Beschäftigte und Umsätze
Die zeitliche Entwicklung eines Wirtschaftszweiges lässt sich vereinfacht mit wenigen statistischen Kennzahlen darstellen und nachvollziehen. Zwei wichtige statistische Größen aus der gesamtwirtschaftlichen Sicht stellen die Anzahl der Beschäftigten und der im jeweiligen Wirtschaftszweig erzielte Umsatz dar: Dadurch können verschiedene Wirtschaftszweige oder Cluster innerhalb einer Volkswirtschaft verglichen und entsprechend ihrer Bedeutung eingeordnet werden.
Im Folgenden ist die Entwicklung der Beschäftigung und des Umsatzes im Cluster Forst und Holz dargestellt.
Die bayerische Forst- und Holzwirtschaft beschäftigt aktuell rund 163.900 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Das entspricht einem Anstieg von +0,5 % zum Vorjahr. Im Vergleich zu den Branchen des verarbeitenden Gewerbes steht der Cluster Forst und Holz in Bayern an vierter Stelle.
Abb. 1: Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe in Bayern 2022 (© LfStat, 2023)
Innerhalb des Clusters Forst und Holz arbeiten die meisten abhängig Beschäftigten – knapp 40.800 – im Holzbau. Bauschreiner, Zimmerer sowie Firmen des Ingenieurholzbaus gehören zu diesem Bereich. Mit etwas Abstand folgt das holzbe- und verarbeitende Gewerbe mit etwa 27.400 Beschäftigten. Zum holzverarbeitenden Gewerbe zählen Säge-, Furnier-, Verpackungsmittel- und Holzwerkstoffindustrie sowie die Hersteller von Konstruktions- und Fertigbauteilen. Das Druckgewerbe mit den bisher zweitmeisten Beschäftigten hat mit noch 21.700 Beschäftigten weiter abgenommen (-6 %).
Abb. 2: Beschäftigte im Sektor Forst und Holz in Bayern 2022 (© LfStat, 2023)
Zwischen 2007 und 2015 ging die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um knapp 8.100 zurück. Die ab 2015 wieder zunehmenden Beschäftigtenzahlen wurden durch die Corona-Pandemie 2020 und 2021 gebremst und entwickelten sich wieder leicht rückläufig. Im Jahr 2022 liegt die Anzahl der Beschäftigten mit 163.900 wieder nahezu auf dem Niveau vor der Pandemie. Geringfügig entlohnte Beschäftigte (sog. Minijobs), die nicht mehr als 450 Euro (ab September 2022 520 €) verdienen, sind in den Daten nicht enthalten.
Abb. 3: Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Sektor Forst und Holz von 2007 bis 2022 (© LfStat, 2023)
Die einzelnen Branchen des Clusters „Forst und Holz“ verzeichnen die letzten Jahre unterschiedliche Trends:
Im Bereich des Holzbaus stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von 2007 bis 2022 um rund 50 %. Dieser Wirtschaftszweig konnte sich aus dem Mittelfeld zum führenden Wirtschaftszweig im Cluster Forst und Holz entwickeln. Eine zunehmende Zahl an Gebäuden wird aus Holzbaustoffen (siehe Holzbau) errichtet bzw. energetisch saniert. Dies führte zur Zunahme der Arbeitsplätze. Ebenfalls hohe prozentuale Zuwächse ergaben sich in dieser Zeitspanne in der Forstwirtschaft (42 %) und im Holzhandel. Allerdings sind die absoluten Zuwächse in diesen Wirtschaftszweigen aufgrund der niedrigen Ausgangslage gering. In der Möbelherstellung erfolgt bis 2011 ein Arbeitsplatzabbau; seitdem nahm die Anzahl der Beschäftigten zu und kompensierte den vorherigen Abbau, so dass es 2021 rund 12 % mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gab als 2007.
