Heinrich Förster
Waldtag 2016 der bayerischen Forstwirtschaft - LWF- aktuell 111

Annähernd 200 interessierte Besucher kamen zum Waldtag der Vertreter der bayerischen Forstwirtschaft (VBF) ins Zentrum Wald-Forst-Holz nach Freising-Weihenstephan. Das Thema 2016: Regionalität in der Forst- und Holzwirtschaft.

Die LEADER Förderung als regionale Entwicklungsstrategie

Die VBF repräsentieren mit ihren 21 Mitgliedern den gesamten Forstsektor in Bayern: von den privaten, kommunalen und staatlichen Waldbesitzern über die Berufsvertretungen und die Forschung bis hin zur Staatsregierung. Ein solch ungewöhnliches Spektrum ist in Deutschland einmalig. Die Möglichkeit, Themen mit großer Innen- und Außenwirkung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bietet sich bei dem im zweijährigen Turnus stattfindenden Waldtag im Zentrum Wald- Forst-Holz Weihenstephan.

Staatsminister Brunner steht mit einer Dame und mehreren Herren auf der Bühne

Abb.1 : Die Festrede zum Waldtag 2016 hielt Bayerns Forstminister Helmut Brunner (vordere Reihe, 3. v.r.)
Foto: C. Josten

Regionale Prozesse, insbesondere auch sektorenübergreifend, können mit regionalen Entwicklungsstrategien für Bürger, Interessengruppen, Fachverbände und Wirtschaftsunternehmen, durch die LEADER Förderung umgesetzt werden. Mit dieser Förderung lassen sich auch neue Projektideen verwirklichen, die für die Region von Bedeutung sind. In spannenden Vorträgen informierten Praktiker aus Franken über regionale Zusammenarbeit, den daraus entstandenen Mehrwert für die Beteiligten, aber auch über den Aufwand für die Beteiligten. So ließen sich dort über einen interkommunalen Arbeitskreis der LEADER Arbeitsgruppe 28 Kommunen aus zwei Landkreisen für gemeinsame Projekte gewinnen.

Regionalität beim Thema Holz

Besucher tauschen sich an Informationsständen aus.Zoombild vorhanden

Abb 2: Besucher des LEADER-Informationsstands (Foto: C. Josten)

Regionalität im Marketing – in der Lebensmittelbranche nichts Neues. Die beiden unterschiedlichen Konzeptionen in dieser Branche lassen sich auch auf die Forstwirtschaft übertragen. Holz »aus der Region für die Region« zum einen und »Sonderprodukte als regionale Besonderheit « zum anderen. Regionalität dient zum einen zur Stärkung der Region nach innen und zum anderen als »Exportschlager «.

Mit den Produktionsmitteln Boden und Bäume können verschiedene Zielsetzungen der Waldnutzung umgesetzt werden, von der Holzproduktion bis hin zu allen für den Menschen wichtigen Funktionen der Wälder. Produkte, die für regionale Besonderheiten stehen, Holzarten oder Qualitäten, entwickeln sich aufgrund besonderer Standortfaktoren vor Ort.

Regionalität beim Thema Holz verbindet sich oft mit Natürlichkeit und Heimat, weckt auch Assoziationen zu Bräuchen und Traditionen. Zum Beispiel reicht das Thema Regionalität beim Holz für eine an einen Nationalpark angrenzende Gemeinde von »Natur, Natur sein lassen« bis hin zu den Nutzungsmöglichkeiten des Werkstoffes Holz in traditionellen und innovativen Bereichen.

Regionallabel PEFC

Mann hält eine Rede.Zoombild vorhanden

Abb. 3: Johann Killer (Vorsitzender WBV
Wolfratshausen e.V.) (Foto: C. Josten)

Um den Nachweis für den Verbraucher zu führen, wurde nicht zuletzt auf Initiative bayerischer Politiker das PEFC-Regionallabel entwickelt. »Global denken und lokal handeln« lässt sich mit diesem Label umsetzen. Es bietet die Möglichkeit, sich die Regionalität durch neutrale Gutachter bewerten und bestätigen zu lassen. Diese Zertifizierung schafft Vertrauen, da es dem Verbraucher nicht möglich ist, diese Überprüfung selbst durchzuführen. Regionalität ist vor Ort, ist nicht anonym, ist »Holz der kurzen Wege « und wird vom Verbraucher in Richtung Nachhaltigkeit interpretiert.

Durch die Verwendung eines Regionallabels können wir die Holzverwender für heimische Produkte sensibilisieren. Von der erfolgreichen Nutzung des PEFC-Regionallabels sowohl für den Produzenten, den Waldbesitzer als auch den Säger, Zimmerer und Schreiner berichtete ein Referent aus dem bayerischen Oberland. In der Schweiz wird das Herkunftszeichen Schweizer Holz bereits seit sieben Jahren genutzt.

Hier sollte es die Möglichkeit bieten, einheimische Produkte auf dem Markt zu differenzieren. Erklärtes Ziel war es auch, eine Gegenbewegung zur Globalisierung zu starten und die Anbieter in Ihrem Marketing zu unterstützen. Es konnte auch hier festgestellt werden, dass es den Konsumenten zunehmend wichtig ist zu wissen, woher das Produkt stammt, welches sie gerade einkaufen.

Festrede von Stastminister Helmut Brunner

Teilnehmer sitzen im Saal und hören einen Vortrag.Zoombild vorhanden

Abb. 4: Vortrag von Frau Prof. Dr. Roosen (Foto: C. Josten)

Die Festrede hielt Staatsminister Helmut Brunner. In seinem Vortrag hob der bayerische Forstminister auch die Rolle des Waldes im Klimawandel hervor. Einerseits sind unsere Wälder Hauptbetroffene des Klimawandels: bekannte Schädlinge profitieren, neue Schädlinge wandern ein, häufige Wetterextreme und steigende Temperaturen führen vermehrt zu Schadereignissen. Andererseits können Wälder auch ein Teil der Problemlösung sein. Unsere Wälder, die in Bayern auf über 100.000 ha mit klimatoleranten Baumarten angereichert wurden, bieten die Möglichkeit, dem globalen Kreislauf Kohlenstoff zu entziehen.

Er betonte, dass es in Zeiten von Digitalisierung und zunehmender Urbanisierung immer wichtiger wird, das Handeln im Wald der Gesellschaft zu erklären. Das System Wald muss den Bürgern in seiner Komplexität näher gebracht werden. Regionalität ist derzeit ein absolutes Megathema, das in Zukunft immer wichtiger wird und auch der Forst-und Holzwirtschaft Chancen bietet, betonte der Minister. Die Menschen wollen insbesondere in Zeiten der Globalisierung und der weltumspannenden Warenströme wissen, wo ihre Produkte des täglichen Gebrauchs herkommen.

Regionalität schafft hier einen Vertrauensvorsprung, soll aber in keiner Weise bewährte Qualitätssiegel ersetzen. »Ich kann die ganze Branche nur ermuntern, hier am Ball zu bleiben und auch über den Aspekt des reinen Herkunftsnachweises hinaus zu denken. Denn Regionalität bietet vor allem die Chance zur Vernetzung auf dem im Wortsinne – »kurzen Weg«, so Forstminister Brunner. Neben den sehr interessanten Vorträgen zum Thema bot der Waldtag wieder Gelegenheit zum fachlichen und persönlichen Austausch zwischen den aus ganz Bayern angereisten Gästen.

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Autor

  • Heinrich Förster, Zentrum Wald Forst Holz