04.05.2022
Kühler April verzögert Schwärmflug - Blickpunkt Waldschutz 3/2022
von C. Triebenbacher, K. Bork und H. Lemme

Die Fichtenborkenkäfer sind startbereit. Bislang fehlte eine warme Schönwetterphase für den Hauptschwärmflug.

Das Borkenkäfermonitoring 2022 startete pünktlich zum 01. April. Bislang fingen die Monitoringfallen aufgrund der eher kühlen und regnerischen Witterung nur vereinzelt Käfermengen über der Warnstufe von 1.000 Käfern je Falle und Woche. Der Schwärmflug verzögert sich - wie im letzten Jahr – stark in den Mai hinein. Wir rechnen mit dem Hauptschwärmflug der Fichtenborkenkäfer in den tiefen und mittleren Lagen bis 600 m üNN. Bayerns in den kommenden Tagen.

Eine Ausnahme macht der Frankenwald als Hauptschadensgebiet der letzten beiden Jahre: hier zeichnet sich aus den aktuellen Meldungen ein verstärktes Schwärmen bei Höhen bis 600 m bereits in diesen Tagen ab.
Damit ein Schwärmflug des Buchdruckers und Befall von Fichten erfolgen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:
  • Für den Schwärmflug muss die Lufttemperatur über 16,5 °C liegen.
  • Die Summe der Tageshöchsttemperatur über 8,3°C (Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers) ab 1. April muss 140 Tagesgrade überschreiten (bsp. Tageshöchsttemperatur 18,3 °C – 8,3°C = 10 Tagesgrade).
Grafik zeigt Temperatursumme bis 2. Mai 2022 in verschiedenen HöhenstufenZoombild vorhanden

Abb. 1: Temperatursumme über 8,3 °C (© LWF)

Eine Tageslichtlänge, wie sie ab Mitte April vorliegt, sorgt für ein zeitgleiches Fliegen der Buchdrucker. Die Temperaturen verschiedener Waldklimastationen der LWF bis Anfang Mai zeigen sehr deutlich, dass die benötigte Temperatursumme von 140 Tagesgraden in den tieferen Lagen bis 600 m ü. NN erreicht ist.

Sobald es zu warm-trockener Witterung kommt, muss in tieferen Lagen mit einem ersten starken und anhaltenden Schwärmflug gerechnet werden. Über 600 m ü. NN werden die benötigten Summen in dieser Woche voraussichtlich noch nicht erzielt. Der erste Schwärmflug wird hier noch einige Zeit dauern.

Handlungsempfehlungen

Auch wenn sich der Schwärmflug der Fichtenborkenkäfer gerade noch verzögert, sind die Käfer startbereit. Jeder Tag bei der Aufarbeitung und Verbringung von Borkenkäferholz zählt und hilft, den Befallsdruck der ersten Schwärmwelle zu reduzieren!
  • Schnellstmögliche Aufarbeitung von letztjährigen Befallsbäumen - vorausgesetzt, dass die Rinde noch am Stamm ist - und Schadhölzern der Februarstürme!
  • Abfuhr bzw. Weiterbehandlung des liegenden Käferholzes – ist eine Abfuhr in den kommenden zwei Wochen nicht möglich, dann ist befallenes Holz waldschutzwirksam zu behandeln:
    • Lagerung mind. 500 m vom nächststehenden Nadelholzbestand
    • ggf. Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugsbehandlung
Die Bohrmehlsuche und die Suche nach frischem Stehendbefall macht erst nach Einsetzen des Hauptschwärmfluges Sinn. Sobald die Masse der Borkenkäfer schwärmt, informieren wir Sie umgehend über unseren Blickpunkt Waldschutz, den Sie auch abonnieren können.

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Im Borkenkäferinfoportal können Sie tagesaktuell die regionale Gefährdungseinschätzung zum Buchdrucker- und Kupferstecherbefall, sowie die Daten der einzelnen Monitoringstandorte abrufen.

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