Forschungs- und Innovationsprojekt
Untersuchung der Raumnutzung der Wildkatze und Validierung des bestehenden Habitatmodells in Bayern mit Hilfe von genetischen Analysen (ST Projekt 348)

Braune Katze mit schwarzen Akzenten schaut direkt in die Kamera Zoombild vorhanden

Wildkatze (© Rudolf Vornehm)

In Zentraleuropa wurde die Wildkatze traditionell als waldbewohnende Art, welche Offenland als Lebensraum eher meiden, beschrieben. In dem Projekt soll mit Hilfe eines systematischen Lockstockmonitorings ein vorhandenes Habitatmodell für die Wildkatze in einer heterogenen Wald-Offenlandschaft in den Haßbergen validiert, sowie die Relevanz des strukturreichen Offenlandes als Lebensraum für die Wildkatze in Bayern evaluiert werden.

Im Rahmen des Projektes sollen weiterhin Hinweise auf die derzeitige Verbreitung der Wildkatze und erstmals auch die Dichte in den Untersuchungslandkreisen gewonnen werden. Gleichzeitig können weitere Erfahrungen für künftige Erhebungen gesammelt werden. Die zu erwartenden Ergebnissen werden das Wissen über die Raumnutzung und den Lebensraum „Kulturlandschaft“ der Wildkatze in Bayern verbessern. Die Erkenntnisse können mit Hilfe der Wildlebensraumberatung in die landwirtschaftliche Praxis integriert werden.

Methodik

Für das Monitoring von Wildkatzen hat sich die DNA-Analyse von Haaren, welche im Rahmen des sogenannten Lockstockmonitorings gewonnen werden, bewährt. Dabei werden sägeraue Stöcke in der Dimension von Dachlatten an geeigneten Stellen aufgestellt und mit Baldriantinktur besprüht. Vorbeikommende Katzen reiben sich an den Stöcken, wobei einige Haare abgestreift werden und am Stock hängen bleiben. Diese werden dann eingesammelt, trocken gelagert und genetisch untersucht. Anschließend sollen die Daten in dem vorliegenden Projekt mit der räumlichen Fang-Wiederfang-Methode ausgewertet werden.

Ergebnisse

Wildkatze riecht an einem StockZoombild vorhanden

Wildkatze am Lockstoffpfahl (Foto: Wildtierkamera Hagemann)

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 223 Haarproben im Rahmen des Lockstockmonitorings in den bayerischen Haßbergen im Zeitraum Mitte Januar bis Mitte März gesammelt und genetisch untersucht. Dabei wurde festgestellt, wie viele der Proben aus dem 50.500 ha großen Untersuchungsgebiets von Wildkatzen und wie viele von Hauskatzen stammten und wie viele unterschiedliche Individuen bei der Beprobung erfasst worden waren. Es konnten 174 Proben erfolgreich auf Art und Individuum untersucht werden. Dabei wurden 97 unterschiedliche Individuen nachgewiesen, von denen 85 sicher als Wildkatzen identifiziert wurden (52 Kuder und 32 Katzen sowie ein Tier, bei dem der Geschlechtsmarker nicht auswertbar war). Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es im Untersuchungsgebiet Haßberge eine stabile Wildkatzenpopulation gibt. Die Analyse der Raumnutzung hat gezeigt, dass insbesondere die Kuder zum Zeitpunkt der Beprobung das Offenland verstärkt nutzten, während die Katzen ihre Streifgebiete in den Wald verlagerten.

Projektinformationen
Projektleitung LWF: Dr. Wibke Peters
Projektbearbeitung: Hannah Heither, Dr. Hendrik Edelhoff, Katja Schnetz
Laufzeit: 01.November 2019 bis 31.Dezember 2021