Forschungs- und Innovationsprojekt
Möglichkeiten und Grenzen der Kreislaufwirtschaft und höherwertigen Verwendung von Reststoffen im Holzenergiesektor - "RestUse" (Projekt N 16)
Im Forschungsprojekt „Rest-Use“ sollen neue Wege identifiziert und bewertet werden, wie Reststoffe aus der Holzhackschnitzelaufbereitung (z.B. Feinanteile, Nadeln und Überlängen) höherwertig genutzt werden können und wie diese beispielsweise als Nährstoffrückführung in den Wald zur Abmilderung von holzerntebedingten Nährstoffentzügen dienen können.
Hintergrund
Wieso man Reststoffe aus der Hackschnitzelaufbereitung höherwertig nutzen sollte
Abb. 1: Erfolg der technischen Siebung von Holzhackschnitzeln (© Kuptz, TFZ)
Schritte der Hackschnitzelaufbereitung für eine gute Brennstoffqualität- Trocknung und Siebung
Abb. 2: Siebung als wichtiger Aufbereitungsschritt (© Schreiber, LWF)
Bei der Siebung entstehen Reststoffe vorrangig in Form von Feinanteilen, d. h. feine Holz- und Rindenpartikel sowie Nadeln. Diese Siebreste enthalten in Bezug auf ihr Volumen einen großen Anteil an Nährstoffen oder organischen Verbindungen. Sie wirken sich jedoch negativ auf die Verbrennung aus, weil sie z. B. zu höheren Emissionen und Aschegehalten sowie zu einer Verschlackung der Feuerungsanlage führen können (siehe Abbildung 2).
Vorgehen im Projekt
In einem Feldversuch werden in unterschiedlichen Varianten die Ausbringung der Reststoffe im Wald und deren Einfluss auf den Ernährungszustand in zwei Waldbestände durch die Beprobung von Nadeln und des Bodens untersucht.
Auf Grundlage der Messdaten soll eine mögliche „Düngewirkung“ modelliert werden, auf Basis derer Handlungsempfehlungen abgeleitet werden sollen. In einem letzten Arbeitspaket werden innovative Verwertungswege getestet und deren Potenziale abgeschätzt.
Abb. 3: Übersicht der Arbeitspakete im Projekt "RestUse"
Arbeitspaket: „Marktanalyse“
Etwa ein Drittel der 143 Befragten gaben an, ihre Hackschnitzel-Sortimente zu sieben. Dieser Aufbereitungsschritt erfolgt in 68 % der Fälle in Kombination mit einer technischen Trocknung. Als Siebtechnik nutzen fast die Hälfte aller Befragten ein Trommelsieb, rund ein Viertel verwendet ein Plansieb und 17 % ein Sternsieb. Sonstige Siebe kamen kaum zum Einsatz.
Die Betriebe wurden auch zum Ausgangsmaterial für ihren jeweiligen Aufbereitungsprozess befragt. Dabei gab es deutliche Unterschiede der verwendeten Sortimente für Teilnehmer innerhalb und außerhalb Bayerns. In Bayern sind Waldrestholzhackschnitzel aus Nadelholz mit 55 % das meistgenutzte Sortiment für die Siebung. Außerhalb Bayerns werden vor allem Waldrestholzhackschnitzel aus Laubholzsortimenten und Energierundholzhackschnitzel aus Nadelholz als Ausgangsmaterial für die Aufbereitung eingesetzt. Demnach werden außerhalb Bayerns eher qualitativ hochwertigere Ausgangsmaterialien gesiebt.
Bei der Siebung entstehen i.d.R. drei Fraktionen:
- Hauptfraktion
- Feinfraktion/ Reststoffe
- Überlänge (wird je nach Aufbereitungsprozess noch einmal nachzerkleinert)
Auch bei der Verwendung bzw. Vermarktung der Feinfraktion/Reststoffe dominiert mit etwa 40 % die energetische Nutzung. Die zweithäufigste Verwendungsart der Reststoffe ist mit 23 % die Einstreu im Stall, gefolgt von einer stofflichen Nutzung mit 20 % (z.B. als Mulchmaterial). Ein geringer Teil mit 13 % führt die Feinfraktion der Kompostierung zu oder nutzt sie in anderen Bereichen wie z.B. im Gala Bau oder zur Verkohlung (siehe Abbildung 4).
Arbeitspaket „Untersuchung der etablierten Verwertungspraxis und -wege
Dafür wurde ein eigenes Verfahren zur Analyse des Siebrests entwickelt. Nach der Trocknung des Feinanteils wird die Probe in einem Rüttelsieb in die folgenden Partikelgröße fraktioniert:
- 45 mm
- 31,5 mm
- 16 mm
- 8 mm
- 3,15 mm
- 1 mm
- < 1 mm
Die getrennte Analyse der verschiedenen Fraktionen ermöglicht voraussichtlich eine Ableitung der- bezogen auf Nährstoffvorkommen und -verfügbarkeit- „idealen“ Siebgröße aus Sicht einer Nährstoffrückführung.
