Moorschutz im Wald
Etwa ein Drittel der bayerischen Moore sind bewaldet. Schon in den ursprünglichen Mooren spielte Wald eine große Rolle als natürlicher, sehr vielfältiger und artenreicher Moorwald. Noch heute sind in vielen Mooren solche Moorwälder aus Moor- und Waldkiefern, Moorbirken und Fichten erhalten geblieben, wenn auch oft nicht mehr völlig intakt, sondern durch Veränderungen des Wasserhaushaltes mehr oder weniger stark verändert.
Wir informieren Sie auf dieser Seite über den Wert der Moorwälder für die Waldnatur, für den Schutz der Moore, und auch für verschiedene weitere Aspekte und Ziele. Sie erfahren, was Waldbesitzer tun können, damit Wälder auf Moorstandorten möglichst vielfältige Funktionen erfüllen, und welche Fördermöglichkeiten es hierfür gibt.
Moorwälder in Bayern
Abb 1: Moorwälder sind vielfältig. Gemeinsam ist ihnen ein nasser Standort, wie in diesem Torfmoos-Fichten-Moorwald im Allgäu (© S. Müller-Kroehling, LWF)
In natürlichen und naturnahen, weitgehend intakten Mooren findet sich oft ein Mosaik aus natürlicherweise sehr nassen und daher baumfreien Moorbereichen und Flächen, deren Wasserausstattung ein Baumwachstum bereits wieder zulassen. Genauer gesagt, überall dort, wo der Moorwasserstand nicht dauerhaft höher als 10-15 cm unter Flur ansteht, können sich baumförmige Gehölze ansiedeln. Viele der bayerischen Moore waren daher auch bereits ursprünglich auf etwas höher gelegenen oder unmerklich hängigen Teilflächen mehr oder weniger mit Gehölzen bestockt. Da auch dort torfbildende Pflanzen wie Torfmoose, Wollgräser und Seggen wachsen können, handelt es sich bei intakten Moorwäldern durchaus auch um wachsende Moore.
Broschüre: Moorentwicklungskonzept Bayern - Moortypen in Bayern
- Kaule, G., & Peringer, A. (2015): Die Entwicklung der Übergangs- und Hochmoore im südbayerischen Voralpengebiet im Zeitraum 1969 bis 2013 unter Berücksichtigung von Nutzungs- und Klimagradienten. – Umwelt Spezial (Hrsg. LfU), 98 S. + Anh.
- Kaule, G., Carminati, A., Huwe, B., Kaule, R., Müller-Kroehling, S. & Schwarz-von Raumer, H.G. (2018): Die Hochmoorwälder des süddeutschen Voralpengebietes: Bedeutung und Entwicklung im Klimawandel. – TELMA 48: 13-48.
- Kaule, G. (1974): Die Übergangs- und Hochmoore Süddeutschlands und der Vogesen. - Diss. Bot. 27, 345 S. + Anl.
- Kaule, G., & Peringer, A. (2015): Die Entwicklung der Übergangs- und Hochmoore im südbayerischen Voralpengebiet im Zeitraum 1969 bis 2013 unter Berücksichtigung von Nutzungs- und Klimagradienten. – Umwelt Spezial (Hrsg. LfU), 98 S. + Anh.
- Kaule, G., Carminati, A., Huwe, B., Kaule, R., Müller-Kroehling, S. & Schwarz-von Raumer, H.G. (2018): Die Hochmoorwälder des süddeutschen Voralpengebietes: Bedeutung und Entwicklung im Klimawandel. – TELMA 48: 13-48.
- Müller-Kroehling, S. (2024): Moorwälder – forstwirtschaftliche Nutzung und Moorschutz. - Rundgespräche Forum Ökologie (Hrsg.: Bayerische Akademie der Wissenschaften), Bd. 50 »Moore: Ökosystemfunktionen, Biodiversität und Renaturierung«, S. 77-94.
- Müller-Kroehling, S. & Zollner, A. (2015): Moorschutz im Wald – gestern, heute, morgen. - LWF aktuell 104: 21-25.
- Ringler, A. (2000): Moorentwicklungskonzept Bayern (MEK). Moortypen in Bayern. Augsburg (Hrsg. LfU), 103 S.
