Die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Schwarzwildbestand

Wildschweinrotte steht auf schneebedeckter WieseZoombild vorhanden

Wildschweinrotte am Waldrand (© P. Gilbert, LWF)

Schwarzwild ist eine unserer anpassungsfähigsten und reproduktivsten Wildarten. Diese Eigenschaften, im Zusammenhang mit einer Vielzahl anderer förderlicher Bedingungen im Wildlebensraum, haben in den letzten Jahrzehnten zu einem stetigen Anstieg der Populationsdichte geführt. Als erkennbare Auswirkung dieser Entwicklung sind Wildschadensprobleme, zum Beispiel in der Landwirtschaft und in urbanen Bereichen, Brennpunkte der Schwarzwildproblematik. Auch jagdlich ist es schwierig, diesem Trend etwas entgegenzusetzen. Aktuell wird diese Situation durch die Afrikanische Schweinepest, die Deutschland bereits erreicht hat und sich über Europa ausbreitet, weiter verschärft. Daher ist es gerade jetzt von besonderer Bedeutung, rechtzeitig und konsequent alle Maßnahmen zur Seuchenprävention zu ergreifen, um einen Ausbruch der Seuche in unseren Schwarzwildbeständen zu verhindern bzw. eine Ausbreitung möglichst rasch wieder einzudämmen. Im Sommer 2022 wurde daher zum Themenkomplex Schwarzwild und ASP eine neue Fachkompetenz an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) geschaffen, die Jäger, Behörden und alle sonstigen Betroffen bei der präventiven Vorbereitung auf den Seuchenfall berät und unterstützt.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruskrankheit, die Wild- und Hausschweine befällt und in den meisten Fällen zum Tod der Tiere führt. Gegen das ASP-Virus gibt es gegenwärtig weder einen Impfstoff noch Medikamente, die eine Heilung herbeiführen. Unter den aktuellen Bedingungen hoher Schwarzwilddichten sind die Infektionsketten sehr eng, was im Fall eines Seuchenausbruchs zu hohen krankheitsbedingten Verlusten und einer starken Ausbreitungsdynamik führen würde.

Als Resultat der sich aus Westpolen verbreitenden Seuchenfront erreichte die ASP im September 2020 Deutschland. Anfänglich infizierten sich Wildschweine in den brandenburgischen Wildlebensräumen. Im Anschluss daran wurden erste ASP-Fälle in den Schwarzwildbeständen Sachsens festgestellt. Eine Sprunginfektion in Mecklenburg kam wenige Monate später hinzu. Unabhängig davon traten in einigen Hausschweinebeständen in Brandenburg, Mecklenburg, Niedersachsen und Baden-Württemberg bereits ASP-Fälle auf.
Bayern ist bisher noch nicht vom ASP-Seuchengeschehen betroffen. Dennoch liegt der aus Sachsen nahende Seuchenzug im Schwarzwildbestand nur noch etwa 135 km von der bayerisch-sächsischen Landesgrenze entfernt.
Im gesamten ASP-Tierseuchengeschehen hat sich der Mensch als Hauptvektor herausgestellt. Eine Übertragung des ASP-Virus durch menschliches Zutun ist an jeder Stelle Bayerns zu jeder Zeit möglich. Je frühzeitiger eine Betroffenheit festgestellt wird, desto größer ist die Chance, die Seuche bereits zu Beginn einzudämmen und eine weitere Ausbreitung zu unterbinden. Dabei ist es wichtig, dass die betroffenen Personen auf einen eventuellen Seuchenfall vorbereitet sind.
Die ASP ist eine neue Herausforderung in ganz Europa. Nur eine schnelle Qualifizierung der beteiligten Akteure und eine rasche Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen mit den dafür erprobten Methoden sichern einen erfolgreichen Tilgungsverlauf bei dieser Wildkrankheit.
Bayernkarte zeigt Schwarzwildstrecke 2021 in Hegegemeinschaften in GrauschattierungenZoombild vorhanden

Schwarzwildstrecke 2021

Bei der präventiven Vorbereitung und im Seuchenbekämpfungsgeschehen geht es insbesondere auch um eine nachhaltige und effiziente Reduktion der Wirtstierbestände. Dazu müssen die mit der Entnahme Beauftragten und unmittelbar betroffenen Menschen in diese komplexe Aufgabe eingewiesen und entsprechend qualifiziert ausgebildet werden. Denn in der ASP-Seuchenbekämpfung kommen auch methodische Vorgehensweisen zur Anwendung, die bis dato noch nicht zum konventionellen Repertoire der jagdlichen Ausbildung gehörten. Bei den bislang erfolgreich verlaufenen ASP-Tierseuchenbekämpfungen innerhalb Europas haben sich insbesondere Fanggeräte, Zaunabgrenzungen und minimalinvasive Wirtstierentnahmen als sehr wirkungsvoll erwiesen; allerdings sind gerade diese Methoden bei uns bisher noch wenig etabliert.

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