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Remigius Hammerl, Stefan Friedrich, Herbert Borchert und Christina Schumann
Altholz - LWF-Wissen 70

Als Altholz bezeichnet man Holz, das bereits einem Verwendungszweck zugeführt worden war und als Abfall zur Entsorgung oder als Sekundärrohstoff für eine stoffliche oder energetische Verwendung bereitsteht. Altholz wird je nach Qualität und Anteil an Zusatzstoffen in vier Kategorien eingeteilt, die in Tabelle 10 dargestellt sind.

Aufkommen

     
     
     
     
     
Tabelle 10: Übersicht über die Altholzkategorien nach der Verordnung über Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz (AltholzV)
Altholz–Kategorie: A I A II A III A IV
Definition gemäß §2 AltholzV naturbelassenes oder lediglich mechanisch bearbeitetes Altholz, das bei seiner Verwendung nicht mehr als unerheblich mit holzfremden Stoffen verunreinigt wurde Verleimtes, gestrichenes, beschichtetes, lackiertes oder anderweitig behandeltes Altholz ohne halogenorganische Verbindungen in der Beschichtung und ohne Holzschutzmittel Altholz mit halogenorganischen
Verbindungen in der Beschichtung ohne Holzschutzmittel
Mit Holzschutz- mitteln behandeltes Altholz […] sowie sonstiges Altholz, das auf Grund seiner Schadstoff- belastung nicht den Altholzkategorien A I, A II oder A III zugeordnet werden kann, ausgenommen PCBAltholz
Beispiele (vgl. Anhang
III AltholzV)
Holzpackmittel wie Paletten aus Massivholz, ohne Farbbeschichtungen, Lasuren o.Ä. Spanplatten, roh oder mit Furnier und Klarlack, Fußbodenelemente aus Laminat Altmöbel mit Oberflächenbe-
schichtungen bzw. Kantenanleimern aus PVC
Bahnschwellen, Leitungsmasten, Hopfenstangen, Garten- und Rebpfähle sowie ölverschmutzte Holzpackmittel
Stoffliche Verwendung in
Holzwerkstoffen
Zugelassen, es bestehen jedoch Schadstoffgrenzwerte für Holzhackschnitzel und Holzspäne zur Herstellung von Holzwerkstoffen(vgl. Anhang II zu §3 Abs. 1 AltholzV) Zugelassen, es bestehen jedoch Schadstoffgrenzwerte für Holzhackschnitzel und Holzspäne zur Herstellung von Holzwerkstoffen(vgl. Anhang II zu § 3 Abs. 1 AltholzV) Die Aufbereitung von
Altholz der Altholz-
kategorie A III ist nur
zulässig, wenn La-
ckierungen und Be-
schichtungen durch
eine Vorbehandlung
weitgehend entfernt
wurden oder im
Rahmen des Aufbe-
reitungsprozesses
entfernt werden.
nicht zugelassen
Energetische Verwendung Nicht auf Anlagentypen beschränkt Beschränkt durch das BImSchG, auf Anlagen mit Genehmigung nach der 4. BImSchV, soweit schwermetallfrei sowie nach der 1. BImSchV auf Anlagen ab 30 Kilowatt Nennwärmeleistung in Betrieben der Holzbe oder -verarbeitung Beschränkt durch das BImSchG auf Anlagen mit Geneh- migung nach der 17. BImSchV Beschränkt durch das BImSchG auf Anlagen mit Genehmigung nach der 17. BImSchV
Im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz und der Altholzverordnung ist für Altholz eine gesetzliche Verwendungs- und Entsorgungspflicht festgelegt. Dies trägt zur Rohstoffsicherung für die weitere stoffliche oder energetische Verwendung und zur umweltschonenden und unbedenklichen Wiederverwendung oder Entsorgung bei. Die organisierte Altholzverwendung stellt damit ein zentrales Bindeglied der Kaskadennutzung dar.