- Ringler, A. & Dingler, B. (2000): Moorentwicklungskonzept Bayern. Phase II. Moortypen und Moorregionen in Bayern (rev. Fassung Dez. 2000). - Walpertskirchen, 239 S.
- Siuda, C. (2002): Leitfaden der Hochmoorrenaturierung in Bayern. – Augsburg (Hrsg. LfU), 65 S.
- Siuda, C.; Quinger, B.; Thiele, A. (2009): Moorrenaturierung kompakt. Evaluierung ausgewählter Moorobjekte und Evaluierungsgrundlagen. Augsburg (Hrsg. LfU), 11 S. + Anlage (236 S.)
Funktionen von Moorwäldern
- Klimaschutz durch Bindung von Kohlenstoff im Torfkörper
- Bodenschutz durch Erhalt der Torfböden
- Erhalt eines ausgeglichenen Landschaftswasserhaushalts durch Wasserspeicherung in Torfkörper und Vegetation, so dass Starkabflüsse und somit Hochwässer und auch Dürren möglichst vermieden oder reduziert werden
- Schutz der moortypischen Biodiversität, der Moor-Lebensraum-Vielfalt und ihrer spezialisierten Arten
- Schutz der Eigenart und Vielfalt der Landschaft, als Teil der Heimat und als Raum für sanfte Erholung
- Archivierung der Landschaftsgeschichte in Form von Pollenprofilen und Großresten, d.h. fossilen Resten früheren Lebens
Abb 2: Viele Moorspezialisten aus der Tier-, Pflanzen und Pilzwelt, wie hier der nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie prioritäre Hochmoorlaufkäfer, kommen in Moorwäldern vor (© B. Niederbacher)
In vielen natürlichen Mooren waren Lebensräume mit und ohne Gehölze im Wechsel der Jahrhunderte und Jahrtausende ein „Kommen“ und „Gehen“, wie uns die Torfhorizonte zeigen, die nicht nur die Pollen der dort wachsenden Pflanzen schichtweise archiviert haben, sondern in etlichen der Schichten auch Baumwurzeln oder das Holz abgestorbener Bäume. Auch waren die allermeisten Moore Mosaike aus verschiedenen Moorlebensräumen, mit und ohne Gehölze, wobei diese Komplexe oft bestimmten Gesetzmäßigkeiten der Verteilung im Moor folgen, wenn auch in jedem Moor etwas anders angeordnet.
Abb 3: Moore fungieren als wichtiger Wasserspeicher in der Landschaft (© S. Müller-Kroehling, LWF)
In Zeiten zunehmender Starkniederschläge auf der einen Dürreperioden auf der anderen Seite gewinnt die Funktion von Mooren im Zusammenhang mit den Landschaftswasserhaushalt zunehmend an Bedeutung.
Moore liegen als Hoch- aber auch als Quellmoore entweder oft an den Wasserscheiden und somit im Quellgebiet der Fließgewässer, oder aber korrespondieren im Fall der Niedermoore stark mit dem Grundwasser. Sie verfügen über die Moorvegetation und den Torfkörper, je nach Zustand derselben, über eine Fähigkeit, überschüssiges Wasser in gewissem Umfang auch zu speichern bzw. verzögert abzugeben. Mit der Wiederherstellung des Wasserhaushaltes besteht die Möglichkeit, diese Funktion der Moore wiederherzustellen bzw. zu stärken.
Abb 4: In Moorwäldern wird im Torfkörper, aber auch im aufstockenden Waldbestand einschließlich dem Totholz Kohlenstoff gespeichert (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Obwohl Moore etwa 3% der bayerischen Landesfläche ausmachen, tragen sie mit über 6% zu den Treibhausgasemissionen bei – vor allem aus intensiv landwirtschaftlich genutzten Böden. Es gilt also, die Moore als Kohlenstoffsenken, d.h. jahrtausendealte Lagerstätten zu erhalten, und das geht nur, wenn man sie wieder so nass wie möglich macht. Hierbei gilt: jede Anhebung des Wasserspiegels ist gut für das Klima, nicht nur die maximale Anhebung, die oft gar nicht mehr ohne weiteres möglich ist.
