Monika B. Arzberger und Michael Suda
Partizipation und Nachhaltigkeit – von Menschen und Wäldern - LWF-Wissen 72
Im Jahr 1992 hat die Weltgemeinschaft die »nachhaltige Entwicklung« zu ihrem Leitbild erhoben. Die mit Nachhaltigkeit verbundene Vorstellung, die gegenwärtig den Diskurs bestimmt, geht von umweltgerechten, dauerhaften Produktionsprozessen aus und beschreibt eine Welt, die ihre Güter und Früchte gerecht teilt und künftigen Generationen mindestens die gleichen Freiheitsgrade einräumt. Ein wunderbares harmonisches Bild in einer Welt voller Hunger, Kriege, Elend und Ressourcenvernichtung. In dieses Bild passt auch die Auflösung von Hierarchien und Machtpositionen. Menschen sitzen gleichberechtigt im Kreis, hören einander aufmerksam zu und suchen gemeinsam nach der besten Lösung für alle. Beteiligung oder Partizipation ist ein wichtiger Baustein in der Agenda 21 von Rio. Nachhaltige Entwicklung und Partizipation sind eng miteinander verwoben.
Zoombild vorhanden
Abbildung1: Die Beteiligungsleiter zwischen Nicht-Partizipation und Bürgermacht
Vor 300 Jahren saß der Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz in seiner Schreibstube und schrieb seinen Satz über die »nachhaltende Nutzung« auf das vor ihm liegende Dokument. Ein großer Moment für die Forstwirtschaft, denn ein zentraler Begriff wurde geboren. Den Hintergrund seiner Überlegungen bildete eine prognostizierte Holznot, verursacht auf der einen Seite durch den Holzhunger der aufkommenden Industrialisierung, die im Bergbau Salz und Metall gewann und die Rohstoffe weiter verarbeiten wollte, und einer Bevölkerung auf der anderen Seite, die ihre Grundbedürfnisse nach Wärme und Heimstadt aus dem Wald zu befriedigen suchte.
Beide Seiten müssen sich einschränken, damit auch die nächste Generation über genügend Holzressourcen verfügt. Wir befinden uns in der Zeit des Absolutismus, Partizipation oder der Stakeholderdialog sind Fremdwörter. Auch wenn Carlowitz die Idee verfolgt hätte, dass es um einen Ausgleich der Interessen zwischen widerstrebenden gesellschaftlichen Kräften am Wald geht, er hätte weder seinen Fürsten noch die aufstrebenden Industrieunternehmen von den Möglichkeiten und dem Nutzen der Partizipation überzeugen können.
Die Machtverteilung spielte damals wie heute die entscheidende Rolle beim Gedanken an eine nachhaltende Nutzung. Es war die Kohle, die die erforderliche Entspannung für die Wälder und den gesellschaftlichen Konflikt brachte. Diese nicht nachhaltige Form der Energieversorgung schaffte den erforderlichen Zeitraum zum tiefen »Durchatmen« mit all den oft beschriebenen Folgen, wie chronischer Bronchitis, Smog, Waldsterben und Klimawandel.
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Autoren
- Monika B. Arzberger
- Michael Suda