Arme Böden, raues Klima
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Abb.1: Der Frankenwald ist ein deutsches Mittelgebirge im Norden Bayerns und Südosten Thüringens. (Foto: C Kelle-Dingel)
Der Frankenwald wird geologisch durch Tonschiefer und Grauwacken, im östlichen Teil auch durch Diabase gebildet. Diese sehr alten Gesteine bilden basenarme bis sehr basenarme Braunerden, die der Gefahr der Versauerung ausgesetzt sind. Oft sind die Böden sehr skelettreich und besitzen ein eher geringes Wasserspeichervermögen, das gerade auf den Hochflächen des Frankenwaldes zu Austrocknungstendenzen führen kann.
Die durchschnittliche Höhenlage beträgt zwischen 500 und 600 m ü.NN. Die höchsten Erhebungen des Frankenwaldes erreichen mit dem Döbraberg 795 m und dem Wetzstein 792 m. Das Klima zeigt sich als ein raues Mittelgebirgsklima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 6 °C, mit 140 bis 160 Frosttagen im Jahr und einem durchschnittlichen Niederschlag von 975 mm. Kennzeichnend sind auch der sehr späte Frühlingsbeginn im Frankenwald und die häufigen sehr kalten Ostwinde im Winterhalbjahr.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft betreibt im Frankenwald in der Nähe des Rennsteiges zwischen Steinbach am Wald und Tettau die Waldklimastation Rothenkirchen in einer Höhenlage von 650 m.
Einst Buchenwald und Eibenland
Auch wenn sich heute der Frankenwald überwiegend als Fichtenwaldgebiet zeigt, so ist doch die Buche von Natur aus die Hauptbaumart des Frankenwaldes. Natürliche Fichtenvorkommen werden nur in Höhenlagen über 730 m zum Beispiel am Döbraberg oder im Tettauer Winkel – wegen der typischen Begleitflora wie Bergreitgras und Siebenstern – angenommen (Türk 1993 a).
Der Waldmeister-Buchenwald und der Hainsimsen-Tannenbuchenwald würden sich kleinräumig im Frankenwald abwechseln (Türk 1993 a, b). Von den Baumarten sind hier die wichtigsten Begleiter der Buche die Weißtanne, in tieferen Lagen vor allem entlang der größeren Täler die Traubeneiche und auch die Eibe. Die Eibe wurde im Mittelalter vor allem wegen des regen Eibenholzhandels über Nürnberg sehr stark zurück gedrängt. Später rotteten die Fuhrleute die Eibe entlang der Straßen und Wege aus, da die Eibe für die Pferde enorm giftig ist.
Auch zu Zeiten der Waldweide haben die Bauern die Eibe wegen ihrer Giftigkeit für Rinder und Ziegen bekämpft. Die Kahlschlagverfahren der Forstwirtschaft seit dem 19. Jahrhundert und der steigende Rehwildverbiss haben weiter zu einem Rückgang der Eibe im Frankenwald geführt, so dass heute nur noch einzelne Exemplare in den Wäldern zu finden sind. Immerhin ist der älteste Baum des Frankenwaldes eine Eibe bei Schwarzenbach am Wald.
Steile Hänge und tiefe Täler
In der Bodenvegetation sind neben dem namengebenden Waldmeister und der Hainsimse in höheren Lagen vor allem die Zwiebeltragende Zahnwurz und der Hasenlattich bemerkenswert. Durch die steilen Hänge der Täler mit relativen Höhenunterschieden von 150 bis 200 Meter sind Edellaubbaumwälder im Frankenwald weit verbreitet.
Heute noch kann man diese durch die Häufigkeit von Berg- und Spitzahorn in den dortigen Steilhangwäldern und durch das Auftreten von typischen Schluchtwaldbegleitern wie zum Beispiel Sommerlinde, Bergulme, Waldgeißbart, Mondviole, Christophskraut und Stacheligem Schildfarn erkennen. An den vielen kleineren und größeren Bachläufen wären Erlen- und Eschenwälder mit Traubenkirschen die natürliche Vegetation (Walter 1984).
Holzhandel und Flößerei
Der Frankenwald, der in früheren alten Urkunden »Nortwald« hieß, wurde seit etwa 1000 n. Chr. stärker besiedelt und dadurch auch stärker genutzt. Insbesondere seit 1300 spielte die Flößerei eine immer größere Rolle. Hierbei wurde das flößbare Tannenholz dem schweren Buchenholz bevorzugt.