Baumarten in Mooren
Abb. 5: Die Moorbirke ist durch ihre fast waagerechten Äste und wenig oder nicht hängenden Zweige gut von der Sandbirke zu unterschieden (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Das gilt auch für eine dritte Baumart, die Moorbirke (Betula pubescens), auch wenn diese im Gegensatz zu den beiden Nadelbaumarten nie intensiv forstlich gefördert wurde, im Gegenteil.
Art | Unterart bzw. Form | Vorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen |
---|---|---|
Spirke (Aufrechte Moorkiefer) (Pinus rotundata) | (z.T. auch als Pinus mugo ssp. rotundata var. arborea bezeichnet, d.h. als Unterart eines Bergkiefern-Komplexes) | Hochmoorzentren und -ränder, Adventivwurzeln ermöglichen Mitwachsen mit dem Moor, Mitteleuropäischer Endemit; sehr hohe bayerische Schutzverantwortung! |
Waldkiefer (Pinus sylvestris) | (Nominatform) | Kontinentale Hochmoore; Randwälder, Braucht sommerliche Trockenphasen (subkont. Klimate) |
Moor-Waldkiefer: Pinus sylvestris ssp. turfosa | Reliktäre Moor-Unterart „krüppelwüchsig“ in Moorzentren wachsend | |
Gemeine Fichte (Picea abies) | In Mooren v.a. die Plattenfichte | Moorrandwälder, im Moorzentrum von Hochlagenwäldern, Befähigung zur Flachwurzelung auf nassen Standorten; „Kälteweltmeisterin“ |
Schwarzerle (Alnus glutinosa) | Nicht zu nährstoffarme Niedermoore (Bruchwälder), Aerenchymsystem, Atmung auch bei andauerndem Überstau | |
Moorbirke (Betula pubescens) | (Nominatform) | Moorrandwald, auch nährstoffarme Niedermoore (Bruchwälder), Kältehart; reliktär verbreitete Unterart |
Karpatenbirke: Betula pubescens ssp. carpatica | reliktär verbreitete, forstlich weniger gut nutzbare Form (oft eher mehrstämmiger oder krüppelförmiger Wuchs) |
Weitere Baumarten in Mooren
Art | Vorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen |
---|---|
Wacholder (Juniperus communis) | auch in nicht zu nassen Bereichen von Wäldern auf Hoch-/Übergangsmooren einzeln beigemischt, oft in früher beweideten Mooren |
Eibe (Taxus baccata) | auch in nicht zu nassen Bereichen von Wäldern auf Hoch-/Übergangsmooren einzeln beigemischt (als Vogelsaat) |
Stechpalme (Ilex aquifolium) | Auch auf organischen Böden (als Vogelsaat), stark atlantisch getönte Baumart, natürliches Areal im Alpenraum, durch Klimawandel in Ausbreitung begriffen |
Baumarten für teilvernässte Moore und Moorränder
Art | Vorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen |
---|---|
Aspe (Zitterpappel) (Populus tremula) | Moorrandwälder, v.a. auch Anmoorstandorte |
Flatterulme (Ulmus laevis) | Bruchwälder v.a. auf Anmoorstandorten; erträgt langen Überstau |
Vogelbeere (Eberesche) (Sorbus aucuparia) | auch in Moorwäldern z.T. als Vogelsaat beigemischt |
Wildbirne (Pyrus communis) | Natürliche Standorte u.a. an Moorrandwäldern, meist am Waldaußenrand |
Weißtanne (Abies alba) | auf Sauerhumusstandorten und an Moorrändern (Anmoore); die tiefe Pfahlwurzel erschließt den darunter liegenden Mineralboden |
Stieleiche (Quercus robur) | Vorkommen auch auf anmoorigen Moorrand-Standorten; die tiefe Pfahlwurzel erschließt den darunter liegenden Mineralboden |
Art | Bauholzeignung | Wertholzeignung (auf Moorstandorten) | Ausschlagwald und KUP |
---|---|---|---|
Fichte | X | ||
Waldkiefer | X | ||
Schwarzerle | X | X | |
Moorbirke | X | X | X |
Flatterulme | X | X | |
Zitterpappel | X | X | X |
Weißtanne | X | ||
Stieleiche | X |
- Bogenrieder, A. & Sengbusch, P. von (2002): Untersuchungen zur Ökologie von Pinus rotundata LINK (Moor-Bergkiefer) im Südschwarzwald. – Forschungsber. FZKA-BWPLUS Univ. Freiburg, 138 S.
