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Stefan Friedrich, Florian Zormaier und Herbert Borchert Holzbilanz - LWF-Wissen 70
Der Bericht schließt mit einer Gesamtschau des Energieholzmarktes in Bayern für das Jahr 2010. Aufkommen und Verbrauch werden gegenübergestellt und mit der letzten Marktberichterstattung von 2005 verglichen. Die Kennzahlen des Marktes werden nochmal zusammengefasst und übersichtlich aufbereitet. Da der Energieholzverbrauch von 2005 auf 2010 deutlich angestiegen ist, werden zur Plausibilisierung der Ergebnisse weitere Studien – sofern nicht in den vorangegangenen Kapiteln geschehen – herangezogen. Für die unterschiedlichen Zielgruppen dieses Berichtes (Forstwirtschaft, Holzwirtschaft, Politik, Verbände) werden die Ergebnisse in tabellarischer Form mit unterschiedlichen Maßeinheiten wiedergegeben.
Kernergebnisse
Einem Gesamtaufkommen von 10,4 Millionen Fm m.R. Stammholz für die Sägeindustrie und 16,7 Millionen Fm Holz zur energetischen oder industriellen stofflichen Nutzung (als Papier, Zellstoff oder Holzwerkstoff) stand im Jahr 2010 ein Verbrauch von 12,8 Millionen Fm Energieholz und 14,3 Millionen Fm in der Säge-, Papier- und Holzwerkstoffindustrie stofflich genutztem Rohholz (ohne Export und Import) gegenüber.
2005 betrug das Aufkommen insgesamt 26,0 Millionen Fm, der Verbrauch innerhalb Bayerns 19,5 Millionen Fm. Die Menge des bereitgestellten Industrie- und Energieholzes (aus Wald und erster Absatzstufe, sowie Altholz) nahm um 25%, der energetische Verbrauch im gleichen Zeitraum um 57% zu.
Aufkommen
Die bayerischen Waldbesitzer zeigten 2010 immer noch Zurückhaltung beim Holzeinschlag und ernteten rund 10,4 Millionen Fm m.R. Stammholz. Dies sind 2,4 Millionen Fm m. R. weniger als im Vergleichsjahr 2005. Hinzugefügt werden muss jedoch, dass bis zum Jahr 2005 der Einschlag im Körperschaftswald methodisch unterschätzt wurde, so dass die reale Differenz geringer ist.
Das Waldenergieholzaufkommen lag 2010 bei einer Gesamtmenge von 6,1 Millionen Fm m.R. und ist seit der letzten Berichterstattung deutlich gestiegen. Bauer et al. (2006) gaben für 2005 eine Menge von 3,7 Millionen Efm o.R. an, was circa 4,1 Millionen Efm m. R. entspricht. Industrieholz wurde mit 1,3 Millionen Fm o.R. (entspricht 1,4 Millionen Fm m.R.) durch die Forstwirtschaft in geringerem Umfang bereitgestellt als 2005 (2,1 Millionen Fm m.R.), was im Wesentlichen auf einen geringeren Gesamteinschlag zurückzuführen ist. Die in bayerischen Sägewerken als Koppelprodukt der Schnittholzproduktion angefallenen Sägenebenprodukte sowie Rinde und Hobelspäne umfassen etwa 4,9 Millionen m³. Der Anstieg zum Jahr 2005 beträgt etwa 0,8 Millionen m³ (circa 29%). Er dürfte sowohl auf eine größere Einschnittmenge als auch einen höheren Anteil der Weiterverarbeitung zurückzuführen sein.