Dies führte bereits in der Zeit von 1500 bis 1800 zu einem starken Zurückdrängen der Buche und zu einer Förderung der Tanne. Die erste urkundliche Überlieferung der Flößerei stammt aus dem Jahr 1383 (Müller 1984). So verließen im Jahre 1821 10.700 sogenannte »Böden« (ca. 15.000 Festmeter) den Frankenwald, im Jahr 1870 bereits 40.000 Böden (ca. 200.000 Festmeter) (Moewes 2000).
Holzkohle für die örtlichen Hammerwerke
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Abb.2: Kohlenmeiler mit 100 Ster Holz waren keine Seltenheit. Bis zu vier Wochen schwelten große Kohlenmeiler vor sich hin. (Foto: S. Kuhn, Staatsarchiv Aargau)
Besonders tragisch hat sich für den Wald die Holzkohlegewinnung ausgewirkt. Holzkohle war bis ins 19. Jahrhundert hinein für Eisengießereien und Hammerschmieden der wichtigste Energieträger. Die Ausbeute der Holzkohle entspricht 20 bis 25 % des Holzgewichts und etwa der Hälfte des Volumens, aber erreicht das Doppelte an Hitzegraden.
Größere Kohlenmeiler enthielten 100 bis 120 Raummeter Holz. Für die Schmelze der Erze und die Bearbeitung von Metallen waren höhere Temperaturen nötig, die man mit der Hitze aus Holz allein nicht erreichen konnte. Daher benötigte man in großen Mengen Holzkohle. Je nach Meilergröße schwelte das Holz zwei bis vier Wochen, bis es zur Holzkohle wurde.
Für den Wald, aber insbesondere für die Laubbäume besonders belastend war die Pottaschegewinnung für die örtlich ansässigen Glashütten. Pottasche (Kaliumcarbonat K2CO3) wurde dem Gemenge als Flussmittel zugesetzt, um den Schmelzpunkt von 1.800 °C auf 1.200 °C zu erniedrigen. Dabei wurden auf Haufen oder in Gruben Äste und Hölzer, bevorzugt von Laubbäumen, die einen höheren Ertrag an Pottasche lieferten als Nadelbäume, verbrannt, und die Asche später in Laugenfässern und Schlämmbottichen ausgelaugt, letztendlich gesotten und eingedampft und in Flammöfen kalziniert.
So erhielt man aus 1.000 kg Holz bei der Fichte 450 g, bei der Pappel 750 g, bei der Buche 1.450 g und bei Ulme und Esche 3.900 g Pottasche. Die Pottaschegewinnung führte gerade in den Bereichen rund um die Glashütten, zum Beispiel im Tettauer Winkel, bereits im 18. Jahrhundert zu einem Rückgang der Buche. Erst mit der Entdeckung der Kalisalzlagerstätten ab 1852 verlor die Pottaschegewinnung aus Waldholz an Bedeutung und die Wälder konnten sich wieder erholen. Namen von Waldabteilungen wie Kohlleite, Kohlholz oder Kohlstatt erinnern bis heute an die Nutzung des Waldes durch die Köhlerei. Im Rahmen der Kartierung von Kulturgütern im Frankenwald konnten Hunderte alter Meilerstätten in den Wäldern kartiert werden (Hagemann 2012).
Pottasche für die Glashütten
Für den Wald, aber insbesondere für die Laubbäume besonders belastend war die Pottaschegewinnung für die örtlich ansässigen Glashütten. Pottasche (Kaliumcarbonat K2CO3) wurde dem Gemenge als Flussmittel zugesetzt, um den Schmelzpunkt von 1.800 °C auf 1.200 °C zu erniedrigen. Dabei wurden auf Haufen oder in Gruben Äste und Hölzer, bevorzugt von Laubbäumen, die einen höheren Ertrag an Pottasche lieferten als Nadelbäume, verbrannt, und die Asche später in Laugenfässern und Schlämmbottichen ausgelaugt, letztendlich gesotten und eingedampft und in Flammöfen kalziniert.
So erhielt man aus 1.000 kg Holz bei der Fichte 450 g, bei der Pappel 750 g, bei der Buche 1.450 g und bei Ulme und Esche 3.900 g Pottasche. Die Pottaschegewinnung führte gerade in den Bereichen rund um die Glashütten, zum Beispiel im Tettauer Winkel, bereits im 18. Jahrhundert zu einem Rückgang der Buche. Erst mit der Entdeckung der Kalisalzlagerstätten ab 1852 verlor die Pottaschegewinnung aus Waldholz an Bedeutung und die Wälder konnten sich wieder erholen.