- Heinken, T. (2008) Die natürlichen Kiefernstandorte Deutschlands und ihre Gefährdung. - Beitr. Nordwestdtsch. Forstl. Versuchsanstalt (NW-FVA) 2: 19-41.
- Hohenstatter, E. (1973): Das Moor als Standort von Pinus mugo arborea. AFZ 51/52: S. 1123–1128
- Lutz, J.L. (1944): Über den Gesellschaftsanschluß oberpfälzischer Kiefernstandorte. – Ber. Bayer. Bot Ges. 28: 64 - 124.
- Lutz, J.L. (1956): Spirkenmoore in Bayern. - Ber. Bayer. Bot. Ges. 31-58-69.
- Müller-Kroehling, S. (2003): Flatterulme (Ulmus laevis Pall.). – in: Weisgerber, H. et al. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse, 33. Ergänzungslieferung, 13 S.
- Müller-Kroehling, S. (2019a): In Dubio pro Betula! Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber der Moorbirke in Mooren. – In: ANLiegen Natur 41(1): 135-144.
- Müller-Kroehling, S. (2019b): Birken in Mooren: Plädoyer für eine forstliche Neubewertung. – AFZ/Der Wald 4/2019: 10-13.
- Müller-Kroehling, S. (2021): Der Mantingerbos – ein Stechpalmenwald in den Niederlanden. – LWF Wissen 85 (Beiträge zur Stechpalme): 54-55.
- Müller-Kroehling, S. & Schmidt, O. (2023): Die Moorbirke – wichtiger Bestandteil der Biodiversität in Mooren. – LWF Wissen 87: 34-53.
- Müller-Kroehling, S. (2023): Moorbirke und Moorschutz. – LWF Wissen 87: 54-72.
- Neuhäusl, R. (1972): Subkontinentale Hochmoore und ihre Vegetation. Sud. Cs. Akad. Ved. (Prag) 13: 1-121.
- Neuhäusl, R. (1992): Primary and secondary succession on wooded peat-bogs. – Acta Societatis Botanicorum Polonias 61(1): 89-102.
- Paul, H. (1906): Die Schwarzerlenbestände des südlichen Chiemseemoores. – Naturw. Z. f. Land- und Forstwirtschaft 4 (1906), in Mitt. k. bayer. Moorkulturanstalt 1: 52-74 (1907).
- Priehäußer, G. (1952a): Über die Entwicklung von Auen, Filzen und anderen Waldvernässungen im Bayerischen Wald. - Mitt. aus der Staatsforstverwaltung Bayerns 27: 9-71.
- Priehäußer, G. (1952b): Der Formenkreis von Betula verrucosa und Betula pubescens Ehrh. im Bayerischen Wald. – Mitt. Staatsforstverwaltung Bayerns Bd. 27: 72-92.
- Thurm, E., Falk, W. & Müller-Kroehling, S. (2019): Die Flatterulme als Alternative bei der Baumartenwahl: Standorts- und Leistungspotenzial einer Baumart nicht nur für feuchte Standorte. – LWF Wissen 83: 31-41.
- v. Leiningen, W. (1906): Beschreibung von Mooren in der Umgegend von Schongau. – Natuw. Zeitschr. F. Land- und Forstwirtsch. 4 (6): 1-33.
- Walentowski, H. (1998): Die Weißtannen-Waldgesellschaften Bayerns. Eine vegetationskundliche Studie mit europäischem Bezug, mit waldbaulichen Anmerkungen und naturschutz-fachlicher Bewertung. (Diss. Bot. 291). – Berlin/Statttgart, 473 S.