Industrierestholz fiel auf Grund der vermehrten Verwendung von Halb- und Fertigwaren bei den Schreinereien in geringerem Umfang an. Daher ist die Menge von 1,6 Millionen Fm (2005) auf 1,2 Millionen Fm (2010) gesunken. Im Jahr 2010 wurden 2,4 Millionen Fm Altholz durch die Entsorger erfasst. 2005 wurde ein Aufkommen von 0,7 Millionen t atro bzw. etwa 1,3 Millionen Fm geschätzt. Die Steigerung beruht vornehmlich auf methodischen Unterschieden der Marktberichte von 2005 und 2010. Das reale Altholzaufkommen dürfte sich kaum erhöht haben, allerdings haben die Importmengen deutlich zugenommen. Das Aufkommen von Flur- und Schwemmholz aus Landschafts- und Grünflächenpflegemaßnahmen sowie der Gewässerbewirtschaftung lässt sich derzeit schwer fassen. Die in Bauer et al. (2006) genannte Menge beruht auf Rückrechnungen der Angaben von Verbrauchern und Expertenmeinungen. Analog dazu wird für 2010 mit einer Menge von 0,7 Millionen Fm (inkl. Holz aus privaten Gärten) gerechnet, dies entspricht etwa 0,3 Millionen t atro. Systematischere Methoden zur Erfassung des realen Aufkommens wurden bisher nicht angewandt.
Holz aus Kurzumtriebsplantagen entwickelt derzeit nur eine geringe Marktrelevanz. Die Erntemenge wird für das Jahr 2010 auf etwa 2.000 t atro (rund 5.000 Fm) geschätzt, wird aber auf Grund der Flächenzunahme der letzten Jahre in Zukunft steigen.
Verbrauch
Durch den Anstieg der Preise für fossile Energieträger und Förderprogramme von Bund und Ländern hat die Nachfrage nach Holz als Energieträger für Wärme und Strom seit dem letzten Marktbericht zugenommen. Privathaushalte nutzten 2010 Scheitholz aus Wald und Garten, Altholz, Pellets und Briketts sowie Hackschnitzel in einem Gesamtumfang von rund 7,5 Millionen Fm. Die Schätzung für das Jahr 2005 nahm einen Verbrauch von 3,8 Millionen Fm an.
Gewerbliche Energieerzeuger produzieren in Biomasseheizwerken und Biomasseheizkraftwerken mit Dampf- oder ORC-Prozess Wärme und Strom. Dazu setzten sie in Bayern 2010 rund 1,8 Millionen t atro (entspricht etwa 4,2 Millionen Fm) Energieholz in Form von Altholz, Waldhackschnitzeln, Sägenebenprodukten/ Industrierestholz sowie in geringerem Umfang Rinde und Landschaftspflegeholz und sonstige holzige Biomasse ein. Für das Jahr 2005 wurde durch Bauer et al. (2006) ein Brennstoffbedarf von circa 1,3 Millionen t atro Energieholz erhoben. Der Verbrauch stieg somit um 40%.
Feuerstätten in Gewerbebetrieben und öffentlichen Gebäuden verbrauchten 2010 etwa 1,2 Millionen Fm (0,5 Millionen t atro) Energieholz. Im Jahr 2005 wurde von einer Menge von 1,4 Millionen Fm ausgegangen. Allerdings ist auf Grund eines unterschiedlichen methodischen Ansatzes ein Vergleich der Zahlen nicht aussagekräftig. Die stoffliche Nutzung von Stammholz zur Schnittholzerzeugung benötigte im Jahr 2010 einen Input an Rundholz von 10,64 Millionen Fm m.R. Der Verbrauch der Sägeindustrie hat also um rund 2,6 Millionen Fm (entspricht 33%) im Vergleich zu 2005 zugenommen.
Die Holzwerkstoff- sowie Zellstoff- und Papierindustrie in Bayern hatte bis zum Jahr 2010 die Produktionskapazitäten nur geringfügig erhöht. Die Gesamtmenge der stofflich genutzten Wald- und Altholzsortimente sowie der Sägenebenprodukte in den beiden Branchen hat sich mit etwa 3,7 Millionen Fm nur um 12% erhöht (2005 waren es 3,3 Millionen Fm). Allerdings haben sich die Mengen in den einzelnen Industriezweigen geändert.
