17.09.2024
Japankäfer– invasiv, gefräßig und jetzt auch in Bayern! - Blickpunkt Waldschutz Nr. 13/2024
von Ludwig Straßer (LWF) und Dorothee Kaemmerer (LfL)

braun-grüner Käfer mit weißen Haarbüscheln am HinterleibZoombild vorhanden

Abb. 1: Japankäfer mit den markanten 5 seitlichen weißen Haarbüscheln am Hinterleib (© B. Gleixner, LfL)

Seit längerer Zeit wird befürchtet, dass der Japankäfer (Popillia japonica) auch in Bayern ankommt. Der ursprünglich aus Nordostasien stammende Blatthornkäfer wurde Anfang des letzten Jahrhunderts zuerst nach Nordamerika, später über die Azoren, nach Italien verschleppt. Von dort aus breitet er sich weiter nach Norden aus. Vor ein paar Wochen war es dann tatsächlich so weit: In Fallen mit artspezifischen Duftstoffen, die für die Überwachung des Käfers aufgestellt wurden, konnte der Käfer im August an mehreren Stellen in Bayern gefangen werden.

Wann kam der Japankäfer nach Europa?

kleiner brauner Käfer auf einem kleinen AhornblattZoombild vorhanden

Abb. 2: Größenvergleich Japankäfer auf Feldahornblatt (© F. Stahl, LWF)

Bereits in den 1950er und 1960er Jahren wurden vereinzelt Japankäfer an Flughäfen in England (1952, 53, 54, 59 und 61), Frankreich und Deutschland (1959, 1960) gefangen (Mayer 1962). In den 1970 Jahren konnte sich der Käfer trotz großer Bemühungen auf den Azoren und damit erstmals in Europa etablieren (Vieira 2008). 2014 schaffte er dann den Sprung auf das europäische Festland in Italien. Die Ausbreitung nach Norden erfolgte weiter 2017 über die Schweiz bis 2021 nach Freiburg in Baden-Württemberg. Zwei ältere Einzelfunde, 2014 bei Paderborn (Urban 2018) und 2018 in Oberstdorf in Bayern (Urban et al 2019), zeigen aber, dass schon seit einigen Jahren Japankäfer eingeschleppt wurden. Die nun flächendeckend stattfindenden Quarantäneerhebungen zeigen die Ausbreitung des Quarantäneschädlings jetzt erst auf.

Wie breitet sich der Japankäfer aus?

Die aktuelle Ausbreitung erfolgt vor allem über sogenannte „Hitchhiker“, also Käfer die sich an Fahrzeugen (LkW, Bahn, usw.) anheften und bei uns mehr oder weniger „vom Fahrzeug“ fallen. Die aktuellen Funde in Lindau und Kiefersfelden, entlang von Autobahnen in Nordsüd-Richtung lassen fast keinen anderen Schluss zu. Die vier in Bayern gefunden Käfer stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus den Befallsgebieten in Südtirol und der Schweiz. Mit weiteren Käferfunden entlang der Hauptverkehrsachsen muss daher in der nächsten Zeit gerechnet werden.

Wie wird der Japankäfer in Bayern überwacht?

Die Verbreitung des Japankäfers wird seit Jahren von den Pflanzenschutzdiensten der Länder, in Bayern federführend von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), in enger Abstimmung mit den örtlichen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) und der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) überwacht. Die Japankäfer werden dabei mithilfe von Pheromonen in entsprechende Fallen gelockt.

Welche Pflanzen befällt der Japankäfer und welche Schäden entstehen?

Das Wirtspflanzenspektrum des Japankäfers ist riesig und wird mit mehr als 700 Arten angegeben (ESFA 2018). Die Käfer fressen an landwirtschaftlichen Kulturen ebenso wie an Obstgehölzen, Beerenobst, Grünflächen sowie Zier- und Baumgehölzen. Daher ist der Japankäfer innerhalb der EU auch als Quarantäneschädling gelistet.