Natürliche und künstliche Verjüngung
Natürliche Verjüngung
Abb. 7: Die Fichte ist in Moorwäldern vielfach gebietsheimisch. Ihre Verjüngung gelingt in nassen Mooren und schneereichen Lagen oft bevorzugt auf Moderholz, die so genannte Rannenverjüngung (© S. Müller-Kroehling).
Tabelle 5 fasst wichtige Aspekte rund um die Verjüngung der wichtigsten Baumarten in Mooren zusammen.
Art | FoVG | Sonstiges Hinweise zu Herkünften | Naturverjüngung | Verbiss- und Fege-Empfindlichkeit |
---|---|---|---|---|
Gemeine Fichte | X | In Mooren typisch ist die Plattenfichte als Varietät der heimischen Fichte | v.a. am Saum sehr stark auflaufend | Gering |
Waldkiefer | X | Ggfs. auch die Moor-Waldkiefer berücksichtigen, sofern erhältllich | v.a. auf Rohboden | Gering |
Spirke („Moorspirke“) | Nein | Im Handel wird z.T. auch die Hakenkiefer (Pinus rotundata) als „Spirke“ angeboten, diese ist für Moore nicht zu verwenden. | v.a. auf Torfmoosflächen und z.T. auch feuchtem Rohboden | Hoch |
Schwarzerle | X | Im Handel angeboten werden nur zertifiziert Phytophtora-freie Pflanzen | Fegen hoch | |
Moorbirke | X | Unterscheidung von Nominatform und Karpatenbirke sehr wichtig in Bezug auf Naturschutz und auch die forstliche Nutzbarkeit | Hoch | |
Flatterulme | Nein | v.a. auf Rohboden | Mittel | |
Zitterpappel | X | Auch durch Wurzelbrut | Mittel | |
Weißtanne | X | Hoch | ||
Stieleiche | X | v.a. auch Hähersaat | Hoch |
Wahl des richtigen Vermehrungsgutes bei künstlicher Einbringung
Forstliche Nutzung von Wäldern auf Torfböden
Abb. 8: Bei der forstlichen Nutzung bewaldeter Moore sollte es immer auch um den Erhalt natürlicher Mischungselemente und Bestandsstrukturen gehen, wie hier der Rottenstruktur und der beteiligten Moorbirken (© B. Mittermeier).
Die Erschließung muss auf Feuchtstandorten teilweise angepasst werden, beispielsweise mit sogenannten „Prügelwegen“ oder „Knüppelwegen“ als Unterbau, um für eine Bewirtschaftung nach erfolgter Vernässung noch geeignet und dauerhaft leistungsfähig zu sein. Auch kann es wichtig sein, ergänzende Durchlässe (also Rohre oder durchlässige Grobsubstrate wie Gabionen) in bestehende Wege oberhalb von Mooren einzubauen, die den Zufluss von Hangwasser in das Moor wiederherstellen helfen. Ihr zuständiges AELF und die Walderschließungs-Fachleute der Forstverwaltung beraten Sie gern, wenn Sie zu diesem Themenkomplex Fragen haben sollten.
Die Holzbringung ist auf Feuchtstandorten und speziell auf Moorböden häufig mit Seilkränen sinnvoll, um die Anlage von Rückewegen minimieren zu können und so den Moorkörper und seine Hydrologie nicht zu beeinträchtigen. Sie ist aus diesem Grund und auf diesen Standorten über das Förderprogramm ForstFÖP auch außerhalb des Hochgebirges förderfähig. Damit die Seilkranbringung möglich und sinnvoll ist, müssen bestimmte Voraussetzungen gewährleistet sein. Ansprechpartner ist ihr örtlicher Revierleiter des AELF.
Befallene Bäume können dann vor Ort gefällt und belassen, oder ggfs. an Ort und Stelle entrindet oder mit speziellen Motorsägenaufsätzen geschlitzt werden, so dass ein aufwändiger Abtransport entfallen kann. In dem belassenen Totholz leben zahlreiche Arten, auch solche, die auf Moore spezialisiert sind, bzw. finden dort Tages- und Überwinterungsverstecke oder Sonnplätze. Für das Entrinden oder Schlitzen können ggfs. Fördermittel beim AELF beantragt werden.