Abbildung 43: Rohholzflüsse in Bayern im Jahr 2010 (im Anhalt an Röder et al. 2008)
Um eine Übersicht über Aufkommen und Verbrauch an Rohholz in Bayern zu geben, wurde eine Bilanz im Anhalt an Mantau (2009) erstellt (Die Umrechnung erfolgte unter Berücksichtigung der Baumartenanteile für die jeweiligen Sortimente. Die Angabe von Umrechnungsfaktoren zwischen Energie-, Gewichts- und Raummaß ist deshalb nicht zielführend).
Die Tabellen 20 bis 22 zeigen im ersten Teil jeweils das Aufkommen der unterschiedlichen Holzsortimente zur stofflichen und energetischen Nutzung in den Jahren 2005 und 2010. Im zweiten Teil der Tabellen wird die Nachfrageseite dargestellt, gegliedert nach den Nutzergruppen. Rundungs- und umrechnungsbedingt kann es zu Abweichungen zwischen einzelnen Werten bei Sortimenten kommen, was sich insbesondere im Bilanzausgleich zeigt.
Die Darstellung in Form einer Bilanz ist auch mit Schwächen verbunden. So sind z.B. auf der Aufkommensseite die Mengen der Sortimente Sägenebenprodukte und Rinde bereits im Stammholz enthalten. Ebenso zeigen sich Schwächen auf der Verbrauchsseite, wo z.B. Reststoffe der Papierindustrie, die energetisch genutzt werden, auch in den Mengen enthalten sind, die in Biomasseheiz(kraft)werken verbrannt werden. Eine Stoffstromdarstellung kann die Realität besser abbilden.
Die folgende Darstellung der Holzströme in Bayern für das Jahr 2010 wird den Bilanzen daher vorangestellt. Sie stellt eine aktualisierte Version der Stoffströme der Cluster-Studie dar (Röder et al. 2008). Ihr kann entnommen werden, welche Mengen Rohholz von der Erzeugerseite (im Wesentlichen Waldbesitzer) zu den Verbrauchern der ersten Absatzstufe fließen. Die dort hergestellten Fertigprodukte gehen zum Verbraucher, die produzierten Halbwaren werden von der zweiten Absatzstufe weiterverarbeitet. Erkennbar werden auch Rückflüsse von z.B. Sägenebenprodukten, Altpapier und Altholz in die erste Absatzstufe. Die Informationen zum Außenhandel und Handel mit anderen Bundesländern waren nicht ausreichend, um diese Mengen abzubilden.
Tabelle 20 (Teil 1 von 2): Aufkommen von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Tonnen atro [t atro] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Aufkommen an:
Menge [Mio. to atro] 2005
Menge [Mio. to atro] 2010
Waldholz in Form von:
• Stammholz
4,97
4,10
• Scheitholz
1,80
2,10
• Hackschnitzel
in Scheitholz enthalten
0,59
• Industrieholz
0,90
0,62
Sägenebenprodukten zzgl.:
1,30
1,60
• Rinde/ Kappholz
0,40
0,25
• Hobelspänen
k.A.
0,18
Industrierestholz
0,75
0,50
Altholz
0,70
1,25
Flur- und Schwemmholz
0,15
0,33
Holz aus Kurzumtriebsplantagen
0,00
0,00
Binnenhandel Deutschland
n.b.
n.b.
Import
n.b.
1,29 (Berücksichtigt wurde der Außenhandel mit Rund- holz, Brennholz, Säge- spänen und Holzabfällen; Importe von Altholz sind z.T. im Aufkommen der Verwerter erfasst.)
Bilanzausgleich
Summe
10,97
12,80
Tabelle 20 (Teil 2 von 2): Verbrauch von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Tonnen atro [t atro] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Verbrauch durch:
Menge [Mio. to atro] 2005
Menge [Mio. to atro] 2010
Privathaushalte
1,80
3,33
Biomasseheiz(kraft)werke
1,30
1,82
Feuerstätten in Industrie/ Dienstleistung
0,60
0,50
Zwischensumme energetische Nutzung
3,70
5,65
Holzwerkstoffindustrie
1,45
0,83
Papier-/ Zellstoffindustrie
in Holzwerkstoffindustrie enthalten
0,70
Sägeindustrie (inkl. aller Stammholzverarbeiter)
3,42
4,36
Zwischensumme stoffliche Nutzung
4,87
5,89
Binnenhandel Deutschland
n.b.
n.b.
