Joachim Hamberger
Der Tannensäer von Nürnberg - LWF-aktuell 82
Die Wälder rund um die Freie Reichsstadt Nürnberg waren bereits im 14. Jahrhundert wegen des immensen Holzbedarfs der Stadt und ihres industriellen Gewerbes außerordentlich stark belastet. Der Nürnberger Patrizier Peter Stromer erkannte die Gefahr, die von einer Verknappung der Holzversorgung ausging. Mit seinen »Tannensaaten« war Peter Stromer dem Verständnis, den Traditionen und der Denkweise seiner Zeit weit voraus. Schon bald wurden in ganz Europa devastierte Wälder nach Art der Nürnberger Tannensäer neu begründet.
Peter Stromer (~1310 bis 1388) gehörte zu den Hauptherren des Nürnberger Handelshauses Stromer, einem gemischten Konzern für Fernhandel, Berg- und Hüttenwesen. Die Firma betrieb unter anderem Eisenhämmer an der Pegnitz sowie Bergbau und Hüttenwesen in der Oberpfalz und in den Karpaten.
Das Handelshaus Stromer brauchte für seine vielfältigen Gewerbe große Mengen Holz und Holzkohle und war zeitweise der größte Holzbezieher aus dem Nürnberger Reichswald. Dieser war auf Grund des Wachstums der Stadt im Hochmittelalter stark beansprucht. Holzmangel wurde immer akuter. Mit einschneidenden Maßnahmen und restriktiver Bewirtschaftung versuchte man die Versorgung sicherzustellen, war aber wenig erfolgreich.
Die sich zunehmend verschlechternde Holzversorgung dürfte der Anlass für Peter Stromers systematische Forstkulturversuche gewesen sein. Es war wohl sein Interesse als Unternehmer, das ihn nach Wegen aus der Versorgungskrise suchen ließ. Nach intensiver Vorbereitung und genauer Naturbeobachtung gelang es ihm 1368, eine erfolgreiche Technik der Waldsaat zu entwickeln. Dadurch rettete er die schnell expandierende Wirtschaft aus einer Notlage, die die Stadt in den zwei Generationen zuvor gezwungen hatte, bestimmte energieintensive Gewerbe aus ihrer Bannmeile zu weisen. Seine nur scheinbar belanglose Leistung der Waldsaat ist jedoch aus zwei Gründen bemerkenswert.
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