Jaques Andreas Volland
Die Erle in Sage und Legende - LWF-Wissen 42
Die Suche nach der "Erle in Sage und Legende" erscheint schwierig im Informationszeitalter, wenn die Suchmaschinen des world-wide-web mit den Schultern zucken, wenn ganze Bibliotheken in Magazinen unbegehbar werden. Wenn dazu die Gesellschaft vermeintlich aktuellen Trends nachhetzt und universalen Idolen Glauben schenkt.
Globalisiert, vereinfacht und vergessen wird in modernen Staatengemeinschaften auch die Kultur der einzelnen Landschaften und ihrer Bewohner – von Folklore und Volkstümelei einmal abgesehen. Das spezielle Wissen geht verloren, einen wirklichen Glauben gibt es kaum noch. Muss man damit nicht schon den Begriff des Volksglaubens – der aus der Vielfältigkeit der Völker lebt - in Frage stellen? Lohnt es sich überhaupt, mit der Erle, einem unauffälligen Nischenbesetzer, der nun Baum des Jahres ist, nachzustellen? Die Suche nach der „Erle in Sage und Legende“ wird zwingend eine Reise in die Vergangenheit, die spätestens mit dem Untergang von „Volkskunde“ und Germanenkult des Dritten Reiches ein Ende zu haben scheint. Zumal sich die Erle auch im Volksglauben des 18. und 19.Jahrhunderts hinter bekannteren Vertretern verbirgt...
Vergil berichtet in der Aeneis von den Töchtern des Helios, die ihren Bruder Phaeton überreden,des Vaters Sonnenwagen anzuspannen. Da Phaeton die Pferde nicht in der Gewalt hat, streift er die Erde und entfacht einen Weltenbrand. Mit einem Blitz tötet ihn der erzürnte Zeus. Die Schwestern hingegen beweinen den Tod des Bruders an den Ufern des Po und verwandeln sich hier in Erlen. Circe, eine spätere Tochter Helios und Perses, lebt - umgeben von ihren trauernden Schwestern, den Erlen - auf der Insel Aiaia. Als Odysseus hier strandet, verzaubert sie seine Gefährten in Schweine, zeugt mit ihm den Telegonos und schickt ihren Liebhaber zu weiteren Prüfungen in den Hades. Die Erle steht in diesen frühen Quellen für Trauer und Trügerisches.
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