Dr. Ingrid Illies
Robinie – Nahrungsquelle für Bienen und andere Blütenbesucher – LWF Wissen 84
Blütenbau und Bestäubung
Innerer Aufbau
Bestäubung durch Insekten
Abb. 1: Eine Holzbiene (Xylocopa spec.) sammelt auf der Robinie. Holzbienen kommen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und sind mittlerweile in Folge des Klimawandels auch nördlich der Alpen zu finden. (Foto: I. Illies)
Es folgen ein haarloser Bereich und ein aufrechter Kranz von Haaren direkt unterhalb der Narbe. Dies verhindert die Selbstbestäubung, also die Übertragung des eigenen Pollens von der Bürste auf die Narbe. Beim Blütenbesuch werden die Tiere durch die auffällige Fahne angelockt. Der gelbe Fleck am Blattgrund der Fahne dient als Saftmal, d. h. er weist den Tieren den Weg in das Innere der Blüte. Der Nektar wird über die gesamte Fläche des Blütenbodens abgesondert.
Insekten landen auf dem Schiffchen und drücken es durch ihr Gewicht herunter. Der Griffel mit dem Fruchtknoten tritt dadurch heraus und berührt die Bienen an der Bauchseite. Blütenbesucher auf der Suche nach Nektar und Pollen nehmen dabei auch den Pollen der Bürste auf und tragen ihn zur nächsten Blüte. Haften an den Tieren Pollenkörner der Robinie von früheren Blütenbesuchen im Haarkleid, kommt es zur Bestäubung.
An der Robinie wird aber auch »Nektarraub« durch Honigbienen beobachtet. Die Tiere versuchen dabei dem Griffel auszuweichen und die Blüte von der Seite zu öffnen, um so den Nektar aufzunehmen, ohne Pollen auf die Narbe zu übertragen (Giovanetti und Aromne 2013). Ein solches Verhalten wird von Honigbienen auch bei der Luzerne beobachtet, bei der erfahrene Sammlerinnen versuchen der Staubblattröhre zu entgehen, die beim Blütenbesuch den Tieren von unten gegen den Kopf schlägt, sobald sie auf der Blüte landen.
Der Großstadtbaum
wo er nur wenig Sonne hat,
verlassen und alleine.
Von Osten nur ein schmaler Gang
von Westen her ein Schienenstrang
von Süd und Nord nur Steine.
Ich blieb oft vor dem Baume stehn.
Er hat mich schweigend angesehn,
als wollte er mich grüßen.
Die Wurzeln unter dem Asphalt,
sie sehnten sich nach einem Wald,
wie ich mit müden Füßen.
Der Baum schaut mir in das Gesicht,
als wollte er mit seinem Licht
mir einen Trost bereiten.
Er muss hier Jahr um Jahre stehn
und hatte nie ein Reh gesehn
und all die Herrlichkeiten.
Bist du auf einen Platz gestellt,
der dir nicht sonderlich gefällt,
dann denk an die Akazie.
Wenn dich das Schicksal nicht verpflanzt,
dann halte aus, so gut du kannst,
und dulde still, mit Grazie.
Fred Endrikat
Nektar und Pollen für Insekten
Damit gehört die Robinie zu einem der bedeutendsten Nektarproduzenten unter den Bäumen. Im Nektar der Robinie sind vor allem Saccharose (57 – 63 %) und Fruktose (28 – 33 %) enthalten. Der Anteil von Glukose ist mit 9,1 – 9,7 % gering (Maurizio und Schaper 1994). Die Nektarproduktion ist stark von der Außentemperatur abhängig, bei höheren Temperaturen sezernieren die Blüten mehr Nektar.
Die Pollenmenge je Blüte ist gering. Honigbienen, die an Robinien Pollen sammeln, tragen kleine hellbis dunkelgraue Höschen. Der Proteingehalt wird mit 14,1 % Trockensubstanz angegeben (Maurizio und Schaper 1994).
