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Reinhold Erlbeck
Die Vogelbeere (Sorbus aucuparia) - ein Porträt des Baum des Jahres 1997 - LWF-Wissen 17

"Kaan schönern Baam gibt's wie an Vogelbeerbaam" beginnt ein um 1900 entstandenes Volkslied aus Johanngeorgenstadt im Erzgebirge. Der so besungene Baum ist mit seinen gelblich-weißen Blütendoldenrispen im Mai oder Juni, im Gebirge gar erst im Juli, seinen korallenroten Früchten vom Spätsommer bis in den Winter und seiner orangegelben Herbstfärbung tatsächlich eine ansprechende Erscheinung. Wegen seines geringen wirtschaftlichen Wertes wurde dieser Baum zeitweise forstlich vernachlässigt, sogar als "Unkraut", ja als "Schandfleck der Forstdienststellen", zumindest aber als lästige Konkurrenz der Wirtschaftsbaumarten betrachtet und entsprechend behandelt. Längst hat man seine ökologischen und ästhetischen Wirkungen, und inzwischen auch einen wirtschaftlichen Wert erkannt und ihn deshalb wieder gefördert. In einer naturnahen Forstwirtschaft hat er seinen festen Platz.

Ein Vogel sitzt auf einem Zweig und frisst eine rote Beere.

Abb.1: Wacholderdrossel ("Krammetsvogel") beim Verzehr von Vogelbeeren [Foto: R. GROSS]

Die Bezeichnung "Vogelbeere" ist alt und weit verbreitet. Die Beeren werden tatsächlich von zahlreichen Vögeln gefressen und der Samen wird auch von ihnen verbreitet. Manchmal wird dieser Baum nach der Vogelart, die seine Beeren besonders gern frißt, auch "Drosselbeere" und "Krametsbeerbaum" genannt.

Früher wurden die Beeren auch als Köder für den Vogelfang benutzt. Der wissenschaftliche Name leitet sich von au > avis (der Vogel) und cuparia > capere (fangen) ab.

Der Name Eberesche geht nach einer Version auf die Ähnlichkeit des Blattes mit dem der Esche zurück und heißt soviel wie "Falsche Esche" ("Aber- Esche, vgl. auch "Aberglaube"). Eine andere Deutung geht von einer Herleitung des Namens aus dem keltischen "eburos", d. h. Eibe aus.

Die Vogelbeere wanderte wahrscheinlich nach der Eiszeit im zweiten Abschnitt der Kiefernzeit wieder ein. Sie ist, von Südspanien und Südgriechenland abgesehen, in fast ganz Europa verbreitet. Sie wächst auf Island, am Nordkap und auch auf Sizilien. Sie gedeiht also in den unterschiedlichsten Klimagebieten. Von allen Laubbäumen geht sie am weitesten nach Norden und bildet dort z. T. mit die Baumgrenze und hat auch das größte Verbreitungsareal. In unseren Gebieten steigt die Vogelbeere in den oberbayerischen Alpen bis 2000 m, in Tirol sogar bis 2400 m. Im Bayerischen Wald kommt sie bis 1450 m Höhe, im Erzgebirge bis 1100 m vor. Eine Besonderheit kommt ihr dabei zugute: Die Zweige enthalten unter der glatten Rinde Chlorophyll und können assimilieren, auch vor Laubausbruch. Der Arealcharakter kann als subboreal-montan umschrieben werden.

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  • Reinhold Erlbeck