Rückgang der Tanne...
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Abb.3: Die Tanne war ein stetiger Begleiter der Buche. Mitte des 19.Jahrhunderts begann ihr Rückzug aus dem Frankenwald. (Foto: M. Mößnang)
Bereits im ersten sogenannten »primitiven « Operat für den Staatswald im Frankenwald schrieb 1846 der damalige Forstmann Martin: »Die Tanne ist sonach die Hauptholzart des Fränkischen Waldes, durch die Natur, durch ihre Nutzbarkeit. Sie gewährt die Zuversicht, dass der veraltete Fränkische Wald ohne große Opfer werde zu jugendlicher Kraft zurückkehren können« (Behlen 1846).
Die Tanne sollte also weiter die Hauptbaumart des Frankenwaldes bleiben und in einem 144-jährigen Umtrieb bewirtschaftet werden. Dennoch führten große Sturmwürfe zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Kahlschlagwirtschaft, Begründung von Reinbeständen und örtlich auch eine zunehmende Immissionsbelastung durch Glashütten und Papierfabriken vor allem ab 1900 zu einem merklichen Rückgang der Tanne und zur Ausbreitung der Fichte.
...und Siegeszug der Fichte
Das Holz der Fichte war ebenso gut und vielseitig verwendbar wie das der Tanne, sie war ebenfalls flößbar wie die Tanne, aber sie war unkomplizierter in der Bestandsgründung, profitierte von den Kahlschlägen und Wiederaufforstungen nach Stürmen und trat seit 1830 einen unbeschreiblichen Siegeszug im Frankenwald an, der sie bis zur dominierenden Baumart führte.
Auf vielen Flächen musste die Tanne nun im Gleichschluss mit der robusten Fichte aufwachsen, so dass sie dieser letztendlich unterlag. Die Fichte hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits diesen Zweikampf für sich entschieden. Im Jahre 1910 betrug die Baumartenverteilung im Frankenwald zwei Drittel Fichte, ein Drittel Tanne und nur noch sehr wenig Buche. Immerhin war 1934 das damalige Forstamt Kronach nach den forststatistischen Jahresberichten der Bayerischen Staatsforstverwaltung mit einem Anteil von 55 % Tanne noch das tannenreichste Forstamt ganz Bayerns.
Für den Staatswald im Frankenwald ergab sich 1934 noch eine Baumartenzusammensetzung aus 71 % Fichte, 25 % Tanne und 4 % andere Baumarten, vor allem Buche (Schmidt 2004). Nach den neuesten Erhebungen der letzten Bundeswaldinventur 2012 ist die Fichte weiterhin mit 72 % die wichtigste Baumart, gefolgt von der Buche mit 12 %, während die Tanne nur noch knapp zwei Prozent einnimmt.
Waldbau und Klimawandel
Der Klimawandel zwingt zum raschen Waldumbau auch im Frankenwald! Die Fichte ist die anfälligste Hauptbaumart für Wärme und Trockenheit und folgendem Borkenkäferbefall. Klimatolerante Wälder müssen daher Mischwälder aus verschiedenen Baumarten sein. Im Frankenwald werden es die drei bekannten Arten Tanne, Buche und Fichte, aber auch Douglasie, Bergahorn und Traubeneiche sein, die künftig das Waldbild vielfältig prägen.
Mehrere Hauptbaumarten machen den Wald gemischter und durch naturnahe Forstwirtschaft und langfristige Verjüngungsvorgänge wird der Wald strukturreicher und vielfältiger. Aus ökologischen Gründen wird auch ein ausreichender Anteil der sogenannten Weichlaubhözer (Aspe, Birke, Salweide, Vogelbeere) belassen. Aus der Sicht des Försters und Waldbesitzers wird der Wald daher stabiler und krisensicherer und ist damit auch künftig weiterhin wertorientiert; aus der Sicht des Naturfreundes und Naturschützers wird der Wald naturnäher, nischenreicher und erhält die waldtypische Artenvielfalt; aus der Sicht des Waldbesuchers wird der Waldaufbau vielfältiger, interessanter und damit der Erlebniswert des Waldes höher.