Kaum Bewegung bei der Anzahl der Beschäftigten ist im Wirtschaftszweig Papier und Zellstoff zu beobachten. Die Beschäftigungszahl ist mit 1 % Abnahme gegenüber 2007 im Jahr 2022 quasi auf dem gleichen Niveau. Etwas größere Arbeitsplatzverluste wurden mit 2 % in der Holzbe- und Verarbeitung ermittelt, wenn auch wieder mit leicht steigender Tendenz. Die größten Arbeitsplatzrückgänge wurden im Zuge der Digitalisierung im Druckgewerbe mit 36 % und bei den Verlagen mit 30 % verzeichnet.
Abb. 4: Entwicklung der Beschäftigtenzahl in den einzelnen Wirtschaftsbereichen 2007 - 2022 (© LfStat, 2023)
Innerhalb der einzelnen Regierungsbezirke stellt sich die Verteilung der Beschäftigten auf die einzelnen Branchen unterschiedlich dar.
Mit 48.700 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten befinden sich in Oberbayern mit Abstand die meisten Arbeitsplätze im Cluster Forst und Holz, gefolgt von Schwaben und Mittelfranken. In Oberbayern hat der Cluster jedoch nur einen Anteil von 22 % an der Gesamtzahl der Beschäftigten. Anteilig deutlich mehr Arbeitsplätze bieten die Forstwirtschaft und das holzverarbeitende Gewerbe in Oberfranken und Schwaben, wo 3,6 % bzw. 3,8 % der Arbeitnehmer im Cluster tätig sind. In Niederbayern und Unterfranken liegt der Anteil der im Cluster Beschäftigten bei je 3,2 %, in Mittelfranken und der Oberpfalz bei 2,7 %.
Abb. 5: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Sektor Forst und Holz in den Regierungsbezirken Bayerns gesamt 2022 (© LfStat, 2023)
In Ober- und Mittelfranken liegt der Schwerpunkt in der Möbelherstellung. In Schwaben, Niederbayern und in der Oberpfalz stellt der Holzbau den größten Teil der Arbeitsplätze. In Oberbayern beschäftigen die Druckereien und Verlage die meisten Menschen im Cluster Forst und Holz. In Unterfranken werden im Holzbau und den holzbe- und verarbeitenden Gewerben etwa gleich viele Menschen beschäftigt. Nach dem Holzhandel bietet die Forstwirtschaft die kleinste Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Jedoch ist zu beachten, dass dort zahlreiche Selbständige in Betrieben der Land- und Forstwirtschaft sowie in Forstunternehmen ihre Einkommen erzielen, die hier nicht verzeichnet sind (Abb.6.)
Abbildung 6: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Sektor Forst und Holz in den Regierungsbezirken Bayerns 2022 (© LfStat, 2023)
Die bayerische Übersichtskarte (Abbildung 7) zeigt die Anteile der im Cluster Forst und Holz Beschäftigten je Landkreis und verdeutlicht die regionale Bedeutung der Forst- und Holzbranche:
Nicht überraschend ist, dass es ländlich geprägte Räume sind, in denen die Forst- und Holzwirtschaft auf dem Arbeitsmarkt eine besondere Stellung einnimmt. So sorgt beispielsweise die Möbelherstellung dafür, dass im Landkreis Coburg 15,3 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2022 in der Wertschöpfungskette Holz arbeiteten. Bayernweit lag der Anteil bei 2,8 %.
Abb. 7: Anteil der Beschäftigten des Clusters Forst und Holz an der Gesamtbeschäftigung in den Landkreisen 2022. Der Durchschnitt für Bayern beträgt 2,8 %.
(Geodaten: Bayerische Vermessungsverwaltung unter www.ldbv.bayern.de)
Die Umsatzsteuerstatistik wird durch das Landesamt für Statistik zwei Jahre nach dem Bezugsjahr veröffentlicht.
Im Cluster Forst und Holz wurde im Jahr 2021 ein Umsatz von rund 44,1 Mrd. Euro erzielt. Die Forstwirtschaft hatte mit rund 1,4 Mrd. € im Branchenvergleich den geringsten Umsatz. Weil aber ein Großteil der Umsätze wegen der Pauschalierung in der Forstwirtschaft von der Umsatzsteuerstatistik nicht erfasst wird, dürften die Umsätze dort deutlich größer sein, als aus dem Diagramm hervorgeht. Den stärksten Umsatz verzeichnete die Holzbe- und Verarbeitung, worunter Sägewerke und die Holzwerkstoffindustrie fallen.
