Aktuell
Meldungen - LWF aktuell 130
Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.
Bartgeier kehren zurück
Abb. 1: Mit bis zu drei Metern Flügelspannweite ist der Bartgeier eine imposante Erscheinung (Foto: Hansruedi Weyrich)
Bereits Anfang Juni wurden zwei Jungvögel aus Andalusien in die freie Wildbahn des Nationalparks Berchtesgaden entlassen. Die jungen Geier können sich zunächst in einem Auswilderungshorst an ihre neue Heimat gewöhnen und von dort aus erste Flugversuche unternehmen.
Bis 2030 sollen jährlich zwei bis drei Jungtiere ausgewildert werden und sich die Alpen langsam, aber sicher zurückerobern. Für Haus-, Nutz- und Wildtiere besteht durch den ausschließlichen Aasfresser keine Gefahr.
red
Urwaldrelikt im Allgäu wiederentdeckt
Abb. 2: Der Lebensraum des Rindenschröters: Starkes Totholz im Bergmischwald (Foto: B. Mittermeier)
Der erste und bisher einzige Fund dieses totholzbewohnenden Käfers im Allgäu stammt aus dem Jahr 1953. „So ein Fund zeigt, wie wertvoll Totholz und Biotopbäume für die Artenvielfalt im Wald sind. Die Möglichkeiten, die das Vertragsnaturschutzprogramm Wald für Waldbesitzer bietet, gilt es zu nutzen. Gerade dicke abgestorbene Bäume und Bäume mit Spechthöhlen, Pilzen usw. sind im Waldnaturschutz wichtig und werden gefördert.
So schaffen wir gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten und den privaten und kommunalen Waldbesitzern die Voraussetzungen für die Ausbreitung seltener Arten auch in die bewirtschafteten Wälder “, so Mittermeier.
Die Larven entwickeln sich in starkem Totholz von Tannen und Fichten, seltener auch in Laubholz. Aufgrund des sehr hohen Bedarfs an Totholz ist der Käfer in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet (Kategorie 2) ausgewiesen. Der aktuelle Fund bei Oberstaufen zeigt daher die Bedeutung des Bayerischen Waldschutz-Konzeptes für die Biodiversität.
Jann Oetting, BaySF
Massiver Anstieg an Hantavirus-Erkrankungen
Abb. 3: Puumala-Orthohantavirus-Infektionen werden durch die Rötelmaus verursacht. (Foto: H.-J. Fünfstück)
Das PUUV wird von der Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) auf den Menschen übertragen. Nachdem das Virus von infizierten Nagetieren mit Speichel, Urin und Kot ausgeschieden wurde, kann es darin einige Wochen infektiös bleiben. Die Übertragung erfolgt durch die Inhalation virushaltiger Stäube oder durch Bisse.
Hantavirus-Erkrankungen ähneln zumeist dem Krankheitsbild grippaler Infekte (»Sommergrippe«), können aber auch schwer verlaufen und mit einem Nierenversagen einhergehen. Eine Impfung gibt es bisher nicht. Zur Vermeidung von Infektionen ist es deshalb wichtig, den Kontakt zu Rötelmäusen oder deren Ausscheidungen zu meiden.
Der interdisziplinäre Forschungsverbund RoBoPub untersucht in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) verschiedene Aspekte der Epidemiologie von Hantaviren und von weiteren, durch Nagetiere übertragenen Zoonoseerregern.
red
Kunst im Welt.Erlebnis.Wald
Abb. 4: Die Kunstschaffenden mit ihren Kunstwerken (Foto: Martin Kargruber)
Die jungen Künstler formten aus fast hundertjährigen Douglsienstämmen Plastiken zum Thema Nachhaltigkeit – jenem Grundsatz, den Hans Carl von Carlowitz 1713 erstmals schriftlich formulierte und welcher auch heute noch das Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung in der modernen Forstwirtschaft darstellt.
Die Kunstwerke verblieben, wie auch in den Jahren zuvor, im Welt-Erlebnis-Wald Grafrath und können von den Besuchern des Versuchsgartens entdeckt werden.
red
Zählen, was zählt: Das große Krabbeln
Abb. 5: Asiatische Marienkäfer (Foto: Helge May)
Für den Frühsommer lag der Fokus dabei auf einige häufig vorkommende Arten wie Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. Das Ergebnis für den Juni-Termin: »Harlekin schlägt Hummel«. Der auch »Harlekin« genannte Asiatische Marienkäfer erreichte erstmals Platz 1 beim Insektensommer und löst damit die Steinhummel ab, die in den Vorjahren das am häufigsten gemeldete Insekt war.
Im August geht es dann in die zweite Runde des Insekten-Monitorings von NABU und LBV.
red
14.000 Hektar Wildnis im landeseigenen Wald
Laut Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert wurde in Sachsen-Anhalt diese Marke bereits erreicht. Auf rund 14.000 Hektar von über 133.000 Hektar Landeswald überlässt das Land Sachsen-Anhalt die Natur sich selbst. „Ich bin sicher, wir können von diesen Wäldern lernen. Sie sind die Reallabore, um herauszufinden, wie sich unsere Wälder am besten an die Veränderungen anpassen, die die Klimakrise mit sich bringt", so Dr. Dalbert.
Die größte Waldwildnis-Fläche in Sachsen-Anhalt mit über 6.000 Hektar befindet sich mit der Naturdynamikzone im Nationalpark Harz. Weitere Gebiete befinden sich zum Beispiel im Biosphärenreservat Mittelelbe und des Naturerbewaldes Blankenburg.
Kriterien der Flächen mit natürlicher Waldentwicklung (NWE-Flächen):
- zusammenhängende Flächen von mind. 0,3 Hektar;
- Forstliche Eingriffe oder Eingriffe aus Gründen des Naturschutzes (naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen) sind dauerhaft ausgeschlossen;
- dauerhafte und verbindliche Sicherung, z. B. durch hoheitliche Unterschutzstellung oder durch vertragliche oder dingliche Sicherung;
- primäres Ziel: natürliche Waldentwicklung;
- es handelt sich um eine waldfähige Fläche
Ergebnisse und Hilfsmittel im Praktikerhandbuch »Biotop- und Artenschutz in Schutzwäldern«
Integratives Schutzwaldmanagement
Abb. 6: Mit Kompromissbereitschaft und einem Blick für Synergien und Prioritäten lassen sich Naturschutz und Naturgefahrenschutz im Bergwald integrieren. (Grafik: LWF)
Für vier ausgewählte, naturschutzfachlich besonders relevante Waldtypen wurden hierbei Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes und des Naturgefahrenschutzes formuliert und integrierende Handlungsempfehlungen erarbeitet: Ökogramme helfen anhand von Leitarten wie Gelbringfalter, Alpenbock oder Auerhuhn den Blick für naturschutzfachlich bedeutende Strukturen zu schärfen.
Formblätter zur strukturierten Bestandes- und Biotopbeschreibung unterstützen im Einzelfall, aus einer gemeinsamen Zustands- und Entwicklungsbeurteilung heraus, gemeinsame Zielvorstellungen zu entwickeln. Die Ergebnisse und Hilfsmittel können im Praktikerhandbuch »Biotop- und Artenschutz in Schutzwäldern« von der TUM-Internetseite heruntergeladen werden.
R. Heitz, LWF
Ergebnisse und Hilfsmittel im Praktikerhandbuch »Biotop- und Artenschutz in Schutzwäldern«