Hubert Rößner
Der Paterzeller Eibenwald - LWF-Wissen 10
Der Paterzeller Eibenwald liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Wessobrunn, circa 10 km westlich von Weilheim, direkt nördlich des Ortsteils Paterzell. Er soll der Bestand mit den meisten alten Eiben in Deutschland oder sogar in Mitteleuropa sein. Und er ist jedenfalls ein noch ziemlich naturnaher, gemischter, gestufter Waldteil; so ungefähr könnte der "Urwald" bei uns ausgesehen haben.
Zum ersten Mal kam ich im Sommer 1958 in den Eibenwald, als Referendar auf der Reisezeit. Der Gesamteindruck der vielfältigen Waldbilder, der starken Eiben und urigen Fichten blieb für immer im Gedächtnis. Aber auch das Hauptproblem: Es gab keine Eiben unter 70 Jahren, nur zahlreiche winzige Sämlinge allerorten. Unser Führer, OFM. HEYDER, damaliger Leiter des Forstamtes Dießen, erklärte uns: "Jedes Jahr kommen Tausende von Sämlingen, und nach wenigen Jahren sind sie wieder verschwunden". Unseren Vorschlag, es mit Zäunen zu versuchen, konterte er aus voller Überzeugung und offensichtlicher Erfahrung: "Das Wild hat damit garnichts zu tun, die Eiben sind ja giftig!"
"Wenn alle die vielen Sämlinge wieder verschwinden, kann ich mir auch ein paar auszupfen!" dachte ich mir, packte sieben winzige, zwei- bis dreijährige in feuchtes Moos und pflanzte sie im Garten ein. Fünf Umzüge machten sie im Lauf von 10 Jahren mit, wurden im heißen Sommer und im Frost umgesetzt. Heute stehen sie im Garten bei Murnau, vier Meter hoch, dicht und buschig. Keine von ihnen ist eingegangen, im Gegensatz zu den jährlich Tausenden im Schutzgebiet! Sie waren halt immer vor dem "wohltätigen Zahn des Rehwilds" geschützt. Seit drei Jahren blühen drei männliche von ihnen, heuer zeigen zwei weibliche die ersten Blütenknospen, also mit circa 35 Lebensjahren.
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