Eine Gruppe von Kindern steht in einem Laubwald.

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Georg Dumpert, Ruth Mattheas und Matthias Huttner
Zentrum für Waldentdecker im Hohen Fichtelgebirge – LWF aktuell 124

Vom Kemnather Waldhaus zum Waldentdeckerzentrum Mehlmeisel

In der (regionalen) Presse wurde bereits darüber berichtet, viele haben zumindest schon einmal die Stichworte »Mehlmeisel – Waldhaus – Wildpark – Waldpädagogik « im Zusammenhang gehört. Im Hohen Fichtelgebirge tut sich etwas in Sachen Waldpädagogik!

Im Grenzbereich Oberfranken-Oberpfalz stand in der Nähe von Mehlmeisel im Hohen Fichtelgebirge seit etwa 1860 schon ein Forsthaus, zeitweise auch mit einer kleinen Gastwirtschaft, das damalige »Kemnather Waldhaus« (abgerissen 1967). Auf über 800 Metern Höhe lebte hier ein Waldaufseher. Seine Aufgabe bestand vor allem darin, Waldfrevel und Wilderei zu unterbinden.

Vom Waldmuseum zum Waldinformationszentrum

Erhöhter Blick auf ein langes Gebäude auf einer Lichtung mitten im WaldZoombild vorhanden

Abb. 1: Waldhaus Mehlmeisel als Eingang zum Wildpark sowie Treffpunkt für bereits stattfindende waldpädagogische Veranstaltungen. (Foto: Martin Hertel)

Im Jahre 1970 wurde am gleichen Standort ein Waldmuseum für die Öffentlichkeit errichtet. Außerdem entstanden ein Waldspielplatz und zwei kleine Wildgehege mit Rot- und Schwarzwild. Träger dieser Einrichtungen war die Gemeinde Mehlmeisel, die mit ihren rund 1.400 Einwohnern diese Aufgabe geschultert hat. Im Umfeld wurden außerdem ein »Entdeckerpfad « mit waldthematischen Stationen (z. B. Pirschpfad, Lauschhütte, Baumbewohner in den verschiedenen Stockwerken des Waldes) und ein Trimmdich- Pfad geschaffen.

Überlegungen, wie man die Bevölkerung noch mehr für den Standort interessierten könnte, brachten im Ergebnis im Jahr 2005 die Einweihung eines neu gebauten »Waldinformationszentrums« mit Riech-, Tast- und Hörstationen sowie zahlreichen Exponaten zu den Themen Wald, Natur, Tierwelt und alte Nutzungsformen. Das Waldhaus Mehlmeisel galt auch als ein sog. »Spiegelprojekt« mit der tschechischen Stadt Boží Dar als Partner im Rahmen grenzübergreifender Förderprogramme.

Die Entwicklungen erreichten 2014 mit der Eröffnung des Wildparkes Mehlmeisel, direkt in Verbindung zum Waldhaus, einen weiteren Höhepunkt. Die Besucher können seitdem Luchs, Wildkatze, Auerwild und viele weitere Wildarten aus nächster Nähe beobachten.

Seit 2015 gibt es am Waldhaus ein waldpädagogisches Angebot der Bayerischen Forstverwaltung, zunächst mit einer auf zwei Jahre befristeten Projektstelle. Mittlerweile ist eine Waldpädagogikstelle am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth eingerichtet. Das waldpädagogische Programm findet großen Anklang und wird seit dem Jahr 2017 stetig erweitert. Pro Jahr nehmen etwa 1.200 Personen an waldpädagogischen Veranstaltungen in Mehlmeisel teil, vor allem Schulkinder und Familien mit Kindern.

Zusammenarbeit macht stärker

Blick aus der Vogelperspektive auf ein langestrecktes Gebäude mit viel Zaun drum herum auf einer Lichtung im WaldZoombild vorhanden

Abb. 2: Waldhaus und Wildpark Mehlmeisel aus der Vogelperspektive. (Foto: Martin Hertel)

Bereits heute besteht eine Kooperation mit dem Wildpark und dem von der Gemeinde Mehlmeisel betriebenen Waldhaus als direkt angrenzende Partner vor Ort. Zum Beispiel können Gruppen eine waldpädagogische Führung bekommen und anschließend bei der Fütterungsrunde im Wildpark ihr Wissen durch eigene Beobachtungen der Tiere vertiefen.

Eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit besteht mit dem Forstbetrieb Fichtelberg der Bayerischen Staatsforsten. Es werden regelmäßig gemeinsame Aktionen und Projekte, wie zum Beispiel das »Grüne Klassenzimmer«, durchgeführt.

