Monika Arzberger
Nachhaltigkeit: Wer hat's erfunden? - LWF-aktuell 76

Hans Carl von Carlowitz (1645 - 1714) gehört sicherlich zu den meistgenannten Forstleuten in der nicht-forstlichen Wissenschafts- und Populärwissenschaftsliteratur. Zu diesem Ruhm verhalf ihm der Umstand, dass er in seiner Sylvicultura oeconomica eine »continuirlich beständige und nachhaltende Nutzung« der Wälder zur Vermeidung einer »große(n) Noth« an Holz für dringend geboten erachtete. Aus seiner nachhaltenden Nutzung wurde im Laufe der vergangenen 300 Jahre das Prinzip Nachhaltigkeit (vgl. dazu z.B. »Prinzip Nachhaltigkeit« (2009) des Theologen und Sozialethikers Markus Vogt).

Wer heute die Definition eines Begriffes nachschlägt, greift in der Regel nicht mehr ins Bücherregal, sondern schaltet den Computer ein und sucht im Internet nach dem zu klärenden Wort. Wer »Nachhaltigkeit« als Suchbegriff eingibt, erhält knapp drei Millionen Ergebnisse. Geht er diesen nach, wird er meist auf Carlowitz als den Ahnherrn des Begriffs stoßen, die dazugehörigen Überlegungen zur Forstwirtschaft oder gar zu 300 Jahren forstwissenschaftlicher Entwicklung findet er hingegen seltener.

Exemplarisch für diese Beobachtung stehen zwei Zitate aus sicherlich populären Online-Nachschlagewerken: »Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde erstmals 1713 von Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg (Sachsen), formuliert, doch es wurde in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten weitestgehend missachtet« - nachzulesen im Lexikon der Nachhaltigkeit.