Ingrid Hennig
Die Schwarzpappel (αιγειρος/aigeiros, Populus nigra) in der griechischen und römischen Literatur - LWF-Wissen 52
Schon in der ältesten abendländischen Dichtung, den beiden großen, vermutlich im 9. oder 8. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Epen Ilias und Odyssee, die man dem Dichter Homer zuschreibt, findet die Schwarzpappel Erwähnung.
Immer ist sie Teil der Schilderung einer idyllischen Landschaft mit Wiesen, Bächen und Quellen, z. B. als die phäakische Königstochter Nausikaa dem Odysseus den Weg zum Palast ihres Vaters beschreibt (Od. VI 291 f.): „Einen herrlichen Hain der Athene wirst du nahe an dem Weg finden, von Schwarzpappeln, und darin fließt eine Quelle, und rings umher ist eine Wiese“ (Übersetzung W. Schadewaldt).
Auch die Höhle der Zauberin Kirke ist u.a. von Schwarzpappeln umgeben (Od. V 64 ff.): „Und ein Wald wuchs um die Höhle, kräftig sprossend: Erle und Schwarzpappel und auch die wohl duftende Zypresse. ... Und Quellen flossen ... Und rings sprossten kräftig weiche Wiesen von Veilchen und Eppich.“
Die Pappeln wachsen immer auf feuchtem Boden, möglichst in der Nähe einer Quelle und oftmals gemeinsam mit anderen feuchtigkeitsliebenden Bäumen wie Weiden und Erlen.
In der Ilias (IV 483) heißt es von der Schwarzpappel, dass sie „in der Niederung wächst in einem großen Sumpfland“. Noch genauer wird der Standort in der Odyssee charakterisiert (um einen Brunnen „war von Schwarzpappeln, die sich von Wasser nähren, ein Hain“ (XVII 209) oder IX 141 ff.: „Doch am Kopf des Hafens fließt helles Wasser, eine Quelle, hervor aus einer Grotte, und Schwarzpappeln wachsen darum.“
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