Export
n.b.
2,32 (Hierin ist auch Altholz enthalten, das in andere Bundesländer geliefert wurde.)
Bilanzausgleich
2,40
–1,06
Summe energetische und stoffliche Nutzung
10,97
12,80
Tabelle 21 (Teil 1 von 2): Aufkommen von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Festmeter [Fm] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Aufkommen an:
Menge [Mio. fm mit Rinde] 2005
Menge [Mio. fm mit Rinde] 2010
Waldholz in Form vom:
• Stammholz
12,81
10,39
• Scheitholz
4,10
4,74
• Hackschnitzel
in Scheitholz enthalten
1,39
• Industrieholz
2,10
1,40
Sägenebenprodukten zzgl.
3,00
3,88
• Rinde/ Kappholz
0,80
0,60
• Hobelspänen
k.A.
0,44
Industrierestholz
1,73
1,15
Altholz
1,33
2,38
Flur- und Schwemmholz
0,30
0,70
Holz aus Kurzumtriebsplantagen
0,00
0,00
Binnenhandel Deutschland
n.b.
n.b.
Import
n.b.
3,00
Bilanzausgleich
Summe
26,17
30,07
Tabelle 21 (Teil 2 von 2): Verbrauch von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Festmeter [Fm] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Verbrauch durch:
Menge [Mio. fm mit Rinde] 2005
Menge [Mio. fm mit Rinde] 2010
Privathaushalte
3,78
7,50
Biomasseheiz(kraft)werke
2,99
4,18
Feuerstätten in Industrie/ Dienstleistung
1,38
1,15
Zwischensumme energetische Nutzung
8,15
12,83
Holzwerkstoffindustrie
3,34
2,07
Papier- / Zellstoffindustrie
in Holzwerkstoffindustrie enthalten
1,62
Sägeindustrie (inkl. aller Stammholzverarbeiter) – Einschnitt
8,00
10,64
Zwischensumme stoffliche Nutzung
11,34
14,33
Binnenhandel Deutschland
n.b.
n.b.
Export
n.b.
5,31
Bilanzausgleich
6,68
-2,40
Summe energetische und stoffliche Nutzung
26,17
30,07
Tabelle 22 (Teil 1 von 2): Aufkommen von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Petajoule [PJ] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Aufkommen an:
Menge [PJ] 2005
Menge [PJ] 2010
Waldholz in Form vom:
• Stammholz
91,98
75,90
• Scheitholz
33,30
38,91
• Hackschnitzel
in Scheitholz enthalten
11,00
• Industrieholz
16,65
11,38
Sägenebenprodukten zzgl.
24,05
29,60
• Rinde/ Kappholz
7,40
4,55
• Hobelspänen
k.A.
3,27
Industrierestholz
13,88
9,25
Altholz
12,95
23,13
Flur- und Schwemmholz
2,76
6,13
Holz aus Kurzumtriebsplantagen
0,00
0,00
Binnenhandel Deutschland
n.b.
n.b.
Import
n.b.
23,81
Bilanzausgleich
Summe
202,97
236,93
Tabelle 22 (Teil 2 von 2): Verbrauch von Waldenergieholz, Industrieholz, Nebenprodukten aus der Sägeindustrie, Altholz sowie Flurholz und Holz aus Kurzumtriebsplantagen in Petajoule [PJ] für die Jahre 2005 und 2010 (Quellen: Bauer et al. 2006, Statistisches Landesamt 2011d, eigene Erhebungen) (n.b. = nicht bekannt)
Abbildung 44: Rundholzaußenhandel Bayerns (Importe und Exporte) von 2006 bis 2010 (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung )
Ein Nachteil der Stoffstromdarstellung ist, dass ein Vergleich zwischen unterschiedlichen Betrachtungszeiträumen kompliziert ist oder z.B. auch Außenhandelsüberschüsse nicht sofort ersichtlich werden. Dies kann anhand der im Anschluss an das Holzstromdiagramm folgenden Bilanzen leichter erfolgen.