Altholzhandel und Aufbereitung

Altholz wird überwiegend in Containern und auf Wertstoffhöfen gesammelt. Anschließend wird es in eigenen Aufbereitungsbetrieben nach Altholzkategorien sortiert, zerkleinert und zur stofflichen oder energetischen Verwendung an entsprechende Betriebe oder zur Entsorgung an Deponien weitergeleitet. In der Befragung wurde nur bei Verwendung innerhalb Bayerns nach verschiedenen Endverbrauchern getrennt. Mengen, die in andere Bundesländer oder das Ausland verkauft wurden, sind nur in Summe erfasst.

Die Struktur der Altholzaufbereiter wird von wenigen großen Betrieben mit eigenen stationären Zerkleinerungsanlagen und einer jährlich aufbereiteten Menge von jeweils 20.000 bis über 300.000 t atro dominiert. Über 85% des in der Umfrage erhobenen Altholzes wird von fünf Betrieben mit jeweils über 100.000 t atro Jahresdurchsatz erfasst (Tabelle 11). Bei den Altholzhändlern ist die Situation ähnlich. Von den 38 befragten Händlern setzen alleine sieben Händler mehr als 70% der Mengen um (Tabelle 12).
   
   
   
   
   
Tabelle 11: In der Befragung erfasste Altholzentsorger (n=24) und Altholzmenge nach Größenklassen
Klassen [1000 t atro] Anzahl erfasste Menge [t atro]
>100 2 450.000
20-100 3 180.000
<20 19 110.000
Summe 24 740.000
   
   
   
   
   
   
   
Tabelle 12: In der Befragung erfasste Altholzhändler (n=38) und Altholzmenge nach Größenklassen
Klassen [1000 t atro] Anzahl erfasste Menge [t atro]
>20 2 68.000
10-20 1 9.000
5-10 4 26.000
1-5 18 41.000
<1 13 4.000
Summe 38 148.000
Die erfassten Mengen bei den Altholzhändlern sind im Vergleich zu den Mengen der Aufbereiter sehr gering. Die großen Altholzaufbereiter dominieren somit den gesamten Altholzmarkt. Sowohl bei den Händlern als auch bei den Aufbereitern wurden die größten Betriebe in Bayern durch die Umfrage erfasst. Damit liegt eine verlässliche Datengrundlage für die Ermittlung des gewerblich erfassten Altholzaufkommens vor. Da im Altholzsektor reger Zwischenhandel auch unter den Händlern stattfindet, kommt es in der Erhebung zur mehrfachen Erfassung von Teilmengen. Um diese auszuschließen, wurden zur Ermittlung des Altholzaufkommens nur die Mengen herangezogen, die von den Aufbereitern zur Verwendung oder Entsorgung weitergeleitet werden.

Aus den Angaben der in der Befragung erfassten Altholzaufbereiter wurde das Marktvolumen für Bayern hochgerechnet. Insgesamt beträgt die gewerblich erfasste Altholzmenge 1,07 Millionen t atro. Dies entspricht 85 kg pro Einwohner und Jahr. Dabei ist zu beachten, dass ein großer Altholzaufbereiter mit Standort direkt an der bayerischen Grenze in Baden-Württemberg bei den Berechnungen nicht berücksichtigt wurde. Es ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil der Altholzmengen dieses Betriebes aus Bayern stammt und daher das tatsächliche Altholzaufkommen über dem berechneten Wert von 1,07 Millionen t atro liegt. Weimar und Mantau (2008) ermittelten für die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg ein Handelsvolumen von 1,684 Millionen t lutro (entspricht etwa 1,4 Millionen t atro) für das Jahr 2006.

Sonstige Altholzmengen

Das Gesamtaufkommen an Altholz umfasst neben den bei gewerblichen Altholzaufbereitern erfassten Mengen auch die in Privathaushalten angefallenen Mengen, die direkt stofflich oder energetisch weiterverwendet werden, ohne in den Altholzkreislauf zu gelangen.

