21.06.2023
Ausflug der ersten Generation steht kurz bevor! - Blickpunkt Waldschutz 9/2023
von von C. Triebenbacher, H. Lemme
In den ausgelegten Bruthölzern des Borkenkäfermonitorings ist die Entwicklung der Brut inzwischen weit vorangeschritten. Bis in Lagen von etwa 800 m NN befindet sich ein Großteil der Brut im Puppenstadium bis Jungkäfer ohne, teilweise aber auch schon mit Reifungsfraß.
Bei den anhaltend warmen Temperaturen erwarten wir bis Ende der Woche (25. Juni 2023) den Beginn des Ausflugs der 1. Generation zur Anlage der 2. Generation.
Die Fangzahlen des Borkenkäfermonitorings sind weiterhin sehr hoch. Bei mehr als zwei Drittel der Monitoringstandorte liegen die Fangzahlen über der Warnschwelle von 3.000 Buchdruckern pro Falle und Woche. Oberhalb dieser Schwelle steigt das Risiko für akuten Stehendbefall stark an. Diese aktuell gefangenen Käfer sind noch ausschließlich Altkäfer aus dem Vorjahr, die Geschwisterbruten anlegen. Mit dem Ausschwärmen der 1. Generation ist also noch einmal ein Anstieg zu erwarten!
Der Schwerpunkt des Befalls liegt nach wie vor in Oberfranken, insbesondere im Frankenwald und Teilen des Fichtelgebirges. Wiederholt hohe Fallenfänge wurden aber auch in den tieferen Lagen in Niederbayern entlang von Inn und Donau, in der südlichen Oberpfalz, dem nördlichen Schwaben und in Teilen Mittelfrankens verzeichnet.
Der Kupferstecher ist im Norden Bayerns zunehmend am Befall beteiligt. Auch häufen sich Meldungen von Borkenkäferschäden an Douglasien- und Tannenverjüngungen. Dabei handelt es sich meist um den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer (v.a. an Douglasie) und um Tannenborkenkäfer.
Handlungsempfehlungen
- Verbringen des bereits aufgearbeiteten befallenen Holzes so rasch wie möglich aus dem Wald, mind. 500 m zum nächsten Nadelholzbestand; ggf. Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als Ultima Ratio.
- Kontrolle im Bestand liegender Hölzer, auch Gipfelbrüche und sonstigen Kronenmaterials aus der Winteraufarbeitung auf Befall; ggf. Entfernen des befallenen Materials aus dem Bestand (Achtung: Hacken bei Kupferstecher nur bedingt wirksam: Aufwerfen auf größere Haufen/Folienabdeckung)
- Da die im Frühjahr befallenen Fichten noch nicht mit Nadelverlust oder Nadelverfärbung zeichnen, sind diese jetzt schwer zu erkennen: Im Zweifelsfall schauen Sie bitte immer unter der Rinde nach. Harztropfen und Spechtabschläge geben Hinweise auf einen möglichen Befall! Die Brut in diesen Fichten steht kurz vor dem Ausflug!
- Weiterhin laufende Kontrolle der Bestände auf Bohrmehl – bei den derzeit herrschenden und gemeldeten Temperaturen von mehr als 30°C wird sich der Befall weiter in das Bestandsinnere verlagern!
- Vom Borkenkäfer verlassene Fichten (kahl und trocken) können im Bestand belassen werden. Damit schaffen Sie eine Basis für Nützlinge und Borkenkäferantagonisten. Schauen Sie im näheren Umkreis aber nach, ob Sie Befallsbäume aus dem Frühjahr finden. Nehmen Sie solche Dürrständer als Ausgangspunkt für Ihre Suche.
- Kontrolle von Nadelholzverjüngungen auf Borkenkäferbefall: Befallene Stämme möglichst rasch entnehmen und aus dem Wald bringen oder hacken. Verbrennen ist aufgrund der Waldbrandgefahr nicht möglich!
Abbildung 1: Die aktuelle Gefährdungseinschätzung der ÄELF vom 21. Juni 2023 zeigt deutlich die Situation in Bayern. Vor allem im Norden Bayerns herrscht derzeit akuter Stehendbefall durch Buchdrucker. Aktuelle Informationen finden Sie tagesaktuell unter