Die Differenz zwischen Aufkommen und Verbrauch in den jeweiligen Berichtsjahren wurde durch einen Bilanzausgleich auf der Verbrauchsseite korrigiert. Dieser war im Jahr 2005 deutlich positiv, d.h. in Bayern wurde mehr Rohholz bereitgestellt, als die Verbraucher nutzen konnten. Dies bestätigen u.a. auch die Außenhandelsbilanzen des Umweltbundesamtes für Altholz, die für Deutschland im Jahr 2005 bzw. 2006 einen deutlichen Exportüberschuss ausweisen (UBA 2011a und 2011b). Abbildung 44 zeigt deutlich, dass im Jahr 2005 Rundholzmengen zum Export bereitstanden und insbesondere ins nahegelegene Ausland verkauft wurden. Bauer et al. (2006) gehen für das Jahr 2005 von einem Nettoexport von 0,5 Millionen t Energieholz aus. Für das Jahr 2005 stehen jedoch keine ausreichenden Informationen zur Verfügung, um den Außenhandel vollständig abzubilden. Deshalb gehen alle mit In- und Ausland gehandelten Mengen in den Bilanzausgleich ein.
Im Jahr 2010 liegt der Bilanzausgleich bei –2,4 Millionen Fm m.R. Dies bedeutet, dass unter Berücksichtigung des Außenhandels Mengen u.a. aus anderen Bundesländern nach Bayern fließen, um den Verbrauch zu decken. So gingen die Außenhandelsüberschüsse für Rundholz deutlich zurück, da die Exporte ab- und die Importe zugenommen haben, wie Abbildung 44 zeigt.
Abbildung 45: Außenhandel Bayerns (Importe und Exporte) mit Brennholz, Sägespänen und Holzabfällen von 2008 bis 2011 (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung)
Durch den Außenhandelsüberschuss (Abbildung 45) bei Brennholz, Sägespänen und Holzabfällen fließt weiterhin Holz aus Bayern ins Ausland ab (Statistisches Landesamt 2011d). Insgesamt hat jedoch die Rohholzmenge, die für den Export zur Verfügung steht durch den erhöhten Verbrauch in Bayern abgenommen.
Für den Rohholzbinnenhandel innerhalb Deutschlands liegen für das Jahr 2010 keine Stoffstromuntersuchungen vor. Aus den Befragungen ist allerdings deutlich geworden, dass z.B. Nebenprodukte aus der Sägeindustrie oder Altholz weiterhin aus Bayern in andere Bundesländer verkauft werden.
Die Aus- oder Einfuhr bzw. der Binnenhandel von Rohholz sind allerdings nicht allein die erklärenden Faktoren für den Bilanzausgleich. Hinzu kommen nicht erfasste Lagerbestandsveränderungen. Zum Beispiel dürften durch die kalte Witterung und dem entsprechend größeren Heizenergiebedarf die Lagerbestände an Brennholz 2010 abgebaut worden sein. Mantau (2012) erhob umfangreiche Mengen an Brennholz, die von den Verbrauchern privat gelagert werden. In der Studie werden für das Jahr 2010 Lagerbestände angegeben, die annähernd 50% höher sind als der Verbrauch. Hinzu kommen methodische Ungenauigkeiten, die dazu führen, dass bestimmte Energieholzsortimente nicht exakt erfasst werden. Diese bestehen vor allem beim Verbrauch durch die privaten Haushalte, Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude.
Aus den Tabellen wird nochmals deutlich, dass in Bayern die energetische Nutzung von Holz an Bedeutung gewonnen hat. Treibende Kräfte hinter dem gestiegenen Verbrauch sind die Preise für fossile Energieträger sowie politische und gesetzliche Rahmenbedingungen. Ein externer Einfluss, der insbesondere über das Heizverhalten in Privathaushalten und somit indirekt auch über den der Biomasseheizwerke den Verbrauch beeinflusst, ist der Witterungsverlauf.