Arbeitspaket „Feldversuch“
Hintergrund
Methodik
Nadelbeprobung
Abb. 9: Gewinnung 1) & 2) und Abtrennung 3) & 4) der Nadeljahrgänge für den Jungbestand. (© Riebler, Wendel)
Abb. 10: Nadelbeprobung des Fichtenaltbestands (© Riebler, Wendel)
Nach dem Transport zur LWF wurden alle Proben getrocknet und die Spindeln und Nadeln getrennt (siehe Abbildung 11). Von allen Nadelproben wurde als einfacher Vitalitätsparameter das sog. „100-Nadelgewicht“ bestimmt. Dabei handelt es sich um die durchschnittliche Masse [g] von 100 Nadeln aus drei Stichproben je Probebaum. Anschließend wurden die Proben mit einer Ultrazentrifugalmühle fein vermahlen. Aktuell werden die Nadelproben im Labor mit Hilfe eines Benchtop-RFA-Geräts hinsichtlich ihrer Elementgehalte analysiert.
Insgesamt wurden drei Beprobungskampagnen zur Gewinnung der Nadelproben durchgeführt:
- Beprobung – Aufnahme des Ist-Zustands: Winter 2021/22
- Beprobung – 8 Monate nach dem Ausbringungsversuch: Winter 2022/23
- Beprobung – 20 Monate nach dem Ausbringungsversuch: Winter 2023/24*
*nur Beprobung im Jungbestand: Altbestand musste im Frühsommer 2023 wegen massiven Borkenkäferbefalls nahezu komplett eingeschlagen werden.
Abb. 11: Aufbereitung der Nadelproben im Labor. 1) Einwaage der frischen Probe. 2) Trocknung bei 60°C. 3) Unterschied zwischen frischer und getrockneter Probe. 4) Trennung der Kompartimente. (© Riebler, Wendel)
Bodenbeprobung
Abb. 12: Humusbeprobung mit Stechrahmen (© Riebler, Wendel)
Abb. 13: Beprobung des Oberbodens mit Murach’schem Wurzelbohrer (© Riebler, Wendel)
Abb. 14: Bodenbeprobung mit Rammkernsonde (© Riebler, Wendel)
Alle Proben wurden im frischen Zustand zur LWF transportiert, gekühlt und getrocknet. Nach der Trocknung werden die Bodenproben zuerst auf 2 mm gesiebt und anschließend gemahlen, um die Elementgehalte zu analysieren.
Durchführung des Ausbringungsversuch
- Holzhackschnitzel- Feinanteil mit einer Siebgröße von 8 mm,
- Holzhackschnitzel- Feinanteil mit einer Siebgröße von 16 mm,
-> Der Feinanteil (8 & 16 mm) wurde durch ein Trommelsieb aus praxis-üblichen Waldrestholzhackschnitzeln hergestellt
- Modifizierter Feinanteil (8 mm + Mykorrhiza-Impfstoff)
-> Der Mykorrhiza-„Impfstoff“ soll den Austausch von Nährstoffen mit dem Baum unterstützen und wurde speziell für Fichten (Ektomykorrhiza) gewählt
- Kalkdünger mit 30 %-Holzascheanteil
-> Als Kalkdünger wurde ein handelsübliches Naturkalkprodukt für die Forstwirtschaft aus angefeuchtetem Dolomit-Mischkalk mit 30% Holzaschebeimengung verwendet
- Kontrollfläche
Ausbringung der Feldversuchs-Varianten:
Ergebnisse
Ergebnisse des 100-Nadelgewichts der 1. und 2. Beprobung (BP1 und BP2)
Abbildung 17: Varianz im Nadelgewicht der 2. Beprobung zwischen den Varianten des Ausbringungsversuchs
- Höheres Nadelgewicht bei Lichtkrone (vs. Schattenkrone) sowie Altbestand (vs. Jungbestand)
- Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Varianten erkennbar
* N von BP 1 und BP 2; ** 1 Probebaum wurde wg. Borkenkäferbefall vor BP 2 entnommen
- Abnahme bei allen Varianten (inkl. Kontrollfläche)
- Abnahme v.a. im neugebildeten Nadeljahrgang der 2. Beprobung signifikant
- Anzeichen auf Stresseinwirkung durch mehrjährige Trockenheit und Borkenkäferdruck
Ausblick
Kontakt
Projektinformationen
Kurztitel | RestUse |
Langtitel | Möglichkeiten und Grenzen der Kreislaufwirtschaft und höherwertigen Verwendung von Reststoffen im Holzenergiesektor |
Status | laufend |
Projektleitung | Markus Riebler |
Stv. Projektleitung | Dr. Herbert Borchert |
Projektbearbeitung | Katharina Wendel |
Laufzeit | 01.01.2021 – 31.10.2024 |
Finanzierung | Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten |
Förderkennzeichen | G2/N/20/11 |