Außerdem gab es bereits erfolgreiche gemeinsame Veranstaltungen mit dem Verein Naturpark Fichtelgebirge e.V.

Ein reger Austausch erfolgt mit den bestehenden Walderlebniszentren der Forstverwaltung und anderen Umweltbildungsstätten.

Für Schulen und Kindergärten der Region, aber auch für andere Gruppen ist die Waldpädagogikstelle ein wichtiger direkter Ansprechpartner für Veranstaltungen im gesamten Jahresverlauf.

Zur Bewerbung unserer waldpädagogischen Aktionen senden wir unter anderem der Tourismuszentrale des Fichtelgebirges und den umliegenden Gemeinden Informationsmaterial zur Verteilung bzw. zum Aushang zu.

Zukünftig sollen noch Kooperationen mit der Universität Bayreuth und weiteren Partnern ins Leben gerufen werden.

Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten

Eine junge Frau mit Brille und Amtsuniform kniet auf dem Boden und zeigt einem kleinen Jungen, was sich unter der Moosschicht des Waldes verbirgtZoombild vorhanden

Abb. 3: Waldpädagogin Ruth Mattheas zeigt Einblicke in die Welt der Bodenlebewesen. (Foto: Martin Hertel)

Der Standort Mehlmeisel im naturnahen Bergmischwald des Hohen Fichtelgebirges auf gut 800 Metern Höhe bietet schon jetzt einzigartige Möglichkeiten, die Schönheit des Waldes im Fichtelgebirge auf sich wirken zu lassen. Neben dem besonders nahen Erleben der Tiere des Waldes im Wildpark kann man auch einen spektakulären Blick über die waldreiche Landschaft werfen, zum Beispiel vom benachbarten 46 Meter hohen Klausenturm aus. Ochsenkopf und Schneeberg sind bei passender Wetterlage zum Greifen nahe, in östlicher Richtung reicht der Ausblick bis nach Tschechien. Wer mutig genug ist, der schaut auch bis zum Waldboden hinunter durch alle Stockwerke des Waldes.

In den Wintermonaten gibt es im Hohen Fichtelgebirge ordentlich viel Schnee. Neben verschiedenen Wintersportmöglichkeiten, wie Skifahren am Klausenlift direkt neben dem Waldhaus, Langlaufen auf gespurten Loipen oder Wandern auf den Winterwanderwegen, ist in Mehlmeisel mit einer Nachtwanderung auch ein waldpädagogisches Erlebnis der besonderen Art für die ganze Familie möglich: Warm eingepackt ist man hierzu im nächtlichen Winterwald unterwegs und hat dabei unter kundiger Führung allerhand tolle Erlebnisse.

Ein wirklich ungestörtes Walderlebnis ist hier auch deswegen möglich, weil keine großen Straßen und sonstigen Lärmquellen vorhanden sind. Gerade in der heutigen Zeit ist das ein großer Schatz, von dem sich Teilnehmer waldpädagogischer Veranstaltungen gerne begeistern lassen. Ein Netz an ausgeschilderten Wanderwegen führt am zukünftigen Walderlebniszentrum, dem »Zentrum für Waldentdecker«, vorbei. Für waldpädagogische Aktionen ergeben sich hierdurch vielfältige Routenmöglichkeiten.

An der bestehenden Weiheranlage kann das Thema »Wald und Wasser« besonders gut behandelt werden. Zahlreiche Gewässerlebewesen sind hier zu beobachten, aber auch für Fledermaus-Wanderungen sind die Weiher ideal geeignet. Am Ende so mancher Veranstaltung konnten die Teilnehmer hier die eine oder andere Fledermaus erblicken.

Die Bekanntheit von Waldhaus und Wildpark ist für das zukünftige Zentrum für Waldentdecker von enormem Vorteil: Touristen und Menschen aus der Region wissen bereits von dem Standort und kennen auch schon das vielfältige waldpädagogische Veranstaltungsprogramm, welches auf den Internetseiten des Waldhauses und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth sowie durch den Aushang von Veranstaltungsplakaten bekannt gemacht wird.

Nicht unerwähnt soll die Tatsache bleiben, dass Wildpark und Waldhaus barrierefrei nutzbar sind. Auf Hilfestellungen für Menschen mit Handicap wird auch bei der Planung des Waldentdeckerzentrums geachtet.

