Aus der LWF-Redaktion
Meldungen – LWF aktuell 126
Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.
Salamanderpilz erreicht Bayern
Zoombild vorhanden
Abb. 1: Feuersalamander mit tiefen Verletzungen und Geschwüren (Foto: Miguel Vences)
Die labortechnische Untersuchung eines tot aufgefundenen Salamanders bei Ebrach im Steigerwald hat die traurige Vermutung jetzt bestätigt: Der Salamanderpilz »Batrachochytrium salamandrivorans« (Bsal; »Salamanderpest «) hat nun auch Bayern erreicht. Der Hautpilz greift die Haut an und verursacht tiefe Verletzungen und Geschwüre (Foto). Bakterien besiedeln die Verletzungen und führen dann als Sekundärinfektionen zu einem raschen Tod.
Der ursprünglich aus Asien stammende Pilz wurde vermutlich über den bei Terrarianern beliebten Feuerbauchmolch eingeschleppt und verursachte 2010 bereits ein Massensterben von Feuersalamandern in den Niederlanden und in Belgien, kurze Zeit später in Deutschland in der Eifel und im Ruhrgebiet. Neben Feuersalamandern befällt er alle heimischen Molcharten, andere Amphibienarten können Bsal übertragen, erkranken aber nicht.
Da eine Infektion mit Bsal für Feuersalamander fast immer tödlich verläuft, aber zurzeit noch keine wirksamen Gegenmaßnahmen be- kannt sind, gilt es, die Ausbreitung des Pilzes so weit möglich zu verhindern. In betroffenen Regionen sollten deshalb Amphibien nicht angefasst werden, Waldbesucher auf den befestigten Wegen bleiben und Hunde nicht frei laufen. Gewässer aller Art sowie ihre Uferbereiche sollten nicht betreten werden.
Christine Franz, LWF
Klemmbach-Tanne abgestorben
Tannen können bei uns durchaus Alter von 500 Jahren erreichen und über 50 m hoch werden. Beispiele solch monumentaler Baumriesen gibt es zahlreiche – so zum Beispiel die Watzlik-Hain-Tanne im Bayerischen Wald, die Tanne am Erzstieg im Hintersteiner Tal im Allgäu, die Große Kostgrundtanne im baden-württembergischen Elzach oder die Daniel-Tanne bei Grafenhausen, ebenfalls in Baden-Württemberg.
Aber auch Tannen wachsen nicht in den Himmel.
Das gilt auch für einen weiteren Tannenriesen – die Klemmbach-Tanne an der Sirnitz im Hochschwarzwald. Seit Jahren ist die ins Greisenalter gekommene Tanne immer lichter geworden, der Austrieb im Frühjahr wurde immer spärlicher. Sie war einmal 51 m hoch und hatte einen Stammumfang von 5,7 m.
2019 war bei einem Sturm das obere circa 10 m lange Kronenstück abgebrochen. Die trocken- heißen Extremsommer der letzten Jahre haben ihr zusätzlich so sehr zugesetzt, dass sie 2019 abgestorben ist. Die Klemmbach-Tanne ist zwar kein gesetzlich geschütztes Naturdenkmal, aber sie wird wohl als beeindruckendes Totholz an ihrem Standort stehen bleiben können.
Michael Mößnang, LWF
»Ivenacker Eichen« - Waldgebiet des Jahres 2020
Das weithin bekannte, aber nur 164 ha große Waldgebiet in Mecklenburg- Vorpommern befindet sich etwa 30 Kilometer nordwestlich der Stadt Neubrandenburg. Es verkörpert in besonderer Weise die mittelalterliche Wirtschaftsform der Waldweide (Hutung), welche über Jahrhunderte Kultur und Brauchtum der Menschen prägte. Darstellung und Entwicklung dieser historischen Waldnutzungsform stehen bei den Ivenacker Eichen im Mittelpunkt.
Pflegerische Maßnahmen wie die Freistellung der Eichenkronen beziehen sich nicht nur auf die bis zu 1.000 Jahre alten Eichen, sondern auch auf die jüngeren Hutewald-Exemplare. Wahrhaft beeindruckend sind die ältesten Baumveteranen. Die Mächtigste dieser urigen Eichen besitzt einen Umfang von 11,7 m und ein Volumen von 140 m³. Damit ist diese Eiche deutlich stärker als alle anderen in Europa bekannten Eichen. Um die historische Waldnutzung dauerhaft zu ermöglichen, wurde das Gebiet mit der »Schutzwaldverordnung Ivenacker Hudewald« 2010 forstrechtlich und mit der »Verordnung Nationales Naturmonument Ivenacker Eichen« 2016 naturschutzrechtlich geschützt.
