Auf Deutsch auch Flatterrüster; Englisch: European White Elm
Die Flatterulme (Ulmus laevis Pall.) - Baum des Jahres 2019
Bis über 35m hoch werdender Baum der Flußauen und feuchter Standorte im Hügelland, der besonders auf Auenböden, Gleyen und auch auf Bruchstandorten vorkommt. Sie ist eine namensgebende Charakterart des FFH-Lebensraumtyps 91F0, denn sie erträgt lang andauernde Überflutungen und Einstau.
Die Schwarzerle (Alnus glutinosa L.)
Kurzporträt Flatterulme
Klasse: | Rosopsida – Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige |
Unterklasse: | Rosidae – Rosenähnliche Gewächse |
Ordnung: | Rosales – Rosenartige Gewächse |
Familie: | Ulmaceae - Ulmengewächse |
Unterfamilie: | Ulmoideae |
Gattung: | Ulmus - Ulmen |
Art: | Ulmus laevis – Flatterulme, |
Die Flatter-Ulme kann ein mächtiger Baum mit einer Höhe bis zu 35 m werden. Die Krone ist mächtig, reich verzweigt und oft nicht ganz regelmäßig aufgebaut. Einzigartig sind ihre Brettwurzeln, die sie als einzige heimische Baumart ausbilden kann. Die dickste bekannte Ulme ist eine Flatter-Ulme in Gülitz, Brandenburg mit einem Stammumfang von fast 10 Metern. Ganz typisch für die Flatterulme sind die zahlreichen Stockausschläge (Schößlinge) und sehr oft Wasserreiser ((Sprosse, die aus „schlafenden Augen“ am Stamm austreiben).
Junge Triebe sind anfangs mit einem Flaum überzogen, der aber bald verschwindet. Ihre zunächst bräunliche Farbe wird im Lauf des Jahres grau.
Die Knospen sind schlank und spitz, die Knospenschuppen sind rotbraun und haben einen dunklen Rand, was die Knospe leicht erkennbar macht.
Die Blätter der Flatter-Ulme sind an der Blatt-Basis ausgesprochen unsymmetrisch, die breiteste Stelle des Blattes ist immer in der oberen Hälfte. Der Blattrand ist doppelt gesägt, das Blatt stets unbehaart. Die Blätter können sehr groß werden.
Die Rinde ist meist graubraun und reißt zwar früh, aber nie tief auf. Am jüngeren Stamm bilden sich rechteckige Rindenschuppen, die an den Rändern etwas nach außen stehen. Die Rinde bleibt auch im Alter deutlich heller als die der beiden anderen Ulmenarten.
Flatter-Ulmen produzieren Früchte meist ab einem Alter von etwa 35 Jahren. Die Blüten der Flatter-Ulme erscheinen im zeitigen Frühjahr noch vor dem Blattaustrieb. Die Blüten selbst sind unscheinbar, sitzen aber in Büscheln an bis zu vier Zentimeter langen Blütenstielen, die im Wind auffällig flattern. Daher auch der Name Flatter-Ulme.
Die Samen der Flatter-Ulme sind bereits Mitte bis Ende Mai reif und werden oft in großer Zahl gebildet. Die kleinen Nüsschen sitzen in der Mitte einer „Scheibe“. Die Flügel der Scheibe sind zunächst grün, wenn die Samen reif sind, werden sie hellbraun. Der Rand ist mit kleinen, silberfarbenen Wimpern besetzt. Damit können die Samen vom Wind verteilt werden. Der „Ferntransport“ findet oft über Gewässer statt.
Das Wurzelsystem ist eine Kombination von Pfahl- und Herzwurzel. Es ist sehr weitreichend und erschließt auch schwere, tonige Böden gut und intensiv und verleiht dem Baum eine gute Standfestigkeit. Die Flatter-Ulme kann Brettwurzeln bilden, wie man sie sonst nur aus Tropenwäldern kennt. Die Brettwurzeln sind vermutlich eine Anpassung an die Überflutungen, mit denen sie eine unzureichende Sauerstoff-Versorgung während dieser Zeit ausgleicht.
Das Höchstalter wird unterschiedlich mit 200 bis 400 Jahren angegeben.
Klimahülle
Markant und doch oft übersehen
Flatterulme vor dem Bahnhof in Pfarrkirchen (Foto: S. Müller-Kroehling, LWF)
Obwohl sie sich ökologisch deutlich von Berg- und Feldulme unterscheidet, wird sie waldbaulich häufig unsinnigerweise mit jenen unter "Ulme" subsummiert. Dabei hat die Bergulme ökologisch mehr mit dem Bergahorn, die Feldulme in mancher Hinsicht mehr mit verschiedenen trocken-warmen Gehölzen gemeinsam.
Der Irrtum, die Flatterulme kreuze sich mit Feld- oder Bergulme, ist relativ weit verbreitet. Gleiches gilt für die Annahme, sie ließe sich von jenen schwer unterscheiden. Tatsächlich ist sie von Berg- und Feldulme sehr deutlich und sicher zu trennen. Sie ist in ihren Merkmalen sehr stabil, da sie in Mitteleuropa keine Rassen ausbildet und sich mit anderen Ulmenarten nicht kreuzt.
Verbreitung
Ansprüche
Von den heimischen Ulmen stellt sie die geringsten Ansprüche an die Nährstoffversorgung und kann auch noch auf feuchten Sandböden und anmoorigen Standorten gedeihen.
Waldbauliche Behandlung
Sollen Flatterulmen gepflanzt werden, gibt es wenige Grundregeln: Ulmen generell, auch nicht die Flatterulme, sollen nicht alleeartig entlang von Waldrändern oder Wegen gepflanzt werden. Solche linienförmigen Pflanzungen kommen der Ausbreitung der Ulmen-Splintkäferarten sehr entgegen. Am sinnvollsten ist eine punktuelle Einbringung als Ergänzungsbaumart zu Edellaubholz oder zu Eiche in Truppgröße. Die Pflanzung sollte in auf wenigstens 15 x 15 m (Truppgröße), besser etwas größer, angelegt werden. Der Pflanzverband entspricht bei 1,50 x 2 m dann 3300 Stück/ha.
Besonderes Augenmerk ist auf den Schutz gegen Verbiss, auch durch Hasen, zu richten. Bei einem nur geringen Anteil der seltenen Baumart sind Wuchshüllen empfehlenswert.
Ist die Flatterulme in einer Naturverjüngung (Bäume, die sich von alleine angesamt haben) vorhanden, sollten diese schon frühzeitig begünstigt werden. Gepflanzte Trupps oder Gruppen sollten bei der Kulturpflege von Anfang an besondere Aufmerksamkeit erhalten, um möglichst alle Störungen im Wachstum zu vermeiden. Hierzu gehören Maßnahmen wie rechtzeitiges Entfernen der Konkurrenzflora (Gras, Brombeere etc., im Auwald auch Schlinggewächsen), Aushauen von bedrängenden anderen Baumarten und eventuell der Rückschnitt auf einen Haupttrieb, wenn zwei (Zwiesel) oder mehrere Haupttriebe vorhanden sind.
Die Flatter-Ulme hat ein schnelles Wachstum in der Jugend – berichtet werden Höhenzuwächse von bis zu 2 m im Jahr während der ersten Jahre. Vor allem im Jugendalter kann sie so mit anderen Baumarten wie Bergahorn und Eschen konkurrieren. Sie ist gut verträglich mit anderen Baumarten, da sie als so genannte Halbschatt-Baumart in jeder Altersphase zufrieden ist, wenn sie nicht in den vollen Sonnenlicht-Genuss kommt. es bedeutet jedoch keinesfalls, dass sie mit so wenig Licht überdauern kann wie es Tanne oder Buche können.
Nicht nur als Ergänzung zur Eiche oder zu Edellaubholz, ganz besonders ist sie als Baumart für Wald-Umbaumaßnahmen auf grundwassernahen Standorten (bach-oder flussbegleitende Wälder) oder zu Renaturierung von Auwäldern geeignet.
Waldschutz
Überflutungstoleranz
Holz
"Die Ulme" ist tot - es leben Flatter-, Berg- und Feldulme!
Weiterführende Informationen zum Thema Flatterulme
Literatur Dr. Müller-Kroehling, S. zum Thema Flatterulme
- Müller-Kroehling, S. & Kroehling, A. (2016a): Beobachtungen zur Flatterulme als Stadtbaum: Plädoyer für die Flatterulme. – Deutsche Baumschule 4/2016: 34.
- Müller-Kroehling, S. & Kroehling, A. (2016b): Die Flatterulme als Stadtbaum in Landshut (Niederbayern). Bemerkungen zum Vorkommen, Vitalität und Eignung der Flatterulme im urbanen Raum. – Jahrbuch der Baumpflege 2016: 290-296.
- Kroehling, A. & Müller-Kroehling, S. (2013): Die Flatterulme (Ulmus laevis PALL.) im Stadtgebiet von Landshut (Niederbayern). – Naturw. Z. fr. Niederbayern 34: 99-124.
- Müller-Kroehling, S. & Clauss, V. (2011): Alternative zu Esche und Schwarzerle – ein Plädoyer für die Flatterulme. – Forstinfo 6: 4.
- Müller-Kroehling, S. (2011): Eschentriebsterben, Erlen-Phytophtora: Die Flatterulme als Alternative und Ersatz in geschädigten Feuchtwaldbeständen. – AFZ/Der Wald 19: 36-38.
- Müller-Kroehling, S. (2005): Flatterrüster. Eine wenig bekannte heimische Holzart – Holz-Zentralblatt. – 131(8): 109-111.
- Müller-Kroehling, S. (2003a): Flatterulme (Ulmus laevis Pall.). – in: Weisgerber, H. et al. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse, 33. Ergänzungslieferung, 13 S.
- Müller-Kroehling, S. (2003b): Flatterulme – unbekannter Baum. 10 verbreitete Irrtümer zu einer heimischen Baumart. – AFZ/Der Wald (25): 1282-1286.
- Müller-Kroehling, S. (2003c): Die Flatterulme in Bayern. - LWF aktuell 42:51-54.