Clemens Abs und Helge Walentowski
Biodiversitätsforschung in bayerischen Naturwaldreservaten - LWF-Wissen 61

Die systematische Erfassung der naturkundlichen Daten aus den bayerischen Naturwaldreservaten begann in den 1980er Jahren. Circa 30 Jahre vegetationskundliche Erhebungen und Datendokumentation schufen eine Datengrundlage, die sich vielseitig für unterschiedliche Fragestellungen auswerten lässt. Beispielsweise ermöglichen sie, Erkenntnisse über konkurrenzbedingte Baumartenverschiebungen im Klimawandel zu gewinnen. Sie können aber auch wertvolle Grundlagen für weitergehende Forschungen, für die Waldnutzung sowie waldbauliche und naturschutzfachliche Strategien und Konzepte liefern. Dies unterstreicht auch die Notwendigkeit, vegetationskundliche Aufnahmen für Monitoring und Erfolgskontrolle fortzuführen.

Zum ökologischen Verhalten der mitteleuropäischen Baumarten existiert ein umfangreiches waldbauliches Erfahrungswissen, das bisher jedoch nur in den Zeigerwerten von Ellenberg et al. in ein einheitliches Bewertungsschema gebracht wurde. Von einem umfassenden Handbuch der Baumarten oder einer Datenbank der waldökologisch und waldbaulich wichtigen Merkmale unserer Baumarten sind wir noch weit entfernt.

Naturwaldreservate sind wichtige Referenzflächen für den naturnahen Waldbau, den Waldnaturschutz und die waldökologische Forschung. Die Auswertung hochwertiger Referenzdaten aus Naturwaldreservaten ist eine vorrangige Aufgabe der forstlichen Vegetationskunde. Vor allem die Dauerbeobachtung, d.h. die Dokumentation und Auswertung des Wandels der natürlichen "Vielfalt des Lebens" über die Zeit hinweg ist eine Aufgabe, die nur in Naturwaldreservaten erbracht werden kann.