23.08.2022
Braune Heidelbeere, wer war´s? - Blickpunkt Waldschutz 14/2022
von Ludwig Straßer, Gabi Lobinger und Hannes Lemme
Zoombild vorhanden
Abb. 1: Vertrocknete Heidelbeeren auf einer südexponierten ZE-Fläche (© Ludwig Straßer, LWF)
In vielen Kiefernwäldern sind neben den aktuellen Trockenschäden an der Wald-Verjüngung auch teils flächig braun verfärbte Heidelbeersträucher zu beobachten (Abb. 1). Dabei handelt es nicht wie vielfach befürchtet um Schäden durch den Heidelbeerspanner, welcher zuletzt 2007 im Raum Siegenburg bei einer Massenvermehrung Kiefernwald auf rund 10 ha Fläche stark geschädigt hatte. Nach den Rückmeldungen aus den Ämtern und Beobachtungen der LWF gibt es für das Schadbild zwei unterschiedliche Ursachen.
In den meisten Fällen sind die Schäden auf Trockenstress zurückzuführen, insbesondere in den Gebieten mit extremen Niederschlagsdefizit (Abb. 1 und 2). Die Blätter sind in diesen Fällen vom Rand her (Abb. 2) bzw. komplett braun, sind nicht eingerollt, zeigen keine Fraßspuren auf und haben auf der Blattunterseite keine schwarzen Flecken (Abb. 3).
Zum anderen kann die Heidelbeere, wie in Mittelfranken im Raum Allersberg/Nürnberg beobachtet, flächig massiven Fraß aufweisen (Abb. 4). Dabei findet man versponnene, eingerollte Blätter, welche beim Öffnen weiße Spinnfäden und Kotkrümel der Raupe enthalten. Die befressenen Blätter besitzen nur noch Blattadern und die dünne obere Wachsschicht (Abb. 5). Leider wurden keine Raupen, Puppen oder Falter mehr für eine Artbestimmung gefunden, da der Fraß bei Entdeckung im Juni bereits abgeschlossen war. Auf jeden Fall handelt es sich um Schmetterlingsraupen aus der Familie der Wickler und hier um eine Art, die ihren Fraß offenbar auf das Beerkraut beschränkt. Es gab keinerlei Anzeichen für Fraß an anderen Pflanzen oder ein „Aufbaumen“ von Raupen (auffällige Spinnfäden) und Fraßtätigkeit an Kiefern, wie es beim Heidelbeerspanner der Fall wäre. Für Kiefern geht von diesem Fraß daher keine Gefahr aus.
Abb. 2: Heidelbeere mit vertrockneten Blatträndern (© Ludwig Straßer, LWF)
Abb. 3: Braune, in der Regel ohne schwarze Pilzfruchtkörper (© Ludwig Straßer, LWF)
Abb. 4: Von Wicklerraupen befressene Heidelbeere (© Gabriela Lobinger, LWF)
Abb. 5: Heidelbeere mit eingerollten Blättern (© Ludwig Straßer, LWF)
Empfehlungen:
- Der Wicklerfraß ist abgeschlossen, es sind keine Maßnahmen möglich und erforderlich.
- Waldumbau mit mehr Laubholz verbessert das Bestandesklima und erschwert durch veränderte Bedingungen im Oberboden (Laubstreu, pH-Wert, Temperaturen, Feuchtigkeit, veränderte Mikroorganismen und Pilze) die Situation besonders für Arten, die als Puppe in der Bodenstreu überwintern, und damit auch für Schädlinge.
- Aufgrund der Trockenheit sind enorme Mengen an schnellentzündlicher Biomasse in den Beständen vorhanden. Bei allen Arbeiten sollte daher die Waldbrandgefahr im Blick behalten werden!
Fraß an Fichte beobachtet
Auffälliger Frass der Kleinen Fichtenblattwespe an der Fichte. In diesem Frühsommer wurden südlich der Donau (Oberbayern und Niederbayern, vereinzelt in Schwaben) gehäuft vollständig befressene Maitriebe an der Fichte beobachtet. Befressen wurden die Fichten von der Kleinen Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina). Diese Blattwespe schädigte über Jahrzehnte bis in das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts Fichten in Südostbayern. Ob die diesjährigen Fraßschäden nur ein Intermezzo oder der Beginn einer neuen Massenvermehrung sind, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Die diesjährigen Fraßflächen sollten im kommenden Jahr aufmerksam beobachtet werden.
Abb. 6: Raupen der Kleinen Fichtenblattwespe (© Gabriela Lobinger, LWF)
Abb. 7: Vollständig befressene Maitriebe (© Gabriela Lobinger, LWF)
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