Die bedeutendsten Wirtsarten sind nach SCHAARSCHMIDT & BAUFELD (2019) und SCHRÖDER (2023):

  • Landwirtschaft: Mais, Kartoffel, Spargel, Tomate und Bohnen
  • Beerenobst: Himbeere, Brombeere, Erdbeere und Heidelbeere
  • Ertragsobstsorten: Apfel, Kirsche und Zwetschge
  • Sonderkulturen: Wein
  • Zierpflanzen: Heidekraut, Dahlien, Astern und Zinnien
  • Ziergehölze: Thuja, Flieder und Schneeball
  • Waldbäume: Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Linde, Ulme, Pappel und Lärche
Die Larven des Japankäfers entwickeln sich im Boden, vergleichbar mit dem Maikäfer. Grünflächen wie Wiesen und Weiden nutzt der Käfer vor allem an feuchteren Stellen zur Ablage von Eiern und als Entwicklungsort seiner Larven. An diesen Orten kommt es teils zu erheblichen Wurzelschäden am Grasland

Was bedeutet der Fang einzelner Käfer für die Wälder in Bayern?

Die Einschleppung einzelner Japankäfer nach Bayern ist nicht zu vermeiden und wird immer wieder vorkommen. Bereits 2018 wurde bei Oberstdorf ein Käfer gefunden, der im Nachgang von einem Entomologen als Japankäfer bestimmt werden konnte (Urban et al 2019). Entscheidend wird sein, dass sich die Art nicht etablieren kann oder – falls doch – rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Folgen für die bayerischen Wälder sind derzeit noch nicht abschätzbar.

Wie schaut der Japankäfer aus (siehe Abb. 1 und 2)?

Der Käfer:

  • ist ca. 1cm lang und 6 mm breit
  • hat braune Flügeldecken
  • hat ein grün glänzendes Halsschild
  • hat seitlich am Hinterleib je fünf markante weiße Haarbüschel
  • hat zwei markante weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs
  • spreizt die Hinterbeine oft senkrecht vom Körper weg

Mit welchen heimischen Käferarten kann der Japankäfer verwechselt werden (siehe Abb. 3)?

Der Japankäfer kann mit einigen einheimischen Käfern verwechselt werden (Becker 2024).

vor allem

  • Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola): Käfer gleich groß, aber keine weißen Haarbüschel am Hinterleib
  • Kleiner Julikäfer (Anomala dubia): Käfer etwas größer, ebenfalls keine weißen Haarbüschel am Hinterleib

aber auch

  • Rosenkäfer (Cetonia aurata), Flügeldecken schimmern metallisch grün mit weißen Flecken
  • Junikäfer (Amphimallon solstitale): Flügeldecken und Halsschild hellbraun,
  • Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), Halsschild schwarz, Käfer doppelt so groß
  • Walker (Polyphylla fullo): Flügeldecken und Halsschild dunkelbraun mit weißen Flecken, Käfer dreimal so groß

Fünf unterschiedlich große braun-grüne Käfer, die sich ähnlich sehen

Abb. 3: Vergleich Japankäfer (2 v.l.) mit den heimischen Käfern Gartenlaubkäfer (ganz links.), Rosenkäfer (Mitte), Junikäfer (2 v. r.) und Feldmaikäfer (ganz rechts) (© B. Gleixner, LfL)

Mit welchen Fraßbildern heimischer Käferarten kann der Fraß des Japankäfer verwechselt werden?

Bei ihrem Regenerationsfraß an Blättern skelettieren Japankäfer die Blätter von Bäumen und Sträuchern. Dieser Skelettierfraß wird aber auch von heimischen Käfer- und Blattwespenarten verursacht (Nieser 2019), so z.B. vom:
  • Blauen Erlenblattkäfer (Agelastica alni)
  • Blauen Weidenblattkäfer (Phyllodecta vitellinae)
  • Larven der Kleinen Lindenblattwespe (Caliroa annulipes)

Müssen Verdachtsfälle gemeldet werden?

Ja, Verdachtsfälle (Käfer, Skelettierfraß oder Grasschäden) müssen an die zuständigen Pflanzenschutzbehörden in Bayern gemeldet werden.