Nahrung für Blütenbesucher
Abb. 2: Die hängenden Trauben der Robinien duften angenehm und werden intensiv von Insekten besucht. Im Bild sammelt eine Honigbiene an den Blüten. (Foto: I. Illies)
Betrachtet man die Blütenbesucher, so finden sich hier viele Insekten, insbesondere Bienen, die an der Robinie nach Nektar und Pollen suchen (Körber 2019). Neben der Honigbiene gibt es zahlreiche Wildbienenarten, welche die Robinie nutzen. Bei diesen Wildbienen handelt es sich überwiegend um polylektische Arten, also um Generalisten, die im Gegensatz zu den oligolektischen Arten nicht auf eine Pflanzengattung bzw. Familie spezialisiert sind.
Hausmann et al. (2016) konnten mittels Kescherfängen an Standorten in Berlin 20 verschiedene Wildbienenarten nachweisen, die an der Robinie sammelten, darunter mehrere Hummelarten.
Robinienhonig
Abb. 3: Robinienhonig – ein begehrter Sortenhonig mit besonders heller Farbe und mildem Aroma. Im Vergleich dazu ein dunkler und würziger Waldhonig. (Foto: M. Drechsel)
Für die Bestimmung eines Sortenhonigs werden die im Honig enthaltenden Pollen untersucht. Ein Sortenhonig muss einen bestimmten Prozentsatz an Pollen der entsprechenden Trachtpflanze aufweisen, damit die Sorte ausgewiesen werden kann. Für Rapshonig ist z. B. ein Pollenanteil von 80 % am Gesamtpollen erforderlich, damit ein Honig als Rapshonig deklariert werden kann. Bei der Robinie beträgt dieser Anteil nur 20 %, der Pollen ist im Honig unterrepräsentiert. Auf Grund der hängenden Blütenstände gerät natürlicherweise nur wenig Pollen in den Nektar auf den Blütenboden und damit in den Honig.
Akazienhonig wird in Deutschland vor allem in Brandenburg geerntet. In Europa gewinnen die Länder Ungarn, Rumänien, und Bulgarien große Mengen von Akazienhonig. Akazienhonig ist in Deutschland sehr beliebt. Häufig wird Akazienhonig auch für Veredelungsprodukte genutzt, da seine geringe Kristallisationsneigung es ermöglicht, ihn z. B. mit Gewürzen oder Nüssen zu mischen.
Zusammenfassung
- Giovanetti, M.; Aromne, G. (2013): Honey bee handling behaviour on the papilionate flower of Robinia pseudoacacia L. 7:119–124
- Hausmann, S.L.; Petermann, J.S.; Rolff (2016): Wild bees as pollinators of city trees. Insect Conservation and Diversity. 9: 97–107
- Hess, D. (1990): Die Blüte: eine Einführung in Struktur u. Funktion, Ökologie und Evolution der Blüten. Ulmer Verlag Stuttgart
- Körber, K. (2019): Bäume und Sträucher für Bienen und Insekten. Eine Empfehlungsliste in Zusammenarbeit mit der bayerischen Baumschulwirtschaft. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Garten (Hrsg.)
- Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen – Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer Verlag Stuttgart
- Kruel, W. (1952): Die tierischen Feinde der Robinie. In: Göhre K. (Hrsg.): Die Robinie und ihr Holz. Deutscher Bauernverlag. Berlin. 287–326
- Kugler, H. (1970): Blütenökologie. Gustav Fischer Verlag Stuttgart
- Maurizio, A.; Schaper, F. (1994): Das Trachtpflanzenbuch – Nektar und Pollen – die wichtigsten Nahrungsquellen der Honigbiene. Ehrenwirth Verlag München
- Schütt, P. (2014): Robinia pseudoacacia. In Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie (eds B. Stimm, A. Roloff, U.M. Lang und H. Weisgerber)
- Somme, L.; Moquet, L.; Quinet, M.; Vanderplanck, M.; Michez, D.; Lognay, D.; Jacquemart, A.-M. (2016): Food in a row: urban trees offer valuable floral resources to pollinating insects. Urban Ecosyst 19:1149–1161
- von der Ohe, W. (2014): Honig: Entstehung, Gewinnung, Verwertung. Kosmos Verlag Stuttgart