Christian Strätz und Jörg Müller
Weichtiere in Naturwaldreservaten - LWF-aktuell 63
Bisher ist nur ein Drittel aller Naturwaldreservate weichtierkundlich erforscht. Dennoch wurden dort bereits 177 verschiedene Arten beobachtet. Dies entspricht 53 Prozent aller in Bayern bekannten Arten. Sehr hoch ist die Anzahl gefährdeter Schnecken und Muscheln. Nachgewiesen wurden 78 Rote Liste-Arten. Höhepunkte stellen die Funde von vier Arten dar, die in Bayern als vom Aussterben bedroht eingestuft sind.
Offiziell wird die Gesamtzahl der in Bayern bekannten Schnecken und Muscheln mit 337 Taxa (Arten, Unterarten) angegeben (LFU 2003), eine Zahl, die in Fachkreisen allerdings längst als überholt gilt. So wurden vor kurzem zwei exotische Muschelarten (Quagga-Muschel, Chinesische Teichmuschel) in Bayern nachgewiesen, die sich auch bereits in freien Gewässern fortpflanzen.
Die Gesamtzahl der in Bayern frei lebenden Molluskenarten beträgt mittlerweile über 345 Arten, mit steigender Tendenz. Auch der Klimawandel trägt zur Veränderung des Artenspektrums bei, denn einige ursprünglich nur aus Gewächshäusern bekannte Arten haben sich in den vergangenen Jahren akklimatisiert und bilden erste Freilandpopulationen.
Auf der anderen Seite werden veränderte Klimabedingungen und neu auftretende Konkurrenten sicher heimische Arten verdrängen. Besonders gefährdet sind die boreo-montanen Arten in den Mittelgebirgen. Ein Beispiel für einen sehr weit fortgeschrittenen Verdrängungswettbewerb ist der Niedergang der heimischen Roten Wegschnecke (Arion rufus), den die seit den sechziger Jahren in Mitteleuropa auftretende »Spanische« Wegschnecke (Arion lusitanicus) verursacht.
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Autoren
- Christian Strätz
- Jörg Müller