Heinz Bußler
Reliktarten in bayerischen Naturwaldreservaten - LWF-Wissen 61
115 xylobionte Käferarten wurden für Deutschland als "Urwaldreliktarten" definiert. In Bayern sind aktuell 66 Arten dieser Liste bestätigt. Ein Drittel dieser Arten wurde auch bei der Erforschung der Artenvielfalt in bayerischen Naturwaldreservaten nachgewiesen, darunter drei Arten mit ihren zur Zeit einzig bekannten Vorkommen in Deutschland oder Bayern.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Flaggschiff der bayerischen Käferfauna: Der Alpenbock. Foto: H. Bußler
Die Erkenntnisse über das Vorkommen von Reliktarten in den Reservaten geben wertvolle Hinweise für die Entwicklung von Naturschutzkonzepten in Wirtschaftswäldern und unterstreichen den besonderen Wert der Reservate für besonders anspruchsvolle totholzbewohnende Arten.
Von circa 1.400 xylobionten Käferarten in Deutschland wurden 115 Arten ausgewählt, die als "Urwaldreliktarten" bezeichnet werden können. Diese Arten kommen nur reliktär in Mitteleuropa vor, sie sind eng an Strukturkontinuität bzw. Habitattradition der Waldbestände sowie an die Kontinuität der Alters- und Zerfallsphase gebunden und stellen hohe Ansprüche an Totholzqualitäten und -quantitäten. In den kultivierten Wäldern Mitteleuropas sind diese Arten akut vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden.
Auf Grund der langen Kulturtätigkeit des Menschen in Mitteleuropa existieren in Deutschland keine echten Urwälder mehr. Allerdings existieren noch Waldbestände oder auch nur Altbaum- Ansammlungen, die eine weit zurückreichende Tradition von in Urwäldern häufigen, in der Kulturlandschaft aber besonders seltenen Habitatstrukturen aufweisen. Diese Habitattradition ermöglichte in den genannten Beständen vielen xylobionten Käferarten das Überleben. Im Zuge der Ausweisung bayerischer Naturwaldreservate wurden bisher etliche dieser exklusiven Bestände mit ungebrochener Habitattraditon als Naturerbe gesichert.
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