Einfluss der Witterung und Berücksichtigung in der Hochrechnung
Einfluss der Witterung auf den Energieverbrauch
Die Witterung (insbesondere Außentemperatur und Globalstrahlung) beeinflusst den Heizenergiebedarf von Gebäuden. Da mit Ausnahme der Heizkraftwerke die Verbraucher von Energieholz ausschließlich Wärme zum Heizen von Räumen oder Wasser erzeugen, muss insbesondere der Temperaturverlauf des Bezugsjahres 2010 mit dem des langjährigen Mittels und des Bezugsjahres des letzten Energieholzmarktes (2005) verglichen werden. Dadurch können witterungsbedingte Mehr- oder Minderverbräuche erkannt und ggf. ausgeglichen werden.
Diese Verfahren werden z.B. auch für die Erstellung der Schweizer Energieholzstatistik (Primas et al. 2011) oder der Energieausweise nach der Energieeinsparverordnung (vgl. §§ 16ff EnEv, insbes. §19 EnEv) herangezogen.
Berücksichtigung von Witterungsfaktoren in der Berechnung des Energieholzverbrauchs
Abbildung 46: Vergleich der Heizgradtage von elf Wetterstationen in Bayern der Jahre 2005, 2007 und 2010 mit dem langjährigen Mittel (1970–2010) (Quelle: IWU 2012, DWD)
Für die vorliegende Studie wurde ein praxisorientierter Ansatz gesucht, um Hinweise auf das Ausmaß des Witterungseinflusses auf den Energieholzverbrauch im Jahr 2010 zu erhalten. Da einige Zielgrößen des Verbrauchs an Energieholz in Bayern mit Unsicherheiten verbunden sind, scheint es nicht zielführend, diese mit einem (z.B. nach Hofer 2003) aufwendig berechneten Witterungskorrekturfaktor zu bereinigen.
Daher wurden für Bayern die Jahressummen der Heizgradtage (Heizgradtag = HGT: Differenz der Heizgrenze, hier 15°C für Bestandsgebäude, und der mittleren Außentemperatur eines Tages; vgl.Hofer 2003) von elf Klimastationen (Augsburg, Bamberg, Fichtelberg, Hof, Hohenpeißenberg, Kempten, Lindenberg, München Flughafen, Nürnberg, Straubing und Würzburg) für die Berichtsjahre 2005 und 2010 ausgewertet und mit einem langjährigen Mittel (i.d.R. 1970 bis 2010) verglichen. Dazu stand im Internet ein kostenloses Kalkulationstool für Excel zur Verfügung, das vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU 2011) mit Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erstellt wurde.
Die Heizgradtage werden üblicherweise herangezogen, wenn Heizungs- und Warmwasserverbräuche witterungsbereinigt dargestellt werden sollen (Hofer 2003).
Abbildung 46 zeigt, dass die Jahre 2005 und 2010 an den meisten Stationen höhere Jahressummen der Heizgradtage aufweisen als das langjährige Mittel, d.h. sie waren kälter und der Heizbedarf somit höher. Im Vergleich der beiden Berichtsjahre waren die Heizgradzahlen für das Jahr 2010 an allen Stationen (um etwa 8%) höher als diejenigen des Jahres 2005.
Somit war dieses Jahr auch kälter und beim Vergleich des Energieholzverbrauches muss berücksichtigt werden, dass rein durch die Witterung der Holzverbrauch anstieg. Dies war neben dem konjunkturbedingten Mehrverbrauch ein weiterer Faktor, der zu einer höheren Energieholznachfrage bzw. dem Abbau von Lagerbeständen geführt hat.
Vergleich mit anderen Studien
Schweiz
Für die Schweiz wird der Energieholzbedarf jährlich in der »Schweizerischen Holzenergiestatistik« über die Zahl der Feuerungsanlagen und Durchschnittsverbräuche ermittelt. Nach Primas et al. (2011) stieg der Verbrauch (ausgenommen Müllverbrennungsanlagen) in der Schweiz von 3.198.799 Fm (2005) auf 4.110.921 Fm (2010) Dies entspricht einer Zunahme von rund 29%.
