Nachrichten aus dem Zentrum Wald-Forst-Holz - LWF-aktuell 130

Das Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan - bestehend aus der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der Technischen Universität München, der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft - vereint Forschung, Lehre und Beratung an einem Standort und bildet den Knotenpunkt forstlicher Kompetenz in Bayern.

Die neuesten Nachrichten und Informationen aus dem ZWFH finden Sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem Zentrum erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe der LWF aktuell.

SRM Award und Thurn & Taxis-Preis vergeben

Eine junge Frau und ein junger Mann halten Urkunden in die Kamera. Im Hintergrund steht ein mittelalter MannZoombild vorhanden

Abb. 1: Die Preisträger des Thurn und Taxis Förderpreis und des SRM Awards (Vordergrund). (Foto: Audi AG)

Die Masterarbeiten im Studiengang Sustainable Research Management (SRM) der Forscherinnen Astrid Manciu und Tiffany Yu von der TUM School of Life Sciences wurden mit dem »SRM Award« der Audi Stiftung für Umwelt ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde zum zehnten Mal vergeben – dieses Jahr in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Thurn und Taxis Förderpreis für Forstwissenschaft.

Astrid Mancui erforscht die Rolle der Vegetation im Klimasystem, über die bisher wenig bekannt ist. Sie untersucht, wie sich globale Erwärmung und die zunehmende Umwandlung der tropischen Regenwälder Kolumbiens beispielsweise in Ackerfläche auf das regionale Klima auswirken. Kolumbien ist ein Hotspot der Biodiversität. Das Land verzeichnet hohe Abholzungsraten, was die Studie von Astrid Manciu hochaktuell macht.
Eine junge Frau hält eine Urkunde in die KameraZoombild vorhanden

Abb. 2: Tiffany Yu, Preisträgerin SRM Award 2021 (Foto: Audi AG)

Tiffany Yu hat sich mit den positiven Auswirkungen der Nähe zur Natur auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden im urbanen Raum auseinandergesetzt. In Ballungsräumen ist die Möglichkeit, täglich mit der Natur in Kontakt zu kommen, begrenzt. Um erholsame Umgebungen in Städten zu schaffen, müssen Stadtplaner die Umweltwahrnehmungen und -präferenzen der Menschen verstehen. Dafür entwickelte Yu ein originelles auf Fotografien basierendes Forschungsdesign.

Den Thurn und Taxis Förderpreis für die Forstwissenschaft 2020 erhielt Dr. habil. Simon Thorn von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er hat völlig neue Aspekte zu Bedeutung und Management von Störungsflächen herausgearbeitet und entwickelte Strategien für einen integrativen Umgang mit Störungsflächen. Seine Forschungen fokussieren sich dabei auf Schutzgebiete und Wirtschaftswälder in gleichem Maße. Durch seine exzellenten Arbeiten ist Dr. Thorn als einer der führenden Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Störungsökologie in Wäldern weltweit anerkannt. I.D. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gratulierte dem Preisträger in einer Videobotschaft und betonte, dass wissenschaftliche Erkenntnisse ein treibender Faktor für die Bewältigung der Klima- und Umweltkrisen sind.

Bereichert wurde die Veranstaltung mit einem Festvortrag von Professorin Dr. Carola Paul von der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Titel »Vielfalt zahlt sich aus (?!) – Ökonomische Aspekte der Diversifizierung in Wald und Landschaft«. Unter dem Motto »Vielfalt hat viele Gesichter« ermutigte sie mit erfrischenden Ausführungen zu mehr Vielfalt, da es gute ökonomische Gründe dafür gibt.

red

Humuspflege in Bergwäldern

Schwarzer Humus, von nackten Felsen abgekratztZoombild vorhanden

Abb. 3: Schwarze Schönheit auf weißem Fels: Viele Bergwälder in den Bayerischen Alpen sind »kohlenstoffreiche Ökosysteme«. (Foto: E. Kolb)

Ein neuer Forschungsbericht liefert weitere Grundlagen für den Bodenschutz in den Kalkalpen. Tangelhumus (»Alpenhumus«) heißen die 15 Zentimeter bis über einen Meter mächtigen Humusauflagen unter Bergwald und Krummholz auf wenig verwitterten Carbonatgesteinen, die auf rund neun Prozent der Waldfläche in den Bayerischen Alpen in allen Höhenlagen und Hangexpositionen angetroffen werden. Vor Ort ist Tangelhumus an Hand von Zeigerpflanzen genauer lokalisierbar. Mit knapp sieben Tonnen Kohlenstoff pro Zentimeter Auflage und Hektar speichert bereits ein 15 Zentimeter mächtiger Tangelhumus mehr Kohlenstoff als ein durchschnittlicher bayerischer Waldboden.

Tangelhumus dient vielen Berg- und Schutzwäldern als ausschließliches Wurzelsubstrat, in dem Calcium, Magnesium und Stickstoff gut, Phosphor und Mangan jedoch knapp verfügbar sind. Mit seiner sehr hohen nutzbaren Wasserspeicherfähigkeit trägt er maßgeblich zum Wasserrückhalt bei. Experimentelle Erwärmung im Labor beschleunigt den mikrobiellen Abbau. Stärker zersetzter Tangelhumus lässt sich chemisch durch engere C/N-Verhältnisse und höhere Anteile oxidierter organischer Schwefelverbindungen kennzeichnen.

Erhaltung und Mehrung von Tangelhumus sind für die Funktionsfähigkeit vieler Berg- und Schutzwälder der Kalkalpen von entscheidender Bedeutung, wobei die Ökosystemleistung als Kohlenstoffspeicher mehr Aufmerksamkeit verdient. Für die Bayerischen Alpen wird ein dreistufiges Konzept der Humuspflege vorgeschlagen. Es umfasst die Erkennung, die vorbeugende Erhaltung stabiler und strukturreicher Dauerbestockungen sowie den Aufbau und die Wiederherstellung von Tangelhumus durch gezieltes Belassen von Kronen- und Stammholz.

Michelangelo Olleck, HSWT

AK Forstgeschichte erstmals online

Screenshot eines Zoom-Meetings mit 25 Teilnehmer/innenZoombild vorhanden

Abb. 4: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten virtuellen Sitzung des Arbeitskreis Forstgeschichte (Foto: LWF)

Der Arbeitskreis Forstgeschichte hat im März 2021 seine erste digitale Sitzung abgehalten. Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, richtete sein Grußwort an mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Er betonte, dass beim flüchtigen Blick auf die Vergangenheit der Ablauf von Ereignissen – die Geschichte – bereits vorgezeichnet wirke. Erst wenn man sich intensiv mit der Geschichte beschäftige, stelle sich die Erkenntnis ein, dass fast immer mehrere Wege offenstanden. Aufgabe der Geschichtswissenschaft ist es dann zu zeigen, wie und weshalb dieser eine, den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse beschreibende Weg eingeschlagen wurde. Er sei sehr froh über den Arbeitskreis, weil dieser in seinen zahlreichen Publikationen faktenbasiert forst- und umweltgeschichtliche Themen aufarbeite. So wird wichtiges Wissen dokumentiert, das vieles erkläre und in einen bestimmten Kontext stelle.

Im Anschluss stellte Julian Gröber in seinem Fachvortrag dar, wie sich die Nutzung der Wälder im Hunsrück und in der Eifel durch Kelten und Römer auf die Vegetationsentwicklung ausgewirkt haben. Hans Stark berichtete in einem zweiten Vortrag über das Universitätsforstamt Sailershausen in Unterfranken und dessen besonders Geschichte als Teil der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Nach dem Ausscheiden von Olaf Schmidt als Leiter des Arbeitskreises übernehmen Dr. Joachim Hamberger, Dr. Walter Irlinger und Julian Gröber gemeinsam die Leitung. Angelika Maier-Wild, die sich mehr als fünf Jahre perfekt um die technische Organisation gekümmert hat, wird diese Aufgabe an Sina Riedel von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft abgeben. Der AK Forstgeschichte ist Angelika Maier-Wild zu großem Dank verpflichtet.

Die nächste Sitzung soll im Herbst im Holzknechtmuseum Ruhpolding stattfinden, möglichst als Präsenzveranstaltung.

Joachim Hamberger

Bundeswaldinventur gestartet

Gruppenbild von Förster/innen in Arbeitskleidung an einem HangZoombild vorhanden

Abb. 5: Die Aufnahmetrupps und die Landesinventurleitung von Bayern für die BWI 2022 (Foto: T. Riedel)

Den Startschuss für die vierte Bundeswaldinventur in Bayern gab Forstministerin Michaela Kaniber im April 2021: »Bayern ist das Land mit der größten Waldfläche in Deutschland. Und damit das so bleibt, bauen wir unsere Entscheidungen auf eine möglichst gute Datenbasis. Alle zehn Jahre sammeln unsere Försterinnen und Förster stichprobenartig Daten über dieses einzigartige Ökosystem. Es ist eine Mammutaufgabe, die nahezu zwei Jahre in Anspruch nimmt. Sie ist aber unglaublich wichtig und wertvoll«, sagte die Ministerin.

Nach rund fünfwöchigem Schulungs- und Übungsprogramm wurde die Schulungsphase an der Waldbauernschule in Kelheim Anfang April abgeschlossen. Neben der exakten waldwachstumskundlichen Vermessung der Bäume und der Aufnahme naturschutzrelevanter Parameter standen unter anderem auch die richtige Ansprache der Wald-Lebensraumtypen, der Umgang und das Einmessen der Traktecken mit hochpräzisen GNSS Geräten sowie die korrekte Eingabe in die Erfassungssoftware auf dem Programm.

Seit Mitte April 2021 läuft die Datenerhebung durch die sieben bayerischen Aufnahmetrupps mit insgesamt 15 Försterinnen und Förstern. Allein in Bayern sind rund 8.000 Inventurpunkte, die sogenannten Traktecken, zu bewältigen. Bis zum Abschluss der Aufnahmen Ende 2022 werden rund 100.000 Bäume vermessen. Die Leitung und Koordination der Aufnahmen in Bayern sowie die Auswertung der Daten für Bayern wird von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft übernommen. Mit den Ergebnissen ist zu Beginn des Jahres 2024 zu rechnen.

red
13.–15. September 2021
Forstwissenschaftliche Tagung
Veranstaltungsortonline
20.–23. September 2021
21. Fachkongress für Holzenergie
Veranstaltungsortonline
23. September 2021
Veranstaltungsreihe: Forstlicher Unternehmertag & Ressource Holz.Herausforderungen bei der (Wieder-)Aufforstung
29.–30. September 2021
8. Forum Agroforstsysteme
VeranstaltungsortBernburg
8.–10. Oktober 2021
Münchner Wissenschaftstage FORSCHA
VeranstaltungsortMünchen
26. November 2021
31. Weihenstephaner ForsttagÖkologische Waldwirtschaft: Königsweg für Wälder im Klimawandel?
VeranstaltungsortFreising

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