Helge Walentowski und Albert Reif
Europas Natura 2000 für Neuseeland? - LWF-aktuell 69
Im Rahmen des warm- bis kühl-temperaten Klimas stellt sich weltweit eine ähnliche Vegetation ein, sowohl in der Nord- als auch in der Südhemisphäre. Angesichts der besonderen Evolutionsgeschichte Neuseelands ist es durchaus bemerkenswert, dass sich im Prinzip ganz ähnliche Lebensräume herausgebildet haben, in denen sich Arten mit vergleichbaren Bauplänen durchgesetzt haben, wie wir dies z.B. aus Europa kennen.
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Abbildung: Der Kauri-Baum ist eines von vielen lebenden Fossilien der neuseeländischen Flora. Foto: Walentowski
Teilweise handelt es sich um gattungsverwandte Arten (z.B. Juncus-, Carex-, Eleocharis-Arten in Sümpfen, Sphagnum- und Drosera-Arten in Mooren), teilweise um formenverwandte Arten südhemisphärischer Herkunft wie z.B. die Podocarpaceae Halocarpus bidwillii, die in Wuchsform und ökologischer Einnischung unserer Latsche Pinus mugo ähnelt. Dennoch unterscheiden sich die neuseeländischen Lebensräume in einzigartiger Weise von denjenigen anderer Regionen vergleichbaren Klimas und sind deshalb weltweit nur hier zu schützen.
Dies fällt am meisten bei der Betrachtung der Wälder auf: Sie sind fast ausschließlich aus immergrünen Baumarten aufgebaut, mit einem für eine gemäßigte Klimazone hohen Anteil an Pflanzen tropischer Verwandtschaft (30 Familien und ca. 90 Gattungen). Aufgrund ihrer großen Fläche und ihres Artenreichtums hat der Erhalt der ursprünglichen Artenzusammensetzungen und Funktionskreisläufe der Naturwälder besondere Bedeutung für den Naturschutz.
Legt man eine Gliederung wie beim Anhang I der europäischen FFH-Richtlinie zugrunde, dann lassen sich in der durch die isolierte Insellage eigenständigen "Neuseeländischen Biogeografischen Region" 9 Lebensraumtypen-Gruppen mit mindestens 59 Lebensraumtypen (darunter 14 Wald-Lebensraumtypen und zahlreiche Gebüsch- und Buschwaldtypen) definieren.
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