Martin Lauterbach
Der Kormoran - Ein Fischjäger in der Kulturlandschaft - LWF-aktuell 76
Nach dem allseits beliebten Eisvogel fiel die Wahl des »Vogel des Jahres« diesmal auf eine sehr kontrovers diskutierte Art, den Kormoran. Von der einen Seite als »Symbol des Vogelschutzes« gefeiert, wird er von der anderen als »Schadvogel« verfolgt. Die vertretenen Standpunkte könnten widersprüchlicher kaum sein und erinnern an die Schädling-Nützling-Diskussion vor hundert Jahren. Dabei ist es durchaus lohnenswert, sich mit dem Konfliktfeld rund um den fischfressenden Vogel intensiver auseinanderzusetzen.
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Abbildung: Der Kormoran - Sein schnell durchnässtes Gefieder vermindert den Auftrieb beim Tauchen, muss aber immer wieder getrocknet werden. Foto: F. Möllers/NABU
Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) gehört zur Ordnung der Ruderfüßer und ist weltweit in sechs Unterarten verbreitet. Nachweise für den Kormoran in Mitteleuropa sind seit der letzten Eiszeit belegt. Auch für das Binnenland beschreiben Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert sehr große Brutkolonien. Der Brutbestand des Kormorans in Europa wird auf bis zu 370.000 Brutpaare geschätzt, in Deutschland brüten etwa 24.000 Paare. Dies ist beachtlich, galt doch der Kormoran um 1900 in den meisten europäischen Ländern als ausgestorben.
Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Jagd auf den Kormoran angesichts der geringen Vorkommen eingestellt. Nach der Unterschutzstellung auf Grund der Vogelschutz-Richtlinie 1979 hat sich der Bestand binnen kürzester Zeit wieder erholt. Bei der heutigen Verbreitung des Kormorans handelt es sich nicht um eine Neuansiedlung, sondern um eine Rückwanderung.
Die enorme Bestandszunahme des Kormorans war zunächst überraschend, da bei langlebigen und spezialisierten Arten derartige Zuwächse nicht unbedingt zu erwarten sind. Der Kormoran wird bis zu 20 Jahre alt, erreicht die Geschlechtsreife erst mit drei bis vier Jahren und hat auch nur eine einzige Jahresbrut mit bis zu vier Jungen. Die Bestandsentwicklung spiegelt also im Umkehrschluss zwei Dinge wider: Zum einen muss die menschliche Nachstellung in den vergangenen Jahrhunderten exzessiv gewesen sein, um eine so »erfolgreiche« Art fast zum Aussterben zu bringen. Zum anderen scheinen in Mitteleuropa beste Lebensbedingungen für die Art vorzuliegen.
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