Klaus Spielvogel
Multitalent Wald - LWF-aktuell 111
Der Allrounder kann mehr als nur Holz, er kann auch Erholung
Ein Multitalent zeichnet sich durch seine vielseitigen Begabungen aus. Vielseitigkeit charakterisiert auch den Wald, kennzeichnen ihn doch die verschiedensten Facetten. Kurzgefasst: er hat ökonomische, ökologische und soziale Funktionen. Die wirtschaftliche und ökologische Seite des Waldes stehen oft im Fokus der Öffentlichkeit. Welche Bedeutung haben aber soziale Komponenten, insbesondere die Erholungsfunktion?
Der vor über 300 Jahren im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung entstandene Nachhaltigkeitsgedanke umfasst heute die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. In der öffentlichen Diskussion werden aber in erster Linie die ökonomischen und ökologischen Aspekte thematisiert. Die gesellschaftliche Bedeutung des Waldes bleibt leider oft unerwähnt. Wenn man die tatsächliche Relevanz für die Menschen betrachtet, ergibt das ein verzerrtes Bild (vgl. Beiträge Lupp et al. S. 10 und S. 15).
Der Wald und seine soziale Bedeutung
Abbildung 1: Baumwipfelpfad Steigerwald (Foto: Martin Hertel)
Sich unbegrenzt in der freien Natur im Grünen in frischer Luft bewegen zu können, verschafft ein Gefühl der Freiheit und Naturverbundenheit. Es lässt den Menschen Ruhe und Entspannung vom Alltag finden, dient zudem der sportlichen Ertüchtigung und hat somit vielfachen Einfluss auf unsere Gesundheit. Entspannung und Gesundheitsförderung, diese beiden Leistungen des Waldes spielen eine Schlüsselrolle für die Erholung der Menschen.
Dies belegen auch verschiedene wissenschaftliche Studien, viele davon stammen aus der Schweiz.
Walderholung und Waldgesetz
Abbildung 2: Pfad der Artenvielfalt
Die Erholung der Bevölkerung im Wald soll ermöglicht und die Erholungsmöglichkeiten verbessert werden (Art. 1 BayWaldG). 56 % der Waldfläche Bayerns sind im Privateigentum. Waldbesitzer müssen ihren Wald im Rahmen der Zweckbestimmung des BayWaldG sachgemäß bewirtschaften (Art. 14 BayWaldG), d. h. nachhaltig die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes gewährleisten (Art. 4 BayWaldG).
Staats- und Körperschaftswald haben eine besondere Rolle. Als öffentlicher Wald sind sie vorbildlich zu bewirtschaften. Dies betrifft auch die Sicherung und Verbesserung der Erholungsfunktion des Waldes (Art. 18, 19 BayWaldG).
Besuchermagnet Wald
Abbildung 3: Eichenturm im Guttenberger Forst (Foto: K.-P. Janitz)
Insbesondere in den stark wachsenden Ballungsräumen wie München stellt die Sicherung der vielfältigen Leistungen der Wälder eine große Herausforderung für alle Waldbesitzarten dar.
Der demografische und gesellschaftliche Wandel – gekennzeichnet durch die Alterung der Bevölkerung, einen wachsenden Anteil an Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund und sich wandelnde Lebensstile – führen zu neuen Ansprüchen an den Wald und einem veränderten Nutzungsverhalten der Erholungssuchenden.
Die Spanne reicht dabei von stillem Naturgenuss beim Spaziergang bis hin zu leistungsbetonten sportlichen Aktivitäten.
Was erwarten wir vom Wald?
Abbildung 4: Inforaum Waldhaus
Steinwald (Foto: J. Weber)
Was für Bürgerinnen und Bürger ein attraktives Angebot ist, kann jedoch für den Waldbesitzer durchaus eine Bürde darstellen, die er im Rahmen der Sozialpflichtigkeit des Eigentums zu tragen hat. Die wenigsten Menschen wollen aber »querwaldein« laufen. Sie wünschen sich eine gute Infrastruktur, d.h. gut ausgebaute Wege und Orientierungshilfen, die die Wälder begehbar und die Natur gefahrlos erlebbar machen.
Für die Bewirtschaftung des Waldes ist ebenfalls eine Erschließung unabdingbar. Um diese kümmern sich rund 700.000 Waldbesitzer. Mit ihr öffnen die Waldbesitzer den Wald durch ein weites Netz an Wegen, welches zum Zwecke der Erholung genutzt werden kann.
Von verschiedenen Trägern, meist Vereinen, werden viele dieser Wege markiert und bieten so den Erholungssuchenden eine gute Orientierung. Auch weitere Erholungseinrichtungen wie Walderlebnispfade, Spielplätze, Ruhebänke, Unterstellhütten und Informationseinrichtungen erfreuen sich großer Beliebtheit, je nach den Bedürfnissen der Waldbesucher.
Das leistet der Staat
Abbildung 5: Informationseinrichtung Leopoldsreuth (Foto: Archiv Bayerische Staatsforsten)
Bei der Bewirtschaftung des Körperschaftswaldes kann die Forstverwaltung die Betriebsleitung und/oder Betriebsausführung im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten und gegen Entgelt vertraglich übernehmen. Da der Körperschaftswald vorbildlich im Sinne des Gemeinwohls zu bewirtschaften ist (dazu zählen wie bereits erwähnt auch die Sicherung und Verbesserung der Erholungsfunktion), wird vom zu entrichtenden Bewirtschaftungsentgelt ein Gemeinwohlanteil in Abschlag gebracht.
Falls die Betriebsleitung/-ausführung im Körperschaftswald durch eigenes Personal oder beauftragte Dienstleister wahrgenommen wird, wird der Kommune auf Antrag ein sogenannter Gemeinwohlausgleich gewährt.
Erholungseinrichtungen für den Privat- und Körperschaftswald können auch über verschiedene Förderprogramme bezuschusst werden:
- Förderrichtlinien für Wanderwege, Unterkunftshäuser und Gartenschauen (FöR-WaGa);
- Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) (Gebietskulisse der 18 Naturparke in Bayern);
- Leader-Förderrichtlinie oder
- Interreg.
Der Staatswald und die »besonderen Gemeinwohlleistungen«
Abbildung 6: Weltwald Kranzberger Forst (Foto: H. Rudolf, BaySF)
Dazu zählen die Erstellung, Instandsetzung und der Unterhaltsmehraufwand gesondert ausgewiesener Wanderwege, Radwege und Wanderparkplätze, aber unter anderem auch Erholungsprojekte wie Wildgehege, Rast-, Zelt- und Spielplätze sowie verschiedene Informationseinrichtungen.
Die Forstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben als Grundlage hierzu regionale Erholungskonzepte erstellt (vgl. Beitrag Kölbel S. 21).
Beispiele für die Spannbreite geförderter Erholungsmaßnahmen im Staatswald aus dem aktuellen Geschehen sind unter anderem:
- Baumwipfelpfad Steigerwald;
- Pfad der Artenvielfalt;
- Eichenturm im Guttenberger Forst;
- Inforaum Waldhaus Steinwald;
- Informationseinrichtung Leopoldsreuth;
- Weltwald Kranzberger Forst.
Links zu geförderten Erholungsmaßnahmen im Staatswald