Meldungen - LWF aktuell 153

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Fem2forests – Projekttreffen in Freising

Gruppenbild der Exkursionsteilnehmenden.Zoombild vorhanden

Exkursion beim Fem2forests-Projekttreffen. (© L. Weidel, BaySF)

Vom 27. bis 28. März hat in Freising das 3. Fem2forests-Projekttreffen mit Forschenden und Projektpartnern aus neun verschiedenen Ländern des Donauraumes statt­gefunden. Organisiert und durchgeführt wurde das Treffen vom Projektteam an der LWF, Andrea Skiba, Kathrin Böhling und Helena Eisele. Neben der Planung künftiger Aktivitäten wurden die wichtigsten Ergebnisse und Erfolge des ersten Projektjahrs vorgestellt. Ein Meilenstein ist eine länderübergreifende Studie zur forstlichen Berufswahl, die in der Ausgabe 152 der LWF aktuell ausführlich vorgestellt wurde. Unter Leitung der BaySF-Försterinnen Magdalena Kunas und Charlotte Hornung rundete eine Exkursion mit dem Titel „Forestry in Bavaria from a female perspective" die Veranstaltung ab.

In Bayern und den Ländern der Projektpartner finden derzeit Runde Tische mit Experten und Studierenden statt. Das Ziel ist, junge Frauen für einen forstwirtschaftlichen Beruf zu gewin­nen sowie Frauen und Vielfalt in der Forstwirtschaft länderübergreifend zu stärken. Für den Sommer 2025 ist im Rahmen des Projekts ein transna­tionales Botschafterinnen-Programm mit ehemaligen bayerischen Waldköniginnen und ein Kreativ-Wettbewerb mit Forststudentinnen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf geplant.

Studie zur forstlichen Berufswahl Externer Link

Andrea Skiba, LWF

Eichenprozessionsspinner-Frühwarnsystem gestartet

Viele Schwarz-weiße Raupen hängen an einem Ast.Zoombild vorhanden

Eichenprozessionsspinnerraupen an ihrem Wirtsbaum (© G. Lobinger, LWF)

Für eine tagesaktuelle Einwertung und Vorhersage von gesundheitlichen Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner (EPS, Thaumetopoea processionea L.) steht jetzt das Frühwarnsystem „PHENTHAUproc“ zur Verfügung. Über die kostenfreie und öffentlich zugängliche App können bundesweit und flächendeckend aktuelle Informationen zum Eichenaustrieb und der EPS-Entwicklung abgerufen werden. Die Anwendung ermöglicht damit einen Überblick über die gegenwärtige Gefahrensituation und kann als Unterstützung bei der Planung von notwendigen Gegenmaßnahmen eingesetzt werden – sei es in Bezug auf gesundheitliche Risiken durch die Brennhaare der Larven oder hinsichtlich potenzieller Schäden am Waldökosystem durch Kahlfraß.

Das Online-Frühwarnsystem wurde als Gemeinschaftsprojekt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sowie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) entwickelt und wird vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gehostet. Das Modell ermöglicht eine Prognose der phänologischen Entwicklung des EPS und seiner Wirtsbaumart Stieleiche (Quercus robur L.) bis sieben Tage in die Zukunft. Die Berechnung erfolgt auf Basis temperaturbasierter Verfahren. Die Grundlagen für die App wurden im Forschungsvorhaben ModEPSKlim geschaffen.
Die tagesaktuellen Daten zur Phänologie und Vorhersagen des DWD können über eine deutschlandweite Gefährdungskarte mit einer räumlichen Auflösung von 1x1 km-Pixel abgerufen werden. Zusätzlich wird Detailinformation pro Pixel angeboten. Das Werkzeug richtet sich an die Forstpraxis, die Baumpflege, an Waldbesitzende, Behörden, Unternehmen, Freizeiteinrichtungen und die allgemeine Öffentlichkeit. Die Modelle unterstützen das Risikomanagement im Umgang mit dem EPS und können für das gesamte Verbreitungsgebiet der Art in Mitteleuropa eingesetzt werden.

Eichenprozessionsspinner Frühwarnsystem „PHENTHAUproc“ Externer Link

red

Konflikte um den Wald der Zukunft

Wie umgehen mit großflächigen Schadflächen? Bei dieser Frage sind die Meinungsverschiedenheiten häufig groß. Waldbesitzende, Bewirtschafter, Erholungssuchende oder Naturschützer und Jäger – sie alle haben bestimmte Vorstellungen. Das Ergebnis: Interessenskollisionen, die dem dringend notwendigen Waldumbau im Weg ste­hen. Das ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung hat eine neue Methode entwickelt und getestet, um Waldnutzungskonflikte auf lösungsorientierte Weise zu bearbeiten, z. B., um bei Runden Tischen mehr Akzeptanz zu schaffen. Die Forschenden haben einen professionell geleiteten Mediations-Prozess erprobt, bei dem sich Personen mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Weiterentwicklung einer Waldfläche austauschen. Das Projekt zeigt, dass das Verständnis für die Sichtweise der anderen essenziell ist, um konfrontative Positionen aufzuweichen und gemeinsam Ideen zu entwickeln und Lösungen zu finden. Materielle Fragen und Interessen sind dabei ebenso wichtig wie Werte und Emotionen. „Der Weg hin zu wirksamen Lösungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung führt über konstruktive, ergebnisoffene Dialoge", sagt Co-Projektleiterin Deike Lüdtke. Am Ende wollen doch alle einen widerstandsfähigen Wald an die kommende Generation übergeben.

