03.07.2024
Starkes Schwärmen setzt die Fichten unter Druck – weiter Bohrmehl suchen! - Blickpunkt Waldschutz Nr. 10/2024
von Cornelia Triebenbacher, Karin Bork, Tobias Frühbrodt

Aktuelles Brutgeschehen

Feuchte Fichtenrinde mit nassem Bohrmehl hinter einer RindenschuppeZoombild vorhanden

Häufige Niederschläge erschweren die Bohrmehlsuche. Nur wer genau hinschaut, wird das Bohrmehl auch finden. (© F. Maier, AELF Weilheim)

Die Anfang April angelegte 1. Buchdrucker-Generation fliegt seit etwa 2 Wochen aus. Inzwischen befindet sich auch die Mitte Mai angelegte Geschwisterbrut im Puppen- und Jungkäferstadium und startet nun ebenfalls mit dem Ausflug. Die Anlage der 2. Generation ist weit vorangeschritten. Und die Käfer der Geschwisterbrut beginnen nach dem Ausflug mit der Brutanlage. Es überlagern sich somit die Schwärmflüge mehrerer Bruten, sodass in den kommenden Wochen mit erheblichem Stehendbefall gerechnet werden muss. Bei der andauernden Brutanlage wird viel frisches Bohrmehl ausgeworfen, das derzeit gut zu sehen ist.

Bayernweit verzeichnen wir im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich erhöhte Anflugzahlen an den Borkenkäferfallen. In dieser Gefährdungslage stechen noch einmal hervor: Der Frankenwald, das östliche Niederbayern, die Jurakette, Mittelfranken und das nördliche Unterfranken. Die aktuelle Gefährdungseinschätzung der ÄELF finden Sie im Borkenkäferinfoportal.

Borkenkäferinfoportal

Handlungsempfehlungen

1. Kontrollieren Sie systematisch auf einen möglichen Befall

Für den Bekämpfungserfolg ist es in den kommenden Wochen entscheidend, die jetzt frisch befallenen Bäume zu finden und den Befall rasch zu sanieren. Das sollte möglichst erfolgen, bevor die Elternkäfer zur Anlage einer Geschwisterbrut ausfliegen. Schauen Sie auch unter die Rinde des Frühjahrsbefalls, ob ggf. noch Entwicklungsstadien vorhanden sind.
Suchen Sie Bohrmehl im Umkreis bekannter Befallsherde
Auch Harztropfen und mit Harz verklebtes Bohrmehl sind Kennzeichen frischen Befalls. Achtung: Bei Temperaturen über 30 °C, ziehen sich die Käfer zur Brutanlage ins Bestandesinnere oder an die kühleren Nordränder zurück.
Suchen Sie nach bisher nicht gefundenen Fichten aus dem Frühjahrsbefall
Der Frühjahrsbefall lag v.a. an süd- bis südwestlichen Waldrändern, im Umkreis der Schneebruch- und Sturmschäden vom Winter und im Umkreis letztjähriger Käfernester.

Frühjahrsbefall erkennen Sie an

  • sich rotbraun verfärbenden Kronen
  • Rindenabfall am Kronenansatz
  • Spechtschlägen
  • Nadelabfall („grüner Teppich“)
Problematisch ist allerdings die zögerliche Verfärbung der Kronen aufgrund der guten Wasserversorgung. Unterschätzen Sie nicht die Gefahr!
Haben Sie die genannten Befallsmerkmale gefunden, suchen Sie die benachbarten Fichten (Umkreis von ca. 150 m) intensiv nach Bohrmehl, Harztropfen und mit Harz verklebtes Bohrmehl ab.

2. Weiteres Vorgehen: Markieren, Dokumentieren, Priorisieren, Sanieren, Erfolgskontrolle

Markieren Sie alle gefundenen Käferbäume deutlich und zeichnen Sie diese auf einer Karte ein. Notieren Sie sich das Funddatum und möglichst das Entwicklungsstadium sowie Befallsmerkmal. So erhalten Sie leichter einen Überblick über das Befallsausmaß und können den Einschlag und die weitere Behandlung zeitlich besser planen und kontrollieren:
Frisch befallene Bäume müssen schnellstmöglich eingeschlagen und die Brut unschädlich gemacht werden. Ein Ausflug ist im Optimalfall 5-6 Wochen nach Eiablage möglich! Bäume, die vom Käfer bereits verlassen wurden, sollten im Bestand verbleiben. Ihr Einschlag ist unter Waldschutzaspekten unnötig und bindet unnötige Arbeitskapazitäten innerhalb der gesamten Aufarbeitungs- und Vermarktungskette.
Hinweis: Da zwischen der Befallssuche und der Aufarbeitung der frisch befallenen Bäume in der Regel mehrere Tage liegen, kann sich der Befall bereits weiter ausgedehnt haben. Daher ist es sinnvoll, während der Aufarbeitung nach weiteren befallenen Bäumen zu suchen und diese ebenfalls aufzuarbeiten.
Ihre WBV/FBG sowie die Kolleginnen und Kollegen der Forstverwaltung unterstützen Sie bei der Planung und Durchführung.

3. Behandlung des eingeschlagenen Holzes

  • Zeitnahe Holzabfuhr vor Ausflug der Käfer.
  • Eine Entrindung befallener Fichten ist aufgrund der starken Überlagerung der Entwicklungs-stadien unter der Rinde kritisch zu sehen. Nur wenn sich die Brut noch im weißen Larvenstadium befindet; ist die Entrindung wirksam! Dies gilt auch für die Aufarbeitung unter Verwendung von Debarking Heads und Motorsägenaufsätzen für Rindenschlitzen
  • Bei verzögertem Holzabfluss:
    • Transport auf Zwischenlagerplätze mindestens 500 m außerhalb des nächsten Nadelholzbestandes
    • Sind Entrindung oder Abfuhr nicht möglich, sollten befallene Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden behandelt werden! Zugelassene Mittel und Anwendungsbestimmungen finden Sie in der Online-Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit unter www.bvl.bund.de.

4. Behandlung der Kronen und Resthölzer

  • Am besten ist Hacken oder Mulchen auf den Rückegassen
  • Transport auf entsprechende Zwischenlagerplätze mindestens 500 m außerhalb des nächsten Nadelholzbestandes
  • Das Verbrennen von Resthölzern und Kronenmaterial ist unter Berücksichtigung der Waldbrandgefahr möglich