Helmut Volk
Das Naturerbe »Wald« und der Einfluss des Menschen - LWF-aktuell 107
Menschen haben Jahrtausende früher die Landschaft umgestaltet als allgemein bekannt ist. Dabei entstand eine neue Vielfalt, unser heutiges Naturerbe. Was heute als schützenswerte Natur aus der menschenleeren Urwaldzeit gilt, ist jedoch meist das Ergebnis gelenkter Natur durch Nutzung. Der Blick auf Jahrtausende der Landschaftsnutzung kann dies belegen. Schützenswertes in den Wäldern ist mehr aus der Entwicklung der Kulturlandschaft zu verstehen als aus Thesen zu natürlichen Wäldern und Waldgesellschaften. Für den Oberrhein und den Schwarzwald wird dies dargestellt.
Urwald, natürliche Waldgesellschaften und die Vegetation, die sich von selbst einstellt, wenn der Mensch nicht eingreift, sind in der Vegetationskunde und der Waldökologie wichtige und erreichbare Naturschutzziele. Beide Wissenschaften leiten diese maßgeblich daraus ab, dass es bis etwa 1800 noch großflächig natürliche Wälder gab, die genau erfasst und von der Vegetationskunde zum System der natürlichen Waldgesellschaften entwickelt wurden.
Das Kriterium Natürlichkeit bewertet Wälder und teilt sie in bedeutend oder unbedeutend für den Naturschutz ein. Durch Saat oder Pflanzung entstandene Wälder werden, weil nicht »natürlich« entstanden, meist schlecht qualifiziert. Solche Wälder haben wir überwiegend in Deutschland.
Neue Forschungen zeigen, dass sich die Wälder in Jahrtausenden anders entwickelt haben als bisher angenommen wurde. Der Übergang von der Natur- zur Kulturlandschaft wird am Oberrhein schon vor 7.000 Jahren angesetzt. Thesen von Vegetationskunde und Waldökologie über Urwald und Waldgesellschaften sind fraglich geworden, weil der Mensch sehr früh die Landschaft verändert hat.
Im Schwarzwald sind Anfänge der Kulturlandschaft bereits in der Bronzezeit um 1200 v. Chr. nachgewiesen. Landwirtschaft und Bergbau haben den Schwarzwald zur Kelten- und Römerzeit so verändert, dass es das häufig beschriebene »Urwaldgebiet Schwarzwald« im Mittelalter nicht mehr geben konnte.
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