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Meldungen - LWF aktuell 130

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Bartgeier kehren zurück

Ein Bartgeier fliegt vor schneeiger LandschaftZoombild vorhanden

Abb. 1: Mit bis zu drei Metern Flügelspannweite ist der Bartgeier eine imposante Erscheinung (Foto: Hansruedi Weyrich)

Der seit über hundert Jahren in Bayern ausgestorbene Bartgeier kehrt wieder in unsere Alpen zurück. Forstministerin Michaela Kaniber überreichte im Mai die zur Auswilderung des Greifvogels notwendige Genehmigung an den Vorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern, Dr. Norbert Schäffer.

Bereits Anfang Juni wurden zwei Jungvögel aus Andalusien in die freie Wildbahn des Nationalparks Berchtesgaden entlassen. Die jungen Geier können sich zunächst in einem Auswilderungshorst an ihre neue Heimat gewöhnen und von dort aus erste Flugversuche unternehmen.

Bis 2030 sollen jährlich zwei bis drei Jungtiere ausgewildert werden und sich die Alpen langsam, aber sicher zurückerobern. Für Haus-, Nutz- und Wildtiere besteht durch den ausschließlichen Aasfresser keine Gefahr.

red

Urwaldrelikt im Allgäu wiederentdeckt

Viel liegendes Totholz an einem HangZoombild vorhanden

Abb. 2: Der Lebensraum des Rindenschröters: Starkes Totholz im Bergmischwald (Foto: B. Mittermeier)

Im Naturwaldreservat Achrain bei Oberstaufen hat Förster Boris Mittermeier den überaus seltenen Rindenschröter (Ceruchus chrysomelinus) in einem sehr totholz- und tannenreichen Bergmischwaldbereich entdeckt. Die Fundstelle liegt im Naturwaldreservat Achrain des Staatsforsten-Betriebs Sonthofen mit vielen urwaldartigen Strukturen.
Der erste und bisher einzige Fund dieses totholzbewohnenden Käfers im Allgäu stammt aus dem Jahr 1953. „So ein Fund zeigt, wie wertvoll Totholz und Biotopbäume für die Artenvielfalt im Wald sind. Die Möglichkeiten, die das Vertragsnaturschutzprogramm Wald für Waldbesitzer bietet, gilt es zu nutzen. Gerade dicke abgestorbene Bäume und Bäume mit Spechthöhlen, Pilzen usw. sind im Waldnaturschutz wichtig und werden gefördert.

So schaffen wir gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten und den privaten und kommunalen Waldbesitzern die Voraussetzungen für die Ausbreitung seltener Arten auch in die bewirtschafteten Wälder “, so Mittermeier.
Urwald-Reliktarten
Der im Allgäu gefundene Rindenschröter gehört zur Familie der Schröter (Lucanidae), zu der auch unser Hirschkäfer zählt. Insbesondere die Männchen dieser Käfer verfügen über teilweise beeindruckende Mundwerkzeuge (Mandibeln). Der glänzend-schwarze Rindenschröter erreicht eine Länge bis zu 16mm und ist von Europa bis nach West-Sibirien verbreitet.

Die Larven entwickeln sich in starkem Totholz von Tannen und Fichten, seltener auch in Laubholz. Aufgrund des sehr hohen Bedarfs an Totholz ist der Käfer in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet (Kategorie 2) ausgewiesen. Der aktuelle Fund bei Oberstaufen zeigt daher die Bedeutung des Bayerischen Waldschutz-Konzeptes für die Biodiversität.

Jann Oetting, BaySF

Massiver Anstieg an Hantavirus-Erkrankungen

Eine Maus in LaubZoombild vorhanden

Abb. 3: Puumala-Orthohantavirus-Infektionen werden durch die Rötelmaus verursacht. (Foto: H.-J. Fünfstück)

Seit Beginn des Jahres 2021 wurden dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) rund 25% mehr Fälle als im gleichen Zeitraum des bisherigen »Rekordjahres« 2010 übermittelt. Der Großteil der Fälle stammt aus den Endemiegebieten für das Puumala-Orthohantavirus (PUUV), zu denen unter anderem die Regionen um Würzburg und Aschaffenburg, die Schwäbische Alb sowie Teile des Bayerischen Waldes gehören.

Das PUUV wird von der Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) auf den Menschen übertragen. Nachdem das Virus von infizierten Nagetieren mit Speichel, Urin und Kot ausgeschieden wurde, kann es darin einige Wochen infektiös bleiben. Die Übertragung erfolgt durch die Inhalation virushaltiger Stäube oder durch Bisse.

Hantavirus-Erkrankungen ähneln zumeist dem Krankheitsbild grippaler Infekte (»Sommergrippe«), können aber auch schwer verlaufen und mit einem Nierenversagen einhergehen. Eine Impfung gibt es bisher nicht. Zur Vermeidung von Infektionen ist es deshalb wichtig, den Kontakt zu Rötelmäusen oder deren Ausscheidungen zu meiden.

