten Niederschlagsmengen in der jeweiligen Region ab. Im niederschlagsreichen Südbayern kann selbst bei 20 % weniger Niederschlag die Regenmenge den Bäumen noch vollkommen ausreichen. Hilfreich ist deshalb ein Blick auf die sogenannte klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus potenzieller Verdunstung) (Abbildung 2).
Diese Bilanz stellt dar, was übrig bleibt, wenn vom Niederschlag der atmosphärische Verdunstungsanspruch abgezogen wird. Potentiell deshalb, weil die Kalkulation angibt, was einer Grasdecke an Wasser maximal entzogen würde, wenn ihr ungehindert Wasser zur Nachlieferung zur Verfügung stünde, also die Spaltöffnungen sich nicht durch eine zunehmende Trockenheit schließen.
Vergleicht man die Muster der beiden Zeiträume Oktober bis Juli in den Jahren 2017/18 sowie 2018/19 sieht man nur geringe Unterschiede in der Verteilung der defizitären Gebieten (rötlich–orange eingefärbt). Im Südosten südlich von Isar und Donau war das Defizit nicht so flächendeckend ausgeprägt wie im Vorjahr. Schlechter als in 2018 war hingegen die klimatische Wasserbilanz im nordöstlichen Grenzgebirge, so dass sich der Bereich auch in der nördlichen Oberpfalz vergrößerte.
Zum Vergleich die mittlere Situation für den Zeitraum Oktober bis Juli aus den Jahren 1991-2017: Das 21-jährige Mittel zeigt als Normalfall für Bayern nur auf den mainfränkischen Platten eine leicht negative klimatische Wasserbilanz (bis -100 l/m²), das übrige Bayern weist eine positive Wasserbilanz auf.
Trockenstress im Norden verbreitet, selbst in höheren Lagen, im Süden hingegen gute Wasserversorgung und optimale Wuchsbedingungen
Am Ende der ersten beiden heißen Sommermonate zeigte sich an unseren Waldklimastationen (WKS) in Nordbayern ein gemischtes Bild: Auf den bis Ende Mai noch ausreichend bis gut gefüllten Wasserspeichern der WKS-Standorte trat Trockenstress teilweise sogar früher als in 2018 auf (Dinkelsbühl, Ebrach), teils zeitgleich (Rothenbuch) oder später (Bad Brückenau, Würzburg).
Auf Böden mit geringerer Speicherkapazität war der Trockenstress bei gleichzeitig fehlenden Gewitterschauern noch intensiver. Montane WKS-Fichtenstandorte wie in Goldkronach im Fichtelgebirge zeigten überhaupt zum ersten Mal oder nach 2018 erneut (Flossenbürg) Trockenstress an. Die Entwicklungen gelten sowohl für die Situation der Oberböden (bis zu 40 cm Bodentiefe), wie für die Wasserspeicherung im gesamten durchwurzelten Bereich. Die Trockenheit reichte südlich bis in den Jura (Riedenburg).
Südlich der Donau kam es nur oberflächlich und vereinzelt (Höglwald) zu Einschränkungen in der Wasserversorgung, fast durchweg war aber die Wasserversorgung mit Blick auf die Bodenwasserspeicherung im gesamten Wurzelbereich auch in den heißen Sommermonaten gut. Im Voralpen- und Alpenraum oder im Vorderen Bayerischen Wald gab es keine Einschränkungen.
Bis Anfang August folgte damit im Norden Bayerns der ausgeprägten Trockenheit 2018 heuer wieder erneut eine hochsommerliche Trockenstressperiode, verursacht durch den dortigen Niederschlagsmangel und zwei Rekordhitzewellen Ende Juni und Ende Juli. Zumindest für Nordbayern ist damit der allseits befürchtete Fall zweier aufeinanderfolgender Hitzesommer eingetreten, wobei heuer bereits der feuchte Mai und nun auch der August die Dauer der Trockenstressphasen im Vergleich zum Vorjahr deutlich verkürzt haben.
Das volle Ausmaß der Schäden des vergangenen Jahrhundertsommers ist aktuell heuer erst sichtbar. In Südbayern herrschen derzeit, bei innigem Wechsel von Niederschlag und Wärme annähernd optimale Bedingungen für ein gutes Wachstum der Wälder.
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