Wie geht es weiter? Visionen zur zukünftigen Entwicklung

Ein Luchs sitzt auf einem FelsblockZoombild vorhanden

Abb. 4: Einer der Luchse des Wildparks Mehlmeisel (Foto: Martin Hertel)

Anfang 2019 lieferte eine umfangreiche Machbarkeitsstudie mit Umfeldanalyse für die Errichtung eines Walderlebniszentrums der Bayerischen Forstverwaltung ein positives Ergebnis für den Standort: Gerade hier neben dem bereits sehr bekannten Waldhaus mit dem Wildpark ist mit einer beachtlichen Besucherzahl zu rechnen. Allein für das Walderlebniszentrum wird demnach mit etwa 35.000 Besuchern jährlich gerechnet, durch Koppelbesuche mit anderen Einrichtungen vor Ort und durch Veranstaltungen wären laut der Studie bis zu 70.000 Besucher jährlich möglich.

Durch eine attraktive interaktive Ausstellung werden der Wald und die Tiere aus neuen Perspektiven zu entdecken und erforschen sein. Angedacht sind begehbare Objekte (u. a. zur Darstellung des lebendigen Waldbodens), Simulatoren zur virtuellen Waldnutzung, ein 3D-/360°-Kino und »virtual reality« (VR). Mit Hilfe von VR könnten die Besucher den Wald zum Beispiel aus der Sicht eines Falken erleben oder wie ein Luchs durch die Wälder schleichen.

Das waldpädagogische Angebot als das erlebnisorientierte Begreifen des Lebensraumes Wald mit allen Sinnen wird weiterhin ein wertvoller Baustein des Gesamtkonzeptes sein. Ein Schwerpunkt sind hierbei Schulklassen und Jugendliche. Aber auch das passende Angebot für Familien und sonstige Gruppen soll nicht zu kurz kommen.
Ein Alttier und ein Kalb (Rotwild) stehen im Schnee und gucken in die KameraZoombild vorhanden

Abb. 5: Rotwild (Alttier und Kalb) im Freigehege des Wildparks Mehlmeisel. (Foto: Martin Hertel)

Den Besuchern soll auch die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für die Erfüllung der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen sowie des Erhalts und der Verbesserung der biologischen Vielfalt nähergebracht werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei der »Waldumbau im Klimawandel« sein. Zudem ist ein Fortbildungsbereich für Waldbesitzer und weitere Zielgruppen, wie Lehrerinnen und Lehrer als Multiplikatoren, geplant.

Die Aktionen reichen von zweistündigen bis zu mehrtägigen Veranstaltungen. Übernachtungsmöglichkeiten am Zentrum für Waldentdecker selbst sind nicht vorgesehen, es kann aber ein drei Kilometer entfernter Zeltplatz der Bayerischen Staatsforsten von Gruppen genutzt werden. Im Umfeld stehen weitere Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Es gibt innovative Ideen wie sogar einen 4D-Multivisionskomplex für einen modernen Zugang zum Thema Wald, experimentielles Arbeiten an einem Harvestersimulator und begehbare Spechthöhlen und Wurzeln. Die Außenanlagen sollen in besonderer Form gestaltet werden, zum Beispiel mit einem Naturgarten und einem Arboretum mit heimischen und »neuen« Baumarten.

Als Gebäudeform ist die Nachahmung eines typisch fränkischen Drei- oder Vierseithofes mit großem Innenhof vorstellbar.

Neben der Planung des »Zentrums für Waldentdecker« sind am Standort Mehlmeisel noch weitere Überlegungen im Gange: So gibt es Pläne für eine Erweiterung des Wildparks um Wolf und Bär und die Errichtung einer weiteren Attraktion durch einen privaten Investor.

Zusammenfassung

Neben dem Waldhaus und Wildpark Mehlmeisel wird das »Zentrum für Waldentdecker« (Walderlebniszentrum) der Bayerischen Forstverwaltung, zugehörig zum Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth, entstehen. Bereits heute gibt es ein sich ständig in Erweiterung befindliches waldpädagogisches Angebot am Standort. Die besondere Örtlichkeit bietet vielfältige Möglichkeiten für Besucher, wie die Kombination einer waldpädagogischen Führung mit anschließendem Besuch des Waldhauses und des Wildparks. Die Möglichkeiten, an einem Ort Tiere und Wald in einer attraktiven Ausstellung, im Wildpark sowie in den Wäldern um Mehlmeisel im Hohen Fichtelgebirge erleben zu können, machen den Standort für die Waldpädagogik besonders interessant und einzigartig.

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Weiterführende Informationen

Autoren

  • Georg Dumpert
  • Ruth Mattheas
  • Matthias Huttner