15.06.2022
Haarige Raupen des Großen Flechtenbärs an Fichte – auffällig, aber ungefährlich! - Blickpunkt Waldschutz 8/2022
von Gabriela Lobinger und Ludwig Strasser

Raupe des Flechtenbärs auf FichtenrindeZoombild vorhanden

Raupe des Flechtenbärs auf Fichtenrinde (© C. Hartl)

In vielen Fichtenwäldern im süd- und ostbayerischen Raum sind aktuell auffällige Raupeninvasionen zu sehen, die an den ebenfalls stark behaarten Schwammspinner erinnern. Bei der Schwammspinnermassenvermehrung in den Jahren 2018 bis 2020 in Franken wurden viele Eichenwälder kahl gefressen. Anschließend sind die Raupen sogar in Häuser eingedrungen. Die in den Fichtenwäldern derzeit vermehrt zu findende Raupe ist zwar ebenfalls stark behaart, gehört aber zum Flechtenbärchen, einem Falter aus der Familie der Bärenspinner. Er ist in Misch- und Nadelwäldern zu finden und völlig harmlos.

Raupen des Flechtenbärs an einer FichteZoombild vorhanden

Raupen des Flechtenbärs an einer Fichte (© C. Hartl)

Der Große Flechtenbär oder Vierpunkt Flechtenbär (Lithosia quadra) ist in Europa weit verbreitet, jedoch normalerweise selten. In größeren Zeitabständen fällt er aber in verschiedenen Regionen durch lokale Massenvermehrungen auf. Diese können sowohl in Mischwäldern, als auch in fichtendominierten Waldgebieten erfolgen. Beispielsweise wurde die Art vor wenigen Jahren im Ebersberger Forst (Raum München) mit Raupen des Nonnenfalters verwechselt. Dieser führte dort in den 90er Jahren zu verheerenden Schäden an der Fichte.

Der Lebenszyklus des Großen Flechtenbärs beginnt mit der Eiablage nach Falterschlupf und Schwärmflug im Juli/August. Die Weibchen des Falters legen ihre Eier an die Stammrinde der Wirtsbäume. Ab September treten die zunächst sehr kleinen und unauffälligen Raupen auf und fressen ungesehen in den Flechten der Bäume. Die kleinen Raupen überwintern z. B. in Rindenspalten und fressen im Folgejahr weiter bis in den Juni. Zu dieser Zeit kann es dann zu den auffälligen Invasionen kommen. Im Juni/Juli verpuppen sich die Raupen und der Zyklus beginnt von Neuem.

Die Raupen ernähren sich von Flechten an verschiedenen Laub- und Nadelbäumen. Gegen Ende ihrer Entwicklung können sie auch an Laub bzw. Nadeln der betroffenen Bäume fressen. Größere Schäden entstehen dadurch aber nicht. Es sind keine Maßnahmen gegen die Raupen zu treffen.
Gesundheitliche Gefahren gehen nicht von den Raupen aus. Man sollte sie aber, wie alle Bärenspinner, nicht berühren, da die lange Behaarung der Raupen bei manchen Personen kurzzeitige Hautreaktionen verursachen können.

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