Hinweis: Die Umsätze im Cluster Forst und Holz wurden der Umsatzsteuerstatistik entnommen, weil dort fast alle Unternehmen erfasst sind und so die von Kleinst- und Kleinbetrieben geprägte Struktur der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Betriebe besser abgebildet werden kann. Ausnahme in der Darstellung ist der Umsatz für Papier und Zellstoff, welcher aus der Statistik zum verarbeitenden Gewerbe entstammt.
Abb. 8: Umsatz im Sektor Forst und Holz in Bayern 2021 (© LfStat, 2023)
Die Umsätze im Cluster Forst und Holz sind zwischen 2006 und 2021 um ca. 45 % gewachsen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise verursachte eine Delle in der Umsatzentwicklung: 2008 kein Wachstum und 2009 ein Minus von knapp -6 %. Die von der Bundesregierung angestoßenen Konjunkturpakete beförderten das Wirtschaftswachstum, sodass die Umsätze in den Jahren 2010 und 2011 wieder stark anstiegen. Während die Umsätze 2012 und 2013 wenig Dynamik zeigten, stiegen sie ab 2014 fast kontinuierlich leicht an.
Für 2021 wurde mit einer Umsatzsteigerung von +9,1 % der stärkste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe festgestellt. Dieser steht im Zusammenhang mit den stark gestiegenen Erzeugerpreisen für Baumaterialien: Die hohe Rohstoffnachfrage im In- und Ausland während der Corona-Pandemie, Lieferengpässe und steigende Energiekosten haben zu deutlich höheren Preisen bei den Rohstoffen aber auch den Holzhalbwaren geführt.
Abb. 9: Entwicklung des Umsatzes und Veränderung zum Vorjahr (grüne und rote Pfeile) im Sektor Forst und Holz in Bayern 2006 – 2021 (© LfStat, 2023)
Innerhalb des Clusters Forst und Holz konnten fast alle Wirtschaftszweige im Bezug zum Vorjahr ein starkes Umsatzwachstum verzeichnen. Ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichneten Holzhandel (+24 %), Forstwirtschaft (+22 %), Holzbe- und Verarbeitung (+19 %) sowie die Papier- und Zellstoffindustrie (+12 %). Das Druckereigewerbe verzeichnete mit +6,5 Wachstum gegenüber den Vorjahren erstmals wieder ein positives Wachstum und auch in der Möbelherstellung lagen die Umsätze um 5,5 % höher. Rückgänge gab es lediglich im Verlagsgewerbe (-3 %) und im Holzbau (-0,3 %). Der leichte Rückgang im Holzbau dürfte auf den Rückgang der neu errichteten Wohngebäude aus Holz zurückzuführen sein.
Innerhalb des Clusters hat der Holzbau seit 2006 eine Umsatzsteigerung von +155 % erzielen können. Forstwirtschaft (+151 %), Holzhandel (+106 %) und Möbelherstellung (+99 %) konnten im Zeitraum 2006-2021 ebenfalls sehr hohe Umsatzsteigerungen realisieren.
Eine negative Auswirkung der Corona-Pandemie ist lediglich im Holzbau zu beobachten: Wuchs der Umsatz von 2019 auf 2020 aufgrund niedriger Zinsen, einem erhöhten Bewusstsein für nachhaltige Baustoffe und zunehmender Eigenheimwünsche und Flexibilisierung der Arbeitsplätze um 10 %, ist 2021 nach jahrelangem Wachstum erstmals ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Im Zuge der Digitalisierung sind insbesondere das Druckereigewerbe und das Verlagswesen als Verlierer zu betrachten: Seit 2006 gingen die Umsätze um -knapp 20 % bzw. 7 % zurück.
Abb. 10: Entwicklung des Umsatzes in den einzelnen Wirtschaftsbereichen 2006 - 2021 (© LfStat, 2023)