https://www.waldkonflikte.de Externer Link

red

Klimawandel beeinflusst Niederschlagsverteilung

Messgerät steckt im laubbedeckten Waldboden.Zoombild vorhanden

Regensensoren messen den Niederschlag im Wald. (© S. Drollinger, Universität Göttingen)

Forschende der Universität Göttingen haben den Einfluss des Klimawandels auf die Menge und Verteilung des Niederschlags unterhalb des Blätterdachs untersucht. Über einen Zeitraum von sieben Jahren fanden die Untersuchungen in einem Buchenwald im Landkreis Göttingen statt. Dazu wurden 2017 im Untersuchungsbestand Regensensoren und Sammelvorrichtungen für abgeworfene Blätter aufgebaut und die Bäume mit Laserscannern vermessen. Regenereignisse, Trockenphasen und das Blätterdach durchdringende Wassermengen wurden über den gesamten Untersuchungszeitraum erfasst. „Insgesamt zeigt sich, dass die Regenmenge und Dauer einzelner Regenereignisse abnehmen, die Intensität aber zunimmt", erläutert Dr. Simon Drollinger von der Abteilung Bioklimatologie. „Als Folge sinkt der Anteil an Wasser, der den Waldboden erreicht und es entstehen dort immer größere räumliche Unterschiede in der Durchfeuchtung." Dies führt zu einer Entkopplung der Wasserbewegungen im Waldökosystem. Die Forschenden erwarten, dass eine Umorientierung der Wasserpfade zu Unterschieden in der räumlichen Verteilung der Bodenfeuchte und der daran gekoppelten Aktivität von Mikroorganismen im Boden führen kann. Bisher zeichnet sich noch keine Auswirkung auf die Bäume ab. Die im Rahmen der Untersuchung gewonnenen Proben und Daten werden im nächsten Schritt ausgewertet. Zukünftig soll die Wasserdynamik auch in größerer Tiefe erfasst werden.

Presseinformation: Klimawandel verändert Wasserverteilung im Wald Externer Link

red

Trinkwasser durch Waldsterben in Gefahr

Luftaufnahme von Baumkronen in einem Wasserschutzgebiet.Zoombild vorhanden

Abgestorbene Bäume in einem Wasserschutzgebiet (© T. Kattenborn, Universtität Freiburg)

In den deutschen Wasserschutzgebieten verschlechtert sich zunehmend die Trinkwasserqualität. Eine neue Studie der Universität Freiburg zeigt eine deutliche Zunahme der durchschnittlichen Nitratkonzentrationen in den betroffenen Schutzgebieten. Insgesamt sind ca. 43 % der Wasserschutzgebiete in Deutschland bewaldet. Im Rahmen der Studie konnten die Forschenden feststellen, dass fünf Prozent der Wälder, die auf Wasserschutzgebieten stocken, innerhalb der drei Dürrejahre von 2018 bis 2020 abgestorben sind. Neben Wäldern mit hohen Fichtenanteilen sind auch Buchenwälder ungewöhnlich stark betroffen. Die Forschenden haben die Nitratkonzentration im Grundwasser ausgewählter Wasserschutzgebiete mit einem Waldverlust von mehr als 25 % untersucht und konnten eine durchschnittliche Verdoppelung der Konzentrationen feststellen – d. h. von durchschnittlich 5 auf 11 Milligramm Nitrat pro Liter. Zeitpunkt und Ausmaß der Nitratzunahme variieren allerdings stark zwischen den Gebieten, was die Autoren der Studie auf unterschiedliche Waldtypen oder Verzögerungen zwischen Waldverlust und messbarer Erhöhung zurückführen. Je nach Standort wirkt sich der Waldverlust unterschiedlich auf die Wasserqualität in den Schutzgebieten aus: eine bisher unterschätzte Gefahr für die Qualität des Trinkwassers in Deutschland. Verzögerte Auswirkungen sind möglicherweise erst in den nächsten Jahren messbar.
Ein erheblicher Teil des deutschen Trinkwassers stammt aus Wasserschutzgebieten, in denen strenge Vorschriften u.a. zur Vermeidung von Nitratbelastungen gelten. Während Landwirtschaft, Städte und Industrie häufige Nitratquellen sind, übernehmen Wälder eine schützende Funktion, indem sie Nitrat zurückhalten. Durch das Absterben der Wälder – etwa infolge von Dürre – geht dieser Schutz verloren. Die Studie unterstreicht daher die Dringlichkeit weiterer Forschung, um die Folgen des Waldverlustes auf die Wasserqualität besser zu verstehen und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Waldsterben in Wasserschutzgebieten: Eine Gefahr für die Trinkwasserqualität Externer Link

red

Dr. Forest: Welcher Wald macht gesund?

Plakat mit einem Barfußpfad im Hintergrund.Zoombild vorhanden

(© A. Delsoir)

Wälder wirken sich positiv auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden aus. Wie stark diese Wirkung allerdings ausfällt, hängt auch von der Struktur und der Artenvielfalt im Wald ab.

Im internationalen und interdisziplinären Forschungsprojekt „Dr. Forest", koordiniert von der Universität Freiburg, haben Forschende die Wirkung bestimmter Waldmerkmale wie z. B. die Ausprägung des Kronendachs, die Baumartenanzahl oder den Einfluss der lokalen Waldbewirtschaftung untersucht. Insgesamt wurden 164 Wälder in fünf europäischen Ländern analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die Baumkronendichte und das Verhältnis von Stamm- zu Grundfläche, den größten Einfluss auf die Gesundheit haben.
red

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