Erhaltung und Wiedervernässung von Mooren
Fördermaßnahmen des Moorschutzes speziell in Moorwäldern
Bayerische Forstverwaltung im Privat- und Körperschaftswald
Forstliches Förderprogramm WALDFÖP unterstützt:
- Waldumbau durch Einbringen standortsgerechter, u. a. auch moortauglicher, vernässungsgeeigneter Baumartenmischungen (in Mooren z. B. mit Waldkiefer, Moorbirke, Fichte, Spirke (Pinus rotundata), in Bruchwäldern Schwarzerle)
- bodenschonende Seilbringung auch im Flachland, z. B. Feucht- und Moorstandorte
- händische Unschädlichmachung von Käferholz (Schlitzen, Scheppsen) in nicht bringbaren Lagen
- Antragstellung beim AELF
VNP Wald unterstützt:
- vollständiger Nutzungsverzicht in Moorwäldern (Bindefrist 12 Jahre)
- Schaffung lichter Waldstrukturen mit vollständigem Nutzungsverzicht durch Beseitigung von Gehölzen (naturschutzfachliches Konzept, Bindefrist 5 Jahre)
- Ausformen der Rottenstrukturen, Förderung seltenerer Bestandsglieder, speziell der moortypischen, vernässungsgeeigneten Baumarten
- Antragstellung beim AELF
ForstWegR unterstützt:
- vernässungsgeeignete Maßnahmen beim Neu- oder Ausbau von Forstwegen
- Anlage lebensraumtypischer Kleinstrukturen (z.B. feuchter Senken)
- Ansprechpartner sind die ÄELF, unterstützt durch die Wegebauberater der FoV
Richtlinien der Förderprogramme:
Moorflächen im Staatswald (BaySF)
Für Maßnahmen im Staatswald gibt es das Finanzierungsinstrument der sogenannten „Besonderen Gemeinwohlleistungen“, die nach der entsprechenden Richtlinie gefördert werden können (bGWLR):
Nr. 4.4 Maßnahmen im Bereich Moorschutz
- Renaturierung von Mooren; Grundlage Renaturierungsplanung
- Erhalt von Mooren; Voraussetzung Moorökologisches Gutachten bzw. Fachkonzept
- Grundlagenerhebungen, Moorgutachten, Monitoring und Wirkungskontrollen
Angebote der Naturschutzverwaltung
Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR)
- fördert u.a. Pflege und Wiedervernässung von Moorflächen
- Ansprechpartner: untere Naturschutzbehörde im Landratsamt bzw. kreisfreie Stadt
Ökopunkte gem. Bayerischer Kompensationsverordnung (BayKompV)
Eine Moorrenaturierung kann von der unteren Naturschutzbehörde als ökologische Aufwertung gem. BayKompV bewertet und mit Ökopunkten belohnt werden. Der Besitzer kann die Ökopunkte gewinnbringend verkaufen.
Antragstellung bei unterer Naturschutzbehörde
Beispiele: Amtlich bestätigte Ökokontoflächen der BaySF
- Hoch- und Niedermoor Mauserfilz
- Moorrenaturierung Brunnhäusl
Angebote des Bundes
- Förderrichtlinie „Information, Aktivierung, Steuerung und Unterstützung von Maßnahmen zur Wiedervernässung von Moorböden“ (Förderrichtlinie InAWi) vom 05.09.2024; v.a. vorbereitende und übergreifende Informationsarbeit, Konzepte, Moormanagement
- Förderrichtlinie „Wiedervernässung und Renaturierung naturschutzbedeutsamer Moore“ (Förderrichtlinie 1.000 Moore) vom 05.09.2024
- Förderrichtlinie zur Wiedervernässung genutzter Moorböden ist angekündigt, aber noch offen
Erläuterungen
Abb. 9: Auf Moorstandorten ist der Einsatz von Flachlandseilkränen oft eine mögliche Variante der Holzbringung, die sehr bodenschonend ist, aber ein hohes Maß an Vorplanung erfordert (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Die Holzbringung ist auf Feuchtstandorten und speziell auf Moorböden häufig mit Seilkränen sinnvoll, um die Anlage von Rückewegen minimieren zu können und so den Moorkörper und seine Hydrologie nicht zu beeinträchtigen. Sie ist aus diesem Grund und auf diesen Standorten über das Förderprogramm ForstFÖP auch außerhalb des Hochgebirges förderfähig. Damit die Seilkranbringung möglich und sinnvoll ist, müssen bestimmte Voraussetzungen gewährleistet sein. Ansprechpartner ist ihr örtlicher Revierleiter des AELF.