Ein Teil dieses Altholzes wird in privaten Kleinfeuerungsanlagen verbrannt. Nach der Umfrage bei privaten Haushalten beläuft sich die Menge auf 0,18 Millionen t atro.

Direkt stofflich verwendet wird Altholz zum Beispiel gelegentlich beim Bau landwirtschaftlicher Betriebsgebäude. Dieser Anteil wurde im Rahmen der Studie nicht ermittelt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass diese Nutzung im Vergleich zur energetischen Verwendung in Kleinfeuerungsanlagen eine untergeordnete Rolle spielt.

Die in Sperr- und Restmüll enthaltenen Holzmengen sind im vorliegenden Bericht nicht vollständig erfasst. Insgesamt kann dieses Volumen nicht abgeschätzt werden. Je nach Handhabung in der jeweiligen Kommune wird das im Sperrmüll enthaltene Holz vor oder nach der Sammlung sortiert. Erfolgte dies durch einen der befragten Altholzentsorger, so erscheint dieser Anteil im Bericht. Alle Mengen, die außerhalb dieses Systems energetisch genutzt werden, sind nicht erfasst. Die im Restmüll enthaltenen Altholzmengen wurden auf Grund des Befragungsdesigns nicht ermittelt. Vor allem beim Sperrmüll könnte es sich um eine relevante Größenordnung handeln.

Gesamtaufkommen

Insgesamt ergibt sich somit ein Altholzaufkommen von 1,25 Millionen t atro, was rund 100 kg pro Einwohner und Jahr für Bayern entspricht. Kaltschmitt et al. (2009) geben für das Altholzpotential in Deutschland einen Wert von 95 kg pro Einwohner beziehungsweise 65 kg getrenntes Altholz an. Marutzky (2004) spricht von einem Altholzpotential von 100 kg pro Jahr und Einwohner. Weimar und Mantau (2008) geben ein Marktvolumen von 5,9 Millionen t für Deutschland an, was rund 71 kg je Einwohner entspräche. Die in dieser Studie hochgerechnete Menge liegt am oberen Ende der Studien von Marutzky (2004), Weimar und Mantau (2008) und Kaltschmitt et al. (2009). Dies könnte sowohl als systematische Überschätzung der realen Mengen durch das Hochrechnungsverfahren interpretiert werden, als auch an einem real gestiegenen Altholzaufkommen liegen.

Ersteres könnte auf die Überschätzung der Grundgesamtheit der Entsorger zurückzuführen sein oder darauf, dass bei der Hochrechnung des Altholzaufkommens die tatsächliche Verwendung inklusive der Importmengen verwendet wurde. Die Abfallstatistik des Umweltbundesamtes (UBA 2011a und 2011b) weist für das Jahr 2010 eine Menge von 971.000 t importierter »anderer Holzabfälle« (Abfallart 07.53) bei einer exportierten Menge von 31.000 t aus. Es ist anzunehmen, dass sich dieser Importüberschuss auch in Bayern niederschlägt und das Altholzaufkommen in Bayern mit Ursprung im Freistaat unter der durch die Befragung erhobenen Menge liegt. Die Abfallstatistik deutet darauf hin, dass die in Bayern durch die Entsorger erfassten Mengen nahe am tatsächlichen Potential liegen, da versucht wird, durch Importe die Nachfrage zu befriedigen.

Der Grund für einen Anstieg der erfassten Altholzmengen bei den Aufbereitern könnte die hohe Nachfrage von Seiten der energetischen und stofflichen Verwerter sein, die durch das Aufkommen in Bayern nicht gedeckt werden kann. Dies führt zu höheren Marktpreisen (s.u.), so dass Importe von günstigerem Altholz zum Beispiel aus Tschechien rentabel werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Menge an erfasstem Altholz bei den Altholzaufbereitern seit dem letzten Energieholzmarktbericht gestiegen ist. Da bereits für das Jahr 2004 (Bauer et al. 2006) von einem Aufkommen von 0,7 Millionen t atro ausgegangen wurde und in der vorliegenden Studie die Erhebungsmethode verbessert wurde, erscheint die Zahl von 1,07 Millionen t atro gewerblichen Altholzaufkommens durchaus realistisch.

