Meldungen - LWF aktuell 133

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Wiederfund des Feuer-Prachtkäfers

Feuer-­Prachtkäfer sitzt auf einer Rinde. Farblich gut getarnter KäferZoombild vorhanden

Feuer-­Prachtkäfer, der auf dem Truppenübungs­platz Grafenwöhr gefunden wurde (© S. Finnberg)

Am 24. August 2021 gelang auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr an einem angekohlten Kiefernstock der Wiederfund des stark gefährdeten Feuer-Prachtkäfers (Melanophila acuminata). Die pyrophile Art wurde in Bayern zuletzt am 3. Juni 1964 in einem Exemplar ebenfalls auf dem Truppenübungsplatz gefunden. Weitere Funde in Bayern sind nur vor 1900 aus der Umgebung von München, Erlangen, Muggendorf und Nürnberg dokumentiert. Die Arten der Gattung Melanophila Eschscholtz, 1829 besitzen spezielle Sinnesorgane zur Lokalisierung von Brandflächen. Im Fernbereich werden Rauchgase über die Fühler olfaktorisch, das heißt, über den Geruchssinn, geortet, im Nahbereich über Infrarot-Rezeptoren, die an der Mittelbrust in einer Grube unter den Trochantern (Schenkelringen) der Mittelbeine liegen. Hierbei handelt es sich um kleine Sensillen, die sich durch Wärme ausdehnen und Impulse an den Käfer übermitteln.
Es ist davon auszugehen, dass auch zwischen 1964 und 2021 kleine Populationen des Feuer-Prachtkäfers auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr vorhanden waren – allerdings konnte in diesem Zeitraum aufgrund des stark beschränkten Zugangs zu Brandflächen kein Nachweis erfolgen. Brände schaffen für pyrophile Arten ein erhöhtes Angebot an geeigneten Bruthölzern und fördern ihr Vorkommen. Sie haben nicht nur einen Kurzzeiteffekt, sondern liefern über Jahre, vor allem durch nachfolgenden Pilzbefall zunächst überlebender Bäume, ein kontinuierliches Angebot von anbrüchigen Strukturen und Totholz. Wichtig ist deshalb, dass angebrannte Bäume auf den Flächen verbleiben (Bussler und Finnberg 2021).

red

Baumrätsel gelöst

Ein Baum-Blatt wird im Labor vermessenZoombild vorhanden

© Patricia Álvarez-Loayza, Duke University (Ausschnitt)

Nach fast 50 Jahren ist nun das Rätsel gelöst. 1973 stieß der Botaniker Robin Foster im Regenwald des peruanischen Manu-Nationalparks auf einen ungewöhnlichen Baum. Dieser Baum mit seinen orangefarbigen Früchten vereinte Merkmale, die für unterschiedliche Pflanzenfamilien charakteristisch sind, aber zu keiner damals bekannten Familie passten. Da sich aus den getrockneten Proben keine geeignete DNA entnehmen ließ, bat William Wayt Thomas vom New York Botanical Garden die Biologin Patricia Álvarez-Loayza um Hilfe, die im Manu-Nationalpark arbeitet und frisches Vergleichsmaterial sammelte.

Jetzt gelang die DNA-Analyse, die die Wissenschaft jedoch zuerst vor den Kopf stieß, dachte man doch, dass die Probe mit anderen Pflanzen kontaminiert gewesen sein könnte. Denn der Baum sollte aus der Familie der Picramniaceae stammen. Erst Detailstudien der winzigen Blüten erbrachten die notwendigen Gemeinsamkeiten. Nachdem die Verwandtschaftsverhältnisse geklärt waren, benannte Thomas’ Team die Art Aenigmanu alvareziae nach dem Fundort im Manu und der örtlichen Biologin, die den Baum erneut aufgespürt hat. Nun ist die Welt um einen Tropenbaum reicher.

Quelle: Daniel Lingenhöhl, www.spektrum.de

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/tax.12588 Externer Link

Natur des Jahres 2022

Ein Wiedehopf sitzt auf einem dünnem AstZoombild vorhanden

Wiedehopf (© NABU/CEWE/Paul Gläser)

Begonnen hat alles mit der Wahl zum Vogel des Jahres im Jahr 1971 durch den Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU). Damals wurde der Wanderfalke Vogel des Jahres. Mittlerweile gibt es über 30 »Jahresobjekte«, die von Gesellschaften, Kuratorien, Stiftungen oder Verbänden regelmäßig ausgerufen werden. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Einige solche Naturobjekte – soweit sie schon verkündet wurden – sollen hier erwähnt werden. Im November 2021 wurde der Wiedehopf Vogel des Jahres 2022. Er setzte sich mit über 30 % gegen seine Mitbewerber Mehlschwalbe, Bluthänfling, Feldsperling und Steinschmätzer durch. Höhlentier des Jahres ist die Kleine Hufeisennase (Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher). Ein weiterer typischer Waldbewohner ist der Pilz des Jahres – der allbekannte Fliegenpilz (Deutsche Gesellschaft für Mykologie).
Und zur Blume des Jahres wurde die Einbeere (Loki Schmidt Stiftung) gewählt.

Sie ist charakteristisch für humusreiche, etwas feuchte Laubwälder und kommt in Hartholz-Auenwäldern, feuchten Buchenwäldern, Erlen-Eschenwäldern und Erlenbruchwäldern vor. Als Wildtier des Jahres löst der Schweinswal den Fischotter ab (Deutsche Wildtier Stiftung). Eine gelungene Zusammenstellung der »Jahresobjekte« ist auf der Internetseite des Naturschutzbund Deutschland e.V. zu finden.

red

www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/natur-des-jahres/2022.html

Organisationsänderungen und Personalrochaden

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Von links nach rechts: Dr. H.­J. Klemmt, S. Tretter, Dr. F. Binder und Dr. P. Pröbstle, Leiter der LWF (© A Maier-Wild, LWF)

Zum Jahreswechsel führte die LWF mehrere Organisationsänderungen durch, die auch verschiedene Personalwechsel nach sich zogen. Mit der Neuorganisation möchte sich die Landesanstalt in einer komplexer werdenden Forschungslandschaft noch besser aufstellen und ihre Kompetenzen im Bereich der forstlichen Forschungsförderung und der Einwerbung von Drittmitteln weiter ausbauen.

Dazu wurde eine neue Abteilung »Forstliche Forschung, Controlling und Großrauminventuren« eingerichtet. Hier werden die forstlichen Großrauminventuren konzentriert, zu denen unter anderem die Bundeswald­inventur, die Waldzustandserhebung und das Forstliche Gutachten zählen. Die Stabsstelle »Forschungsförderung, Controlling« wurde mit der Pensionierung ihres Leiters Forstdirektor Dr. Franz Binder aufgelöst und ihre Aufgaben an die neue Abteilung übertragen. Dazu zählen insbesondere die Geschäftsführung des Kuratoriums für forstliche Forschung sowie das LWF-interne Controlling. Mit dem Aufbau und der Leitung der neuen Abteilung wurde der leitende Forstdirektor Stefan Tretter betraut.

Ebenfalls mit Wirkung vom 1. Januar 2022 tritt leitender Forstdirektor Dr. Hans-Joachim Klemmt die Nachfolge von Stefan Tretter als Abteilungsleiter »Waldbau und Bergwald« an. Neben den klassischen Aufgaben werden in der Waldbauabteilung künf­tig auch Fragen des Terrestrischen Laser­scannings sowie des Drohneneinsatzes in Wissenschaft und forstlicher Praxis bearbeitet. Die Nachfolge von Dr. Hans-Joachim Klemmt als Leiter der Abteilung »Boden und Klima« übernimmt Dr. Klaas Wellhausen.

J. Haas

»Bauhaus der Erde« – Bauwende mit Holz

Ein Holzhaus im Bauhaus-Stil umgeben von Hecken, Rasen und BäumenZoombild vorhanden

Einfamilienhaus in Holz-­Blockbauweise (© M. Friedel, StMELF)

Der Bausektor ist durch Errichten, Nutzen und Rückbau von Gebäuden und Infrastrukturen für rund 40 Prozent der globalen Treibhaus-Emissionen verantwortlich. Der Klimaforscher und ehemalige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Hans-Joachim Schellnhuber fordert deshalb eine Bauwende, die zu einer weitgehenden Vermeidung dieser Emissionen führt. Mit Unterstützung aus Politik, Architektur und Kunst gründete er 2021 in Anlehnung an die Bauhaus-Bewegung des 20. Jahrhunderts die Initiative »Bauhaus der Erde«, um die gebaute Umwelt nachhaltig zu transformieren. Die grundlegende Idee dieser Initiative besteht darin, Stahlbeton konsequent durch Holz zu ersetzen – dadurch werden zum einen erhebliche Mengen an klimaschädlichen Emissionen vermieden, zum anderen entstehen durch die CO2-Speicherung im verbauten Holz wichtige Kohlenstoffsenken. So kompensiert laut Schellnhuber ein Einfamilienhaus aus Massivholz den CO2-Ausstoß von 100 Hin- und Rückflügen zwischen Berlin und New York.

Dass die Ausweitung der Holznutzung jedoch eine sehr sorgfältige nachhaltige Waldbewirtschaftung erfordert, war eine der Erkenntnisse, die Schellnhuber zusammen mit einem internationalen Forscherteam in einer entsprechenden Studie veröffentlichte. Das »Bauhaus der Erde« hat für seine Aktivitäten eine Startförderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro von der »Laudes Foundation« erhalten.

red

Weltacker: 2.000 m² für jeden

Zeichnung zeigt den Weltacker, unterteilt nach den wichtigsten FeldfrüchtenZoombild vorhanden

Der globale Acker (Grafik: www.2000m2.eu/de/)

Etwa 7,5 Milliarden Menschen leben auf unserem Planeten und ihre Zahl wächst weiter. Kann die Erde die Menschen noch ernähren? Teilen wir die globale Ackerfläche von 1,5 Milliarden Hektar durch die Zahl der Menschen, stehen jedem Erdenbürger 2.000 m² zur Verfügung. Darauf muss alles wachsen, womit »Mutter Erde« uns nährt und versorgt: z. B. Nahrungs- und Futtermittel, Baumwolle für Kleidung, Bio-Gas und nachwachsende Rohstoffe für die Industrie. Und so sähe die gesamte Ackerfläche der Welt auf den 2.000 m² aus: Über die Hälfte wäre mit vier Früchten bestellt: Weizen, Mais, Reis und Soja. Auch bei den Erdfrüchten, sonstigen Getreiden und Ölpflanzen dominieren wenige Kulturen. Weltacker-Projekte auf der ganzen Welt visualisieren diese Thematik – so auch in Landshut und Nürnberg. Ein weiterer bayerischer Weltacker ist in Bamberg geplant.

red

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