Abb. 10: Gutförmige Moorbirken auf feuchtem, aber nicht nassem Moorstandort. Scheidet eine stärkere Vernässung aus, kann auch eine solche Feuchtwaldnutzung eine klimafreundliche Nutzung darstellen, wenn man die Klimawirksamkeit des Holzes mit einrechnet (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Rodungen und Kahlhiebe im Moorwald
Abb. 11: Oft werden mit Kahlhieben falsche Vorstellungen verbunden, was damit für den Moorschutz erreicht werden kann: ohne Einstau der Gräben praktisch nichts. Die Folgen sind dann meist dichte Faulbaum- und andere Gebüsche. (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Beides, Kahlschlag wie auch Rodung, unterliegt den Regelungen des Bundes- und des Bayerischen Waldgesetzes und ist genehmigungspflichtig. Ansprechpartner ist gegebenenfalls das örtliche AELF. Zudem sind viele Moorwälder gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz.
Kahlschläge weisen auch für die Moorrenaturierung ungünstige Bedingen auf, weil sie Freiflächenbedingungen mit viel Windbewegung und direkter Sonneneinstrahlung schaffen. Sie sollten daher auch aus Gründen der erfolgreichen Moorrenaturierung möglichst vermieden werden. Lediglich, wenn sehr monostrukturierte, einförmige, gleichaltrige Fichtenforste auf den zu vernässenden Moorstandorten stocken, kann ein Kahlhieb die einzig gangbare Option darstellen, weil eine Auflichtung der labilen bzw. nur kollektiv stabilen Fichtenreinbestände zu einer zu hohen Gefährdung durch Sturmwurf, Sturmbruch und anschließende Borkenkäfer-Massenvermehrung führen würde.
Abb. 12: Unter einem lichten Bestandesschirm können sich Moorpflanzen oft besonders gut regenerieren, wie dieser Wollgras- und Torfmoos-Aufwuchs aus dem wiedervernässten Zentralbereich des Schorenmoos (Allgäu) illustriert. (© S. Müller-Kroehling, LWF)
Ihre Ansprechpartner zum Moorschutz im Wald
Die LWF als Fachbehörde der Bayerischen Forstverwaltung
- initiiert und leitet oder wirkt mit an Forschungsprojekten zum Moorschutz im Wald.
- berät und unterstützt die Forstbehörden an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie die sieben Fachstellen Waldnaturschutz.
- arbeitet eng mit Partnern aus den anderen Fachbereichen zusammen. Gemeinsam mit LfU und LfL bildet sie die so genannte „Moordrehscheibe“, die in Bayern den Wissenstransfer und die Forschung in den Mooren koordinieren soll.
- steht in engem Austausch mit den Bayerischen Staatsforsten A.ö.R. (BaySF), die für den Erhalt und die Renaturierung der Moore im Staatswald zuständig sind.
Übersicht der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayern
Weiterführende Informationen
Vielfalt der Bayerischen Moortypen in den Regionen, einschließlich ihrer Moorwälder
- Moorschutz im Wald – gestern, heute, morgen - LWF aktuell 104
- Beitrag über Moorwälder beim Moor-Symposium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2023
- Beitrag über die Funktionen von Moorwäldern für den Moorschutz
- Beitrag über das richtige Verständnis und rechtliche Rahmenbedingungen von Rodungen und Kahlhieben in Bezug auf Moorschutzziele
- Beitrag über Arten in Mooren und den Bayerischen Moorartenkorb 336 KB
- Alle Publikationen von LWF-Mitarbeitern zu Moorwäldern, nach Themen sortiert 190 KB
Ansprechpartner an der LWF
- Dr. Stefan Müller-Kroehling
- Anna-Katharina Zech