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) verlieh den Titel »Waldgebiet des Jahres« im Jahr 2020 an die Ivenacker Eichen, weil es den Forstleuten vor Ort hervorragend gelingt, im Rahmen der modernen naturnahen Forstwirtschaft auch noch die mittelalterliche Bewirtschaftungsform des Hutewaldes zu veranschaulichen.
red
www.ivenacker-eichen.de
Puppenräuber gesucht!
Seit 2018 erlebt Nordbayern eine Schwammspinner-Massenvermehrung, die den ohnehin stressgeplagten Wäldern zusätzlich zusetzt. Glücklicherweise haben die haarigen Raupen aber auch Feinde. Zu diesen gehören z. B. der Kleine und der Große Puppenräuber: zwei Laufkäfer, die Raupen und Puppen von Schmetterlingen nachstellen.
Doch noch ist einiges über die beiden Arten im Dunkeln. So wisse man nicht genau, von woher die golden schillernden Großen Puppenräuber zu uns kommen, denn außerhalb solcher Massenvermehrungen fehlen Beobachtungen völlig. Stand des Wissens ist, dass die flugstarken Käfer aus Südeuropa als »Katastrophentouristen« zu uns einfliegen.
Puppenräuber sind extrem gute Flieger und wurden auch schon auf weit im Meer liegenden Bohrinseln gesichtet. Kaum minder spannend ist der kupferfarbene Kleine Puppenräuber. Diese Art ist ein »Dauercamper« und bleibt uns auch zwischen den Raupenjahren erhalten.
Stefan Müller-Kroehling, LWF
Puppenräuber gefunden? Meldung an: Puppenraeuber@lwf.bayern.de www.forst.bayern.de/naturwaelder
Der Wolf und das Schalenwild
Seit einigen Jahren streift der Wolf wieder durch Bayerns Wälder, vor allem in Nord- und Ostbayern. Neben Landwirten und Weidehaltern bereitet das auch vielen Jägerinnen und Jägern Sorgen. Ein Forschungsprojekt an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft geht der Frage nach, wie sich die Anwesenheit des Wolfs auf das Verhalten und die Lebensraumnutzung von Hirsch, Reh und Wildschwein auswirkt.
Untersucht werden diese Aspekte im Veldensteiner Forst (Lkr. Bayreuth), wo das aktuell einzige bayerische Wolfsrudel mit einem bestätigten Nachwuchs lebt. Mit Hilfe von Wildkameras werden dort die Bewegungen der Wölfe und des Schalenwilds systematisch erfasst. Das Forschungsprojekt soll erstmals wichtige Erkenntnisse für die Beziehung von Wolf und Schalenwild in ganz Bayern liefern.
Es findet in Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten und unter Einbindung der regionalen Wolfsbeauftragten sowie des Obersten Jagdbeirats statt. Neben dem Rudel im Veldensteiner Forst existieren in Bayern auch Nachweise von Wölfen in der Region entlang der tschechischen Grenze, auf den beiden Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels in der Oberpfalz sowie zuletzt auch in der Bayerischen Rhön.
red
Wildkatze! Quo vadis?
Schon seit einigen Jahren erobert die Europäische Wildkatze langsam, aber stetig Bayerns Wälder wieder zurück. Ein Projekt wird nun die Lebensraumnutzung dieses überaus scheuen Tiers noch genauer erforschen. Es soll herausfinden, ob die Wildkatze nicht nur den Wald, sondern auch das Offenland als Lebensraum nutzt. Das Projekt läuft in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Haßberge und Schweinfurt. Erste Ergebnisse werden bis Ende des Jahres erwartet.
Zurzeit leben etwa 700 Wildkatzen in Bayern, Tendenz steigend. Um von einem Waldgebiet ins nächste zu wandern, nutzen Wildkatzen auch das strukturreiche Offenland. Ob sie auch außerhalb des Waldes leben können, soll nun mithilfe eines bereits in Waldgebieten erfolgreich eingesetzten »Lockstock- Monitorings« erforscht werden. Dabei werden Wildkatzen durch eine Baldrianessenz während ihrer Paarungszeit im Frühjahr angelockt.
An speziell präparierten Stöcken reiben sich die Katzen und hinterlassen dort ihre Haare. Diese werden im Genlabor des Bayerischen Amts für Waldgenetik untersucht und können einzelnen Individuen zugeordnet werden. Weitere Informationen zur Wildkatze in Bayern gibt es online im Wildtierportal Bayern.
red
www.wildkatze.bayern.de
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