Bruttostromerzeugung in Deutschland
Die aus Biomasse erzeugte Strommenge in Deutschland hat von 11,0 GWh (Gigawattstunden) (2005) auf 28,7 GWh (2010) zugenommen. Dies entspricht einer Zunahme der erzeugten Strommenge um 160% (BMUNR 2011).
Schlussfolgerung
Die energetische Nutzung von Holz hat im Zeitraum seit der letzten Berichterstattung stark zugenommen. Selbst unter Berücksichtigung einer überdurchschnittlich kühlen Witterung ist der Verbrauch an Energieholz netto angestiegen.
Dies unterstreichen die gestiegenen Preise für Energieholzsortimente: Die Nachfrage hat zugenommen, die Versorgung des Marktes mit Holz ist nicht proportional gefolgt. Die Preise für fossile Energieträger sind treibende Kraft hinter dieser Nachfrage, neben Förderprogrammen und gesetzlichen Vorgaben. Heizöl hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verteuert und ein Gegentrend ist nicht erkennbar.
Da es auch politischer Wille in Bayern ist, die Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen auszubauen, wird der Verbrauch von Energieholz weiter zunehmen. Darauf deutet u.a. die Statistik für Baugenehmigungen im Jahr 2010 hin, bei denen der Anteil der Wohnungen mit Holz als primärem oder sekundärem Wärmeträger mittlerweile bei 14% bzw. 24% liegt (Statistisches Landesamt 2011a). Zum Vergleich: Derzeit nutzen rund 35% der Haushalte Holz zum Heizen.
Um die Verfügbarkeit von Holz – auch für eine stoffliche Nutzung – zu sichern, muss einerseits das Aufkommen (im Rahmen des nachhaltig mobilisierbaren Potentials) erhöht und andererseits der Verbrauch effizienter gestaltet werden.
Ableitung von Maßnahmen und Empfehlungen
Aus der Darstellung des Energieholzmarktes in Bayern im Jahr 2010 lassen sich folgende Maßnahmen und Empfehlungen ableiten:
Für die Energiewende und eine erfolgreiche Energiepolitik sind neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien Maßnahmen zur Energieeinsparung von zentraler Bedeutung. Die Einsparung von Wärme kann unter anderem durch den Dämmstoff Holz erfolgen.
Die Nutzung von Holz (ob für stoffliche oder energetische Zwecke) sollte so effizient wie möglich erfolgen. Auch mit einem nachwachsenden Rohstoff muss sinn- und maßvoll umgegangen werden. Für die energetische Nutzung bedeutet dies beispielsweise, dass Feuerungsanlagen »richtig bedient« und die Jahresnutzung sowie Wirkungsgrade erhöht werden. Bei Heizkraftwerken gewinnt die Wärmenutzung weiterhin an Bedeutung. Es gilt auch, die Bereitstellung und das Lagermanagement von Energieholz zu optimieren.
Kurzumtriebsplantagen können in Zukunft ein weiteres Rohstoffpotential bilden. Deshalb ist auf den Ausbau der Anbaufläche hinzuwirken. Hierzu sollte die Öffentlichkeitsarbeit und die Beratungstätigkeit ausgebaut, das Genehmigungsverfahren erleichtert sowie die Wirtschaftlichkeit beispielsweise durch eine Investitionsförderung aber auch durch die Optimierung der Erntetechnik verbessert werden.
Die Versorgungssicherheit spielt eine große Rolle bei den Betreibern von Biomasseheiz(kraft)werken. Deshalb ist beim Neubau ein klares Versorgungskonzept mit längerfristigen Liefervereinbarungen notwendig. Die für die Investition grundlegende Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte auf realistischen Brennstoffpreisen und -mengen sowie Preissteigerungsraten basieren. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Investition ist eine ausreichende Abnahmemenge an Wärme.
Die Mobilisierung von Nutzungsreserven im Kleinprivatwald ist immer noch eine Kernaufgabe für den weiteren Ausbau der stofflichen und energetischen Nutzung von Holz.
Der Rahmen für die Bereitstellung von Energieholz aus dem Wald wird durch die Nachhaltigkeit gegeben. Dabei ist auch die Nährstoffnachhaltigkeit zu gewährleisten. Hierzu müssen Konzepte und Hilfsmittel weiterentwickelt werden. Potential an Flur- und Schwemmholz ist noch vorhanden, so dass Verfahren und Konzepte zur Gewinnung dieser Ressourcen weiterzuentwickeln sind.
Weiterer Forschungsbedarf
Die Abschätzung des Aufkommens, der Potentiale und des Verbrauchs wurde im Vergleich zum Energieholzmarktbericht 2005 verbessert und verfeinert. Dennoch ist eine Weiterentwicklung insbesondere in folgenden Bereichen anzustreben:
Waldenergieholzpotential: Auf Basis von BWI³-Daten kann das Waldenergieholzpotential neu berechnet werden.
Landschafts- und Grünflächenpflegeholz: Es könnten Praxisstudien in Bayern zum realen Aufkommen bei Pflegemaßnahmen durchgeführt werden und diese mit den bei Entsorgern angefallenen Mengen über eine Marktbefragung abgeglichen werden. Dies könnte klären, welches Potential in Bayern besteht und welche Nutzungsreserven noch vorhanden sind.
Altholz: Die Abschätzung des Holzaufkommens im Sperrmüll und dessen Verbrauch in Müllverbrennungsanlagen könnte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen erfolgen.
Schwemmholz: Über eine Befragung der Wasserwirtschaftsämter, Kraftwerksbetreiber und Entsorger könnten die angefallenen Mengen in Bayern ermittelt werden.
Industrierestholz: Über eine Vollerhebung in Schreinereien, Betrieben der Möbelindustrie, Zimmereien und bei Fertighaushersteller könnten für einzelne Landkreise die angefallenen Mengen an Industrierestholz ermittelt und auf Regierungsbezirksebene hochgerechnet werden.
Briketts: Zur Ermittlung des Aufkommens und Verbrauchs von Briketts wäre eine Befragung von Baumärkten, Brennstoffhändlern sowie Biomassehöfen hilfreich.
Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude: Zur Ermittlung des Verbrauchs in Gewerbebetrieben (z.B. Molkereien), Freizeiteinrichtungen (z.B. Hotels, Schwimmbäder) und öffentlichen Gebäuden müsste vorab der Anlagenbestand ermittelt werden. Dies könnte über eine Zusammenarbeit mit entsprechenden Verbänden, den Kaminkehrerinnungen oder eigene Befragungen erreicht werden.
Eine Analyse der Handelsströme und Vermarktungswege wie beispielsweise Biomassehöfe würde zum besseren Verständnis des Marktgeschehens beitragen.
Privathaushalte: Die statistischen Unsicherheiten einer Ersterhebung könnten über eine Wiederholung der Befragung relativiert werden, da vermutlich Trends erkennbar würden. Zudem fehlen Angaben zum Bestand an Feuerungen in Privathaushalten, die eventuell durch einen Abgleich mit Daten der Kaminkehrerinnungen konkretisiert werden könnten.
Privathaushalte: Die statistischen Unsicherheiten einer Ersterhebung könnten über eine Wiederholung der Befragung relativiert werden, da vermutlich Trends erkennbar würden. Zudem fehlen Angaben zum Bestand an Feuerungen in Privathaushalten, die eventuell durch einen Abgleich mit Daten der Kaminkehrerinnungen konkretisiert werden könnten.
Neben der Verbesserung der Potential-, Aufkommens- und Verbrauchsermittlung, gilt es auch weiterhin die Bereitstellung sowie Lagerung von Hackschnitzeln und Scheitholz zu verbessern: Insbesondere energieeffiziente Verfahren und Bereitstellungsketten, die den Entzug von Nährstoffen im Vergleich zur Vollbaumernte reduzieren, gewinnen an Bedeutung. Auch ist eine Weiterentwicklung von Logistikketten bei der Gewinnung von Landschaftspflegeholz sowie Holz aus Kurzumtriebsplantagen anzustreben.