Winfried Türk
Die Hainbuche in der realen und der potentiellen natürlichen Vegetation Mitteleuropas - LWF-Wissen 12
Der nachfolgende Aufsatz befaßt sich mit der Stellung der Hainbuche (Carpinus betulus) in der realen und in der potentiellen natürlichen Vegetation Mitteleuropas aus der Sicht des Vegetationskundlers. Nach einem Exkurs über Areal und Standortsansprüche der Hainbuche folgt im Hauptteil ein Überblick über die Waldgesellschaften, in denen die Hainbuche heute beigemischt oder bestandesbildend vertreten ist. Im Anschluß daran wird die Bedeutung der Hainbuche in der potentiellen natürlichen Vegetation behandelt. Der räumliche Schwerpunkt der Ausführungen liegt bei den Verhältnissen in Bayern.
Mitteleuropa ist von Natur aus ein Waldland. Auf den größten Flächen würden unter natürlichen Verhältnissen Rotbuchenwälder unterschiedlicher Ausprägung vorherrschen. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist die in Bayern auf den meisten waldfähigen Standorten von Natur aus dominierende Baumart. Eichen-Hainbuchenwälder treten innerhalb des Rotbuchenareals als Spezialgesellschaften an edaphischen und lokalklimatischen Extremstandorten auf. Es handelt sich hierbei um warme, groß- oder standortsklimatisch subkontinental getönte Wuchsorte auf trockenen Böden oder auf Standorten mit einem unausgeglichenen Wasser- und Lufthaushalt.
Die heutigen Eichen-Hainbuchenwälder verdanken ihre Entstehung oder Erhaltung zu einem nicht unerheblichen Teil früheren, heute überholten Nutzungsformen. Insbesondere die heute in Mitteleuropa fast verschwundene Mittel- und Niederwaldwirtschaft förderte ausschlagsfreudige Baumarten, wie Eiche, Linde und Hainbuche, während die Rotbuche mit ihrer weitaus geringeren Regenerationskraft auf manchem Standort zurückgedrängt wurde oder niemals zur Massenausbreitung gelangte. Hier stocken die heutigen Eichen-Hainbuchenwälder auf Standorten, deren potentielle natürliche Vegetation Rotbuchenwälder wären.
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