Forschungs- und Innovationsprojekt
Reduktion von Mähtod bei Rehkitzen - Wildbiologische Gefährdungskulisse und Effektivität von Detektions- und Vergrämungsmaßnahmen
Rehkitz im Liegebett. (© A. Luepke)
Die Mahd von Grünland und Feldfutterbaubeständen birgt Risiko für einige Wildtiere, wie z. B. Rehkitze. In diesem Projekt soll durch die Kombination von effektiven Detektions- und Vergrämungsmaßnahmen und fundiertem Wissen zur Lebensraumnutzung von Rehwild ein Beitrag zur wildtierschonenden Mahd geleistet werden.
Das Arbeitspaket der LWF beschäftigt sich mit Fragestellungen, um das Verhalten der Rehgeißen vor, während und nach dem Setzen besser zu verstehen. Dabei soll die Raumnutzung und Habitatselektion der Rehgeißen im saisonalen Verlauf untersucht werden.
Kurzbeschreibung
Wildtierrettungsstrategien
Es gibt bisher kein Patentrezept zur Wahl der geeignetsten Methode zur Mähtodvermeidung - weder bezüglich der Gefährdungsbeurteilung im Vorfeld noch zu den erfolgversprechendsten Wildtierrettungsmaßnahmen. Mit der aktuell verfügbaren Technik ist es unmöglich, die gesamten Grünland- und Feldfutterbauflächen nach Rehkitzen und weiteren Wildtieren abzusuchen.
Projektmitarbeiterinnen bei der Dokumentation während der Kitzsuche. (© A. Luepke)
Weiterhin sollen bestehende und neue Methoden, Techniken und Verfahren zur Wildtierrettung getestet, optimiert und bewertet werden. So kann eine effiziente und flächendeckende, auf die jeweiligen Notwendigkeiten für die einzelnen Flächen und Nutzungszeitpunkte optimierte Wildtierrettung abgeleitet werden.
Das Verbundprojekt soll aus verschiedenen Blickwinkeln Wissenslücken schließen und Methoden testen, um den Betroffenen vor Ort Methoden und Handlungsempfehlungen geben zu können.
Vegetationsaufnahmen am Fundort des Kitzes. (© A. Luepke)
Verbundprojekt Wildtierrettungsstrategien
Wildbiologie und Effektivität der Maßnahmen
Aufteilung der Arbeitspakete
Projektpartner
- Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Arbeitsgruppe Verfahrenstechnik Grünland und Futterbau, Herr Stefan Thurner (Projektkoordination und Arbeitspakete iv und vi);
- Technische Universität München, Lehrstuhl für Ökoklimatologie, Frau Prof. Dr. Annette Menzel (Arbeitspakete i, v und vi);
- Technische Universität München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement , Herr Prof. Dr. Andreas König (Arbeitspakete iii, v und vi).
Ein Rehkitz wird zur Altersbestimmung vermessen. (© A. Luepke)
Ziele LWF-Projektteilbereich Geißenverhalten
Es sollen durch räumliche Ortungsdaten die Streifgebiete der Geißen berechnet und Verschiebungen im saisonalen Verlauf abgebildet werden. Das ermöglicht eine Analyse der Habitatnutzung während der Setz- und Aufzuchtzeit. Zudem kann der Einfluss von verschiedenen Störungen (Mähtätigkeit, Vergrämungsmethoden) nachgewiesen werden. Es wird untersucht, ob und welche Vergrämungsmethoden zielführend sind und ob durch die Schaffung von geeigneten Habitatstrukturen eine Lenkung von Geiß und Kitz im Vorfeld möglich ist.
Zudem sollen fein skalierte Habitatparameter innerhalb des Streifgebiets der Geiß (Makrohabitat) und im unmittelbaren Umkreis des Setzplatzes (Mikrohabitat) erhoben werden. So kann abgeleitet werden, an welchen Plätzen Geißen ihre Kitze ablegen bzw. welche Habitatparameter diese Präferenzen bewirken.
Projektmitarbeiterin beim Orten (Telemetrie) einer besenderten Rehgeiß. (© A. Luepke)
Methoden und Untersuchungsgebiete
Die Datenerhebung der Kitzbetten soll bayernweit erfolgen. Dafür wurde für interessierte Landwirte, Jäger und Wildtierretter die Möglichkeit geschaffen, gefundene Kitze über die Bürgerplattform des Wildtierportales einzutragen. Falls Sie das Projekt durch die Meldung ihrer Kitzfunde unterstützen möchten, können Sie sich unter "kitzmeldung.oekoklim.wzw@tum.de" melden und registrieren lassen oder die Daten über den Aufnahmebogen (LINK) einsenden.
Für die Analysen der Microhabitate werden in einigen Gebieten Bayerns zusätzliche feiner skalierte Habitatparameter der Setz- und Kitzbetten erhoben. Über die Vegetationsstruktur, Äsungsangebot, angrenzend Waldbestände, Störungen etc. lassen sich Kitzbetten und Streifgebiete hinsichtlich Schutz- und Nahrungsvorkommen näher charakterisieren.
In zwei bis drei Schwerpunktgebieten in Bayern sollen zusätzlich im Rahmen einer Telemetriestudie raum-zeitliche Daten der Habitatnutzung von Rehgeißen gewonnen werden. Die Ermittlung dieser Daten ist wichtig um die Raumnutzung während der kritischen Phase zu verstehen und die Effektivität von Vergrämungs- oder Lenkungsmaßnahmen zu validieren.
Ergebnisse
Liegebettenwahl von Rehkitzen
Die über das Wildtierportal Bayern gemeldeten Kitzfundpunkte und die eigens erhobenen Daten wurden in einer gemeinsamen Analyse der TUM-Ökoklimatologie und der LWF ausgewertet. Insgesamt konnten aus den ersten beiden Jahren Daten zu mehr als 600 Kitzfundorten und 450 Flächen ohne Kitzfund gesammelt werden.
Da die exakte Wahl des Liegebetts das Rehkitz zwar vornehmlich selbst trifft, jedoch dessen Entscheidung nicht ganz unabhängig ist (durch die Vorauswahl des Setz- und Aufzuchtgebiets der Geiß), wurden die Daten auch in Bezug auf diese beiden Komponenten ausgewertet. Die gewonnenen Ergebnisse legen nahe, dass es durchaus Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten zwischen der „Vorauswahl“ der Geiß (= Landschaftsebene) und der exakten Liegebettenwahl des Kitzes (=Feldebene) gibt. Einen hohen Einfluss auf der Landschaftsebene hatten z.B. der Strukturreichtum der Landschaft oder die Anzahl der bereits gemähten Felder. Auf der Feldebene waren vornehmlich Faktoren entscheidend, die das Deckungspotential für Kitze widerspiegelten. Die genauen Ergebnisse der Analyse können in dem LWF Artikel XX nachgelesen werden.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Melderinnen und Meldern der Kitzfundpunkte für die Unterstützung ganz herzlich bedanken.
Fotostory Kitzsuche
Projektinformation
Laufzeit: 01.01.2020 bis 30.06.2024
Projektleitung: Dr. Wibke Peters
Projektbearbeiter: Sophie Baur
Kooperationspartner: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Arbeitsgruppe Verfahrenstechnik Grünland und Futterkonservierung; Technische Universität München: Professur für Ökoklimatologie & Arbeitsgruppe für Wildbiologie und Wildtiermanagement
Finanzierung: Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/19/17