Verwendung

Das Kreisdiagramm gibt Aufschluss über die Verwendungsbereiche von Altholz. Unterschieden werden fünf Nutzungsarten (energetische Verwendung gewerblich, energetische Verwendung privat, stoffliche Verwertung, Beseitigung, Export und innerdeutscher Handel).Zoombild vorhanden

Abbildung 22: Verwendung des Altholzaufkommens in Bayern (inklusive Import) 2010.

Das aufbereitete Altholz wird in Bayern überwiegend thermisch in den großen Dampfheizkraftwerken genutzt (Abbildung 22). Bei der stofflichen Verwendung dominiert die Herstellung von Holzwerkstoffen wie zum Beispiel Spanplatten. In Bayern werden lediglich 1.800 t atro deponiert. Die Beseitigung spielt in Bayern wie auch in Deutschland (Weimar und Mantau 2008) im Vergleich zur Verwendung eine untergeordnete Rolle. Lässt man den Export außer Acht, werden rund drei Viertel des in Bayern gewerblich erfassten Altholzes der thermischen und etwas weniger als ein Viertel der stofflichen Verwendung zugeführt. Das entspricht in etwa der Verteilung für Gesamtdeutschland (Weimar und Mantau 2008).

Aus Bayern werden 0,14 Millionen t atro ins Ausland exportiert beziehungsweise in andere Bundesländer geliefert. Weimar und Mantau (2008) haben für Deutschland einen sehr geringen Exportanteil von 2,5% ermittelt. Daher handelt es sich bei dem berechneten Anteil von 11%,der aus Bayern abfließt, wohl überwiegend um den Absatz in andere Bundesländer.

Preisentwicklung für Altholz

Die Grafik stellt die Preisentwicklung verschiedener Altholzsortimente in Eur/t lutro von Oktober 2004 bis Oktober 2011 dar.Zoombild vorhanden

Abbildung 23: Preisentwicklung für Altholz (0–150mm Hackschnitzel) nach den Hauptsortimenten (A I–A IV mit oberer und unterer Preisgrenze) für Süddeutschland frei Werk in Euro/ Tonne lutro

Die Preise für Altholz stiegen in den letzten fünf Jahren auf Grund der erhöhten Nachfrage nach Biomasse (Abbildung 23). Damit bestätigt sich der Trend steigender Altholzpreise, der seit Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts beobachtet werden kann (vgl. dazu Müller-Langer et al. 2006 und Bauer et al. 2006).

Vor 10–15 Jahren konnten die Endverwerter noch Gebühren für die Verwendung beziehungsweise Entsorgung von Altholz verlangen. Mit einem Rückgang der Nachfrage und damit der Preise ist in den nächsten Jahren nicht zu rechnen.

Trends

Verglichen mit vorangegangenen Studien stellt das ermittelte Aufkommen von 1,25 Millionen t atro im Jahr 2010 eine erhebliche Steigerung der Altholzmenge dar. Müller-Langer et al. (2006) und Bauer et al. (2006) weisen Altholzaufkommen von 0,8 beziehungsweise 0,7 Millionen t atro für Bayern aus. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass sich die Methodik der Datenermittlung der genannten Studien unterscheidet und daher die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind. Auf eine deutliche Zunahme des Altholzaufkommens kann daher nicht geschlossen werden. Der Altholzmarkt wird von einer geringen Anzahl großer Marktteilnehmer dominiert. Dabei handelt es sich um große Altholzaufbereiter mit eigenen stationären Brecher- und Sortieranlagen. Mit einer größeren Veränderung der Marktstrukturen und des Altholzvolumens ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.

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