Marco Heurich
Neues vom Reh - LWF-aktuell 79

Jährlich werden in Deutschland etwa 1,2 Millionen Rehe erlegt. Damit ist das Reh das wichtigste deutsche Jagdwild. Gleichzeitig beeinflusst es auf Grund seines Verbisses die Waldbewirtschaftung. Trotz dieser Bedeutung spielte die wildbiologische Forschung bei dieser Tierart in den letzen Jahren nur eine untergeordnete Rolle. Die wissenschaftlichen Grundlagen und die Konzepte für den Umgang mit den Rehen wurden vor über 30 Jahren erarbeitet. Deshalb ist es an der Zeit, sich erneut intensiver mit dieser interessanten Tierart zu beschäftigen.

Rehbock mit Sender am HalsZoombild vorhanden

Abbildung: Rehbock Erich mit Telemetriehalsband. Foto: L. Bufka

Das aktuelle Rehforschungsprojekt im Nationalpark Bayerischer Wald steht in engem Zusammenhang mit dem Wildtiermanagement im Nationalpark und der Rückkehr des Luchses, eines auf Rehe spezialisierten Beutegreifers. Wie im Umgang mit dem Wald setzt die Nationalparkverwaltung auch im Wildtiermanagement den Leitsatz »Die Natur Natur sein lassen« um, denn Rehe werden im Nationalpark weder primär als Jagdbeute noch als Waldschädling betrachtet.

Rehe sind vielmehr Träger wichtiger natürlicher Prozesse und von großer Bedeutung für das Ökosystem. Entsprechend den internationalen Nationalparkvorgaben besteht das Ziel, auf mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche keinerlei Eingriffe in die Wildtierpopulationen vorzunehmen. Deshalb wurden bereits in den 1980er Jahren alle Rehfütterungen im Nationalparkgebiet aufgelöst und die Jagdruhezone Stück für Stück vergrößert. Bis 2007 wurde die Rehjagd (im Nationalpark als Wildtierregulierung bezeichnet) im Nationalparkgebiet auf einer Fläche von 20.000 Hektar vollständig eingestellt.

Die Rehforschung hat im Nationalpark Bayerischer Wald eine lange Tradition, denn die Nationalparkverordnung schreibt vor, dass wildbiologische Forschung das Schalenwildmanagement dokumentieren, seine Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks sowie seines Vorfeldes aufzeigen und Anregungen für notwendige Veränderungen geben soll. Ziel ist ein Wildtiermanagement auf wissenschaftlicher Grundlage.

Erste Projekte liefen in den 1970er Jahren unter der Leitung von Ulrich Wotschikowsky. Auch das Projekt von Prof. Dr. Wolfgang Schröder und Dr. Bertram Georgii in den 1980er Jahren, als 88 Rehe besendert wurden, lieferte wichtige Erkenntnisse für ein besseres Verständnis dieser Tierart. Die aktuelle Rehforschung im Bayerischen Wald ist grenzüberschreitend angelegt und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Sumava. Für die Forschungsarbeiten wurden fünf Schwerpunktgebiete ausgewählt, die sich hinsichtlich Waldanteil, Rehwildbejagung und Luchsvorkommen unterscheiden. Insgesamt sind im Projekt fünf Module formuliert.

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  • Marco Heurich