Stefan Huber
»Laubholz bitte, aber mit Rinde« – LWF aktuell 120
Der Braungraue Splintbock ist ein häufiger Käfer, der jedoch nur selten wahrgenommen wird
Seine Vorliebe gilt den Hölzern unserer Laubbäume. Wichtig ist jedoch, dass die Bäume mindestens stark geschwächt, besser bereits tot sind. Aber ebenso wichtig ist es für den Braungrauen Splintbock auch, dass an den Bäumen noch die Rinde sitzt.
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Abb. 1: Zwei dunkle Querbinden auf den Flügeldecken sind ein Merkmal des Braungrauen Splintbocks. (Foto: Josef Hlasek)
Im Februar 2018 erreichte uns aus dem schwäbischen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Krumbach eine Einsendung mit mehreren Eichenrindenstücken, in der sich ein lebender Bockkäfer befand. Der Bockkäfer war 8 mm groß und hatte helle Flügeldecken mit zwei dunklen, undeutlich begrenzten Querbinden. Die Fühler des Bockkäfers sind mit 12 mm deutlich länger als sein Körper. Unter dem Binokular waren zwei spitze Höcker an den Halsschildseiten und auffällig keulig verdickte Schenkel gut zu erkennen.
Schließlich konnte der Bockkäfer nach Bährmann (2011) als Leiopus nebulosus oder Braungrauer Splintbock bestimmt werden. Noch vor wenigen Jahren wäre der Käfer eindeutig als L. nebulosus zu bestimmen gewesen. 2009 aber haben Wallin et al. in einer neueren Arbeit zwei Arten beschrieben, Leiopus linnei und L. nebulosus, die sich nur genitalmorphologisch voneinander trennen lassen (Klausnitzer 2016). In ihrer Ökologie unterscheiden sich die beiden Arten nur marginal, daher gelten die folgenden Ausführungen für beide Arten.
Der Braungraue Splintbock zählt zu den polyphagen Käfern und bevorzugt hauptsächlich Laubhölzer, ganz selten findet man ihn auch an Nadelholz. Das breite Wirtsbaumspektrum trägt auch zu seiner großen Verbreitung bei. Deshalb findet man ihn in ganz Mitteleuropa, Südosteuropa und im südlichen Nordeuropa.
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Abb. 2: Der Braungraue Splintbock mit Eichenzweigen (Foto: F. Stahl, LWF)
Der Braungraue Splintbock besiedelt hauptsächlich stark geschwächte, absterbende oder bereits abgestorbene Bäume mit noch vorhandener Rinde. Dabei bevorzugt er Brutmaterial mit einem hohen Feuchtigkeitsgrad. Im ausgehenden Sommer legt das Weibchen auf Ästen und dünnen Stämmchen seine Eier unter der Rinde ab. Die Larven durchlaufen je nach äußeren Bedingungen eine ein- oder zweijährige Entwicklungsphase, bis sie sich im April oder Mai im Splint verpuppen.
Der Fraß des L. nebulosus ist viel feiner als bei L. linnei (Klausnitzer 2016). Die Puppe steht senkrecht zu einer dünnen Splintholzschicht, welche ein Schlupfloch enthält und mit Nagespänen verschlossen ist. Die fertig entwickelten Bockkäfer erscheinen ab Mai, sind hauptsächlich dämmerungsaktiv und machen ihren Reifungsfraß an der Rinde. Der Splintbock tritt rein sekundär auf und bringt die Bäume selber nicht zum Absterben.
Literatur
- Bährmann, R.; Müller, H.J. (Hg.) (2011): Bestimmung wirbelloser Tiere. Bildtafeln für zoologische Bestimmungsübungen und Exkursionen ; 351 Tafelseiten. Spektrum Akademischer Verlag: Heidelberg
- Escherich, K. (Hg.) (1923): Die Forstinsekten Mitteleuropas. Parey Verlag: Berlin
- Klausnitzer, B.; Klausnitzer, U.; Wachmann, E.; Hromádko, Z. (2016): Die Bockkäfer Mitteleuropas. Cerambycidae. VerlagsKG Wolf: Magdeburg
- Wallin, H.; Nylander, U.; Kvamme, T. (2010): Two sibling species of Leiopus Audinet-Serville, 1835 (Coleoptera: Cerambycidae) from Europe: L. nebulosus (Linnaeus, 1758) and L. linnei sp. nov. Zootaxa, S. 31–45
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