Heinz Utschig
Waldwachstumskundliche Charakterisierung der Schwarzerle - LWF-Wissen 42
Außerhalb des eigentlichen Verbreitungsoptimums in Nord- und Ostdeutschland gibt es viele hervorragende Schwarzerlenstandorte im Gebiet der oberbayerischen Grundmoräne. Die in Südbayern stockenden Schwarzerlenbestände sind häufig in ihrer Qualität unbefriedigend und die Durchmesserentwicklung ist zu gering.
Durch die Sturmschäden zu Beginn der 1990er Jahre kam es zu einer regelrechten Anbauwelle der Schwarzerle in Südbayern. Gleichzeitig gab es in den letzten Jahren eine immer größere Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Schwarzerlenholz. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass der waldbaulichen Behandlung der Erle mehr Beachtung geschenkt wird.
Die Schwarzerle wird bei besten Standortbedingungen bis zu 35m hoch. Der Stamm ist wipfelschäftig und erreicht bei Kernwüchsen i.d.R. 50 bis 80, maximal bis zu 100cm Durchmesser in Brusthöhe bei einem Alter von 120 bis 150 Jahren. Das Herzwurzelsystem ermöglicht eine tiefreichende Durchwurzelung selbst schwierigster Böden. Die Schwarzerle gilt daher als eine völlig sturmsichere Baumart.
Im Jahr 1995 stellte LOCKOW die „Neue Ertragstafel für die Roterle“ vor. Sie ist die aktuellste Planungsgrundlage für die Schwarzerle. Diese Tafel ist, wie die früheren Ertragstafeln für Roterle von SCHWAPPACH (1902) und MITSCHERLICH (1945), aus Datenmaterial berechnet worden, das aus Ostpreußen und dem Norddeutschen Tiefland stammt. Für die Schwarzerle im südbayerischen Raum sind aufgrund der standörtlichen und klimatischen Verhältnisse Abweichungen vom Wachstumsverlauf der Ertragstafeln zu erwarten. Bisher gab es in diesem Raum jedoch keine Versuchs- oder Probeflächen, die das Wuchsverhalten der Schwarzerle untersuchen.
Mit der Anlage der Schwarzerlen-Wuchsreihe Wasserburg 642 im Rahmen des Ertragskundlichen Versuchswesens in Bayern wird das Wachstum der Schwarzerle in Südbayern auf einer flächenbedeutsamen Standorteinheit in vier typischen Wuchsphasen langfristig beobachtet. Die Erstaufnahme erfolgte im Rahmen einer Diplomarbeit von ESPER (1998), weiterführende Ergebnisse hierzu sind von UTSCHIG et al. (2000) erarbeitet worden.
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