Der interdisziplinäre Forschungsverbund RoBoPub untersucht in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) verschiedene Aspekte der Epidemiologie von Hantaviren und von weiteren, durch Nagetiere übertragenen Zoonoseerregern.

red

Kunst im Welt.Erlebnis.Wald

Eine Gruppe Menschen zeigt eine Gruppe aus Holz gearbeiteten SkulpturenZoombild vorhanden

Abb. 4: Die Kunstschaffenden mit ihren Kunstwerken (Foto: Martin Kargruber)

Die Berufsfachschule für das Holzbildhauerhandwerk in München veranstaltete mit ihren Schülerinnen und Schülern einmal mehr ein Arbeitsprojekt im forstlichen Versuchsgarten Grafrath.

Die jungen Künstler formten aus fast hundertjährigen Douglsienstämmen Plastiken zum Thema Nachhaltigkeit – jenem Grundsatz, den Hans Carl von Carlowitz 1713 erstmals schriftlich formulierte und welcher auch heute noch das Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung in der modernen Forstwirtschaft darstellt.

Die Kunstwerke verblieben, wie auch in den Jahren zuvor, im Welt-Erlebnis-Wald Grafrath und können von den Besuchern des Versuchsgartens entdeckt werden.

red

Zählen, was zählt: Das große Krabbeln

Zwei Asiatische Marienkäfer auf einem BlattZoombild vorhanden

Abb. 5: Asiatische Marienkäfer (Foto: Helge May)

Am 4. Juni startete wieder die von NABU und LBV durchgeführte Mitmachaktion »Insektensommer«. Vom 4. bis 13. Juni waren alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, zu beobachten und zu zählen, was denn um sie herum so kreucht und fleucht. Und dann wurde jeder gesichtete Sechsbeiner an den NABU gemeldet.

Für den Frühsommer lag der Fokus dabei auf einige häufig vorkommende Arten wie Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. Das Ergebnis für den Juni-Termin: »Harlekin schlägt Hummel«. Der auch »Harlekin« genannte Asiatische Marienkäfer erreichte erstmals Platz 1 beim Insektensommer und löst damit die Steinhummel ab, die in den Vorjahren das am häufigsten gemeldete Insekt war.

Im August geht es dann in die zweite Runde des Insekten-Monitorings von NABU und LBV.

red

www.insektensommer.de

14.000 Hektar Wildnis im landeseigenen Wald

Die Naturschutz-Offensive 2020 sieht eine natürliche Waldentwicklung auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche vor.

Laut Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert wurde in Sachsen-Anhalt diese Marke bereits erreicht. Auf rund 14.000 Hektar von über 133.000 Hektar Landeswald überlässt das Land Sachsen-Anhalt die Natur sich selbst. „Ich bin sicher, wir können von diesen Wäldern lernen. Sie sind die Reallabore, um herauszufinden, wie sich unsere Wälder am besten an die Veränderungen anpassen, die die Klimakrise mit sich bringt", so Dr. Dalbert.

Die größte Waldwildnis-Fläche in Sachsen-Anhalt mit über 6.000 Hektar befindet sich mit der Naturdynamikzone im Nationalpark Harz. Weitere Gebiete befinden sich zum Beispiel im Biosphärenreservat Mittelelbe und des Naturerbewaldes Blankenburg.

Kriterien der Flächen mit natürlicher Waldentwicklung (NWE-Flächen):

  • zusammenhängende Flächen von mind. 0,3 Hektar;
  • Forstliche Eingriffe oder Eingriffe aus Gründen des Naturschutzes (naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen) sind dauerhaft ausgeschlossen;
  • dauerhafte und verbindliche Sicherung, z. B. durch hoheitliche Unterschutzstellung oder durch vertragliche oder dingliche Sicherung;
  • primäres Ziel: natürliche Waldentwicklung;
  • es handelt sich um eine waldfähige Fläche

Integratives Schutzwaldmanagement

Neun Puzzlestücke, wovon immer drei ineinander greifen und ähnliche Gelb-, Blau-, und Grüntöne habenZoombild vorhanden

Abb. 6: Mit Kompromissbereitschaft und einem Blick für Synergien und Prioritäten lassen sich Naturschutz und Naturgefahrenschutz im Bergwald integrieren. (Grafik: LWF)

Biodiversität und Gefahrenschutz sind im Bergwald gut vereinbar – dies zeigt das von der EU geförderte Interreg-Projekt mit der Kurzbezeichnung BASch (Biotop- und Artenschutz im Schutz- und Bergwald). Ein bayerisch-österreichisches Expertenteam aus Naturschutz und Forstwirtschaft arbeitete an Lösungsansätzen für die Schutzzielintegration im Bergwald.

Für vier ausgewählte, naturschutzfachlich besonders relevante Waldtypen wurden hierbei Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes und des Naturgefahrenschutzes formuliert und integrierende Handlungsempfehlungen erarbeitet: Ökogramme helfen anhand von Leitarten wie Gelbringfalter, Alpenbock oder Auerhuhn den Blick für naturschutzfachlich bedeutende Strukturen zu schärfen.

Formblätter zur strukturierten Bestandes- und Biotopbeschreibung unterstützen im Einzelfall, aus einer gemeinsamen Zustands- und Entwicklungsbeurteilung heraus, gemeinsame Zielvorstellungen zu entwickeln. Die Ergebnisse und Hilfsmittel können im Praktikerhandbuch »Biotop- und Artenschutz in Schutzwäldern« von der TUM-Internetseite heruntergeladen werden.

R. Heitz, LWF

Ergebnisse und Hilfsmittel im Praktikerhandbuch »Biotop- und Artenschutz